National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0238 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 238 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000244
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

226

Diese in opus pseudoisodomum errichteten Mauern scheinen die ältesten Teile der Burg zu sein. — Ebenfalls verdienten eine neue Betrachtung und nähere Beschreibung die von Rawlinson') erwähnten Ruinen von Deira, südöstlich Qasr i Shirin, die Rawlinson, welcher Sasanidisches und Arsakidisches immer als Einheit zusammenfaßt, für vorsasanidisch und für vielleicht in alexandrinische Zeit gehörig betrachtet.

An sehr entlegener Stelle publiziert und daher scheinbar ganz unbeachtet geblieben ist ein Denkmal, welches im Khan von Hàrünàbàd in naher Nachbarschaft der auf Tafel XLVII und XLVIII abgebildeten Bauten gefunden wurde. Es ist die von J. F. Jones entdeckte griechische Grabstele2), mit Giebelform. Ihre Inschrift, die in das C. I. Gr. nicht aufgenommen ist, lasse ich hier ohne jede Konjektur folgen:

EYMENHI AHMHTPIOY
IAMAPITHI XAIPE
ErlITAXION
LrONAPIINOHIgg
PAIEMENHAHMH
TPIOYYIONHEPINME
IHITOYMONEMA

Der Rest ist leider zerstört. Der Schriftcharakter ist nach der alten Publikation nicht zu bestimmen. Ober den Verbleib des Monumentes habe ich nichts ermitteln können. Vielleicht ist es noch an Ort und Stelle.

Die wenigen Funde von hellenistischer Skulptur auf babylonisch-assyrischem und iranischem Boden ergänzen das Bild, das man sich von der Architekturentwickelung entwerfen kann. Hierzu darf man auBer den wenigen Funden in Susa die bei dem späten kleinen Tempel in Assur gefundene, nur 64 cm hohe Muschelkalkstele des nackten, auf die Keule gestützten Herakles, der über dem linken Arm das Löwenfell trägt, zählen$ ). Die Modellierung ist roh, aber rein westlich, die Haltung erinnert an die des Hercules Farnese. Eine hübsche Replik der bekannten Knöchelspielerin, aus weißem Marmor von gewerbmäßiger Arbeit, sah ich schon 1905 in Baghdad im Besitz des deutschen Konsuls C. Richarz, sie ist im Tigris bei Seleukeia gefunden'). Nach diesen wenigen Resten kann man sich eine Vorstellung von dem handwerkmäßigen figürlichen Skulpturenschmuck machen, der der hellenistischen Architektur dieser Länder so wenig gefehlt haben wird, wie der Syriens und Ägyptens. Oberall sind die griechischen Formen der einheimischen Tradition aufgepflanzt.

An den Hellenismus knüpft unmittelbar die arsakidische Kunstübung an. Aber während die Zeit Alexanders und der ersten Diadochen alle Grenzen zwischen Griechenland und dem fernen Osten beseitigt hatte, richtet das Arsakidenreich wieder die uralte Schranke zwischen Orient und Okzident auf. Ermessen kann man das an der durchaus selbständigen Entwickelung, die nun die Kunst des baktrischen Reiches und ihre besser bekannte Nachfolgerin, die Kunst des Gandhàra- und Swatgebietes, nimmt. In ähnlicher Weise selbständig ist die Entwickelung der arsakidischen und später der sasanidischen Kunst, in der die alte orientalische Tradition in neuem hellenisierten Gewande wieder mehr und mehr an die Oberfläche tritt. Allerdings laufen die Entwickelungen denen der westlichen Länder parallel, und die Schranken sind keine unübersteiglichen. Und Th. Nöldeke betont mit Rechts), daB, wie die ganze Geschichte der Arsakiden und des Sasanidenreiches durch ihr Verhältnis zu Rom bedingt ist, so auch der KultureinfluB des geistig immer noch bedeutend höher stehenden Westens auf die Perser in diesem ganzen Zeitraum sehr hoch anzuschlagen ist, in Staats- und Heereseinrichtungen, wie in Kunst und Gewerbe.

') Journ. R. Geogr. fasc., IX, pag. 4i.

2) Selections from the Records of the Bombay Government, N. S. Nr. 43, 1857, Jones, Memoirs etc., pag. 593/4. ') M. D. O. G. Nr. 21, 1904, pag. 26. In Babylonien sind mehrere Herakles-Statuetten gefunden worden.

4) Konsul Richarz schreibt mir dazu: „Die Knöchelspielerin wurde von einem Fischer bei seiner Arbeit im

Tigrisbette unweit Seleukeia [d. i. der Nordmauer] gefunden und s. Z. dem Commis des englischen Lynch-Bootes

Medjidije für wenige Taler verkauft, an Ort und Stelle selbst."

') Gesch. d. Sasaniden, Aufsätze z. pers. Gesch. (aus d. Encyclop. Brit.), Leipzig 5887, pag. 90.