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0239 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 239 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000244
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Unsere Monumentenkenntnis aus arsakidischer Zeit ist etwas größer als die aus seleukidischer, aber immer noch beschränkt. Am besten und längsten kennen wir die Ruinen von Hatral ). Eine kunstgeschichtliche Würdigung dieser Ruinen ist hier nicht am Platze, sie wird uns außerdem in einer künftigen Fortsetzung der Veröffentlichung durch die Deutsche Orient-Gesellschaft versprochen. Aber Hatra ist ein höchst wichtiges Beispiel für die Art und Weise, wie altorientalische Elemente, und gerade in der achaemenidischen letzten Ausbildungsform, in den Hellenismus übergegangen sind. Die Bauten von Hatra sind in Bruchsteinbau mit Quaderverblendung ausgeführt, in recht wenig solider Technik. Es ist ganz auffallend, wie der Orient die prachtvollen technischen Errungenschaften seines Altertums vergessen und doch die solide Technik des Okzidents nicht angenommen hat. Über das Datum der Ruinen ist zu bemerken, daß ein Teil von ihnen sicher schon vor der trajanischen Belagerung existierte und auf den Gründer, Sanatrukes - al - Sâtirün, zurückgeht, daß ferner stilistisch keine wesentlichen Unterschiede zwischen diesen älteren und eventuellen späteren Teilen bestehen. Zerstört wurde Hatra nach Eutychios und Qotaiba schon durch Ardashir I., nach den phantasiereicheren Quellen, den arabischen Dichtern, und nach der dem Verfasser des Mudjmil vorliegenden Rezension des persischen Königsbuches erst von seinem Nachfolger Shâpür I. Jedenfalls lag Hatra, als Jovian 363 dort vorbeizog, als Ruine in media soliludine! (Ammian. XXV. 8, 5). Der ganze mögliche Zeitraum reicht also vom Beginn unserer Ara bis etwa 250 p. Chr.

Stellen auch die Ruinen von Hatra eine spezielle, lokale Ausbildung der östlichen, hellenistischen Architektur dar, so ist doch diese Gattung nicht auf Hatra beschränkt, und das ist für ihre Charakteristik nicht zu vergessen. Schon George Smith2) veröffentlichte in Photographie einen im Sanherib-Palaste zu Qojundjuq gefundenen Türsturz, der bis in das letzte Detail der Form, in Material und Größe, völlig zu dem bekannten Türsturz vom Hatrener Tempel stimmt. Die Fundumstände lassen es als durchaus unwahrscheinlich erscheinen, daß dies Stück etwa aus Hatra nach Ninive transportiert wäre. Daß in Ninive selbst der Stil von Hatra auch geübt wurde, wird dadurch bestätigt, daß auch aus Warka-Orkhoe ein verwandtes Stück bekannt ist. Loftus$) bemerkt, daß er unter verschiedenen Objekten, von denen er Zeichnungen gibt, das Relief eines Greifen fand, vollständig ähnlich dem vom Türsturz über dem Eingang zum Sonnentempel in Hatra. Die zugehörigen Münzfunde sind arsakidische4).

Sehr nahe verwandt dem Charakter dieser Reste aus Hatra, Ninus und Orkhoe sind die Ruinen von Garni in Armenien2 ). Hier finden wir einen Quaderbau mit ionischen Säulen, seltsamen Kapitellen und einem Schmuck der Gesimse, der etwas dekadente hellenistische Formen aufweist. Garni soll nach Moses von Chorene (1. I, cap. XI 34, lib. XI, cap. LXXXVII, p. 224) von Tiridates, dem ursprünglichen

') Ober die älteren Aufnahmen von Hatra, sowie über die klassischen und arabischen Nachrichten instruiert man sich leicht bei Ritter, Erdkunde X. — Für die Aufnahme kommen in erster Linie in Betracht, Transactions of the R. Inst. of Brit. Architects, Vol. VII, N. S. 1891, pag. 9 ss. Phené Spiers, Sasanian architecture, pag. 63 ss. Sir H. Layard, Notes on the ruins of El-Hather. — Ober Ritter noch nicht bekannte arabisch-persische Quellen Nöldeke-Tabari, pag. 33-40. Ober den Gründer von Hatra, Sanatruq-al- Satiren vgl. G. Hoffmann, Auszüge aus syr. Akten pers. Märtyrer 188o, pag. 185; Nöldeke - Tabari, pag. 50o; Marquart Unters. z. Gesch. v. Eran II, pag. 18, Anm. 2 und pag. 218-240. — Neuere Aufnahmen durch Jacquerez, Rev. Archéol. 1897, II, pag. 343 ss. — II. Wissenschaftl. Veröffentl. d. D. O. G. Hatra, nach Aufnahmen v. Mitglied. d. Assur-Expedition der D. O. G. I. Teil, v. W. Andrae. Leipzig 1908.

') Assyrian Discoveries, London 1875, pag. 146 u. 429.

s) Travels & Researches in Chaldaea & Susiana, with an account of Excavations at Warka, etc. by W. Kennett-Loftus, London 1857, pag. 225.

`) Schon Claudius J. Rich, Narrative of a residence on Koordistan, 1820, London 1836, II, führt unter den Funden in Koyundjuk pag. 37 ein Capitell, pag. 39 ein „cornice of gypsum, or what is called Mousul marble" auf. Er bemerkt pag. 42, zwei gleiche Capitelle fänden sich in der Grotte von Damlamadja vermauert, welche er „Thisbe's Well" nennt. Es ist 'nicht konstatiert, ob dieser Grottenbau noch existiert.

6) In Zeichnung bei James Morier, A second journey through Persia, Armenia and Asia Minor, etc. 1810-1816. London 1818, pag. 34o. — Vgl. Ker Porter II, pag. 627.

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