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0251 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 251 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000244
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Vom Osten Irans wissen wir weniger. Doch sind auch dort die sasanidischen Reste zahlreich, und selbst aus Afghanistan sind buddhistische Höhlenklöster und Einsiedeleien sasanidischer Zeit bekannt geworden.

Um zu zeigen, daß sasanidische Architekturen relativ gut bekannt sind, mag dies genügen. Das Aussehen der Ruinen ist ganz gleichmäßig, und unsere Tafel von Luar qapu in Qasr ist ein typisches Beispiel: aus ausgedehnten Trümmerhaufen und Schuttkegeln von kleinen, formlosen Bruchsteinen ragen, halb oder mehr verschüttet, einzelne Mauerzüge auf. Türen und Tore sind immer im Halbkreis überwölbt, quadratische Räume sind mit Kuppeln auf Trompen, rechteckige Räume mit Tonnen von kreis- oder eibogigem Querschnitt überdeckt. Die ganze Bauweise ist so unsolide, wie nur denkbar. Die Haltbarkeit beruht lediglich auf der Güte des bindenden Mörtels und auf der ungeschickten Dicke der Mauern. Ab und zu sind Bogen, Kanten, Ecken zur Verstärkung der Bauten in gebrannten Ziegeln aufgeführt. Die äußere Architektur, ausnahmslos in dekadenten Abwandlungen hellenistischer Formen gehalten, ist ausschließlich in Gipsputz, manchmal über einem Stein- oder Ziegelkern ausgeführt und daher fast ganz verschwunden. Nur sehr selten finden sich originelle Reste der Flächendekorationen in geschnittenem Stuck, aus einer sehr orientalischen Formenwelt. Die islamische Eroberung macht keinen scharfen Einschnitt in der baukünstlerischen Tradition in Iran, so daß besonders in abgelegenen Gebieten, wie im Lüristan, die alten sasanidischen Weisen noch bis ins hohe Mittelalter fortgesetzt werden, und eine genaue Zeitbestimmung der kleinen Ruinen fast unmöglich ist, solange keine Grabungen auf diesem Gebiete unternommen werden.

Anders liegt es nur für die großen Palastruinen des Fars, Khnzistäns und Mesopotamiens, und für die an der Heerstraße von Baghdad nach Hamadan erwähnten Ruinen, auch für Qasr i Shirin. Ist die zeitliche Bestimmung als spätsasanidisch hier ganz zweifellos, so ist die sachliche Bestimmung der Ruine Cuar qapu um so dunkler. Die ganze Anlage sieht aus, als sei sie aus lauter einzelnen Wohnhauskomplexen zusammengesetzt. In ihrer Mittelachse liegt frei, das übrige überragend, hinten der Einzelbau, den unsere Tafel IL darstellt. Er besteht aus einem einfachen quadratischen Raume mit sehr starken Mauern, mit Eckverstärkungen aus Ziegeln. Jede Seite besitzt ein rundbogiges Tor. Über den Raumecken sieht man bogenförmige Trompen, ein Achteck bildend, auf dem die längst eingestürzte Kuppel ruhte. Der Bau hat unverkennbare Analogien mit einer vielleicht achaemenidischen Ruine in Firüzabad, die Flandin aufgenommen hat' ). Ferner mit einem kleinen Bau bei Isfahan, den Jackson2 ) für zu dem alten Marash-Mugeanov gehörig hält, mit dem sog. Feuertempel, den Rawlinson auf Takht i Suléiman in Azarbaidjan beschreibt3), endlich mit dem quadratischen Bau mit Umgang im Zentrum von Hatra.

Alle diese Bauten werden für Feuertempel gehalten, für keinen ist der Beweis zu liefern, am ehesten für Hatra. Die kleine Ruine von Marash bei Isfahan ist zeitlich und sachlich ganz unbestimmt, vermutlich aber erst ein mittelalterlicher Bau, und kaum der altberühmte Feuertempel. Über die Bedeutung und das Alter der Ruine von Takht i Sulëiman hat Houtum-Schindler*) unbedingt mit Recht die schwerwiegendsten Bedenken: der heilige Feuertempel von Shiz, das Adhargushasp, ist diese Ruine wohl kaum. Nur in der Ruine von Hatra darf man mit Recht den Sonnentempel aus der Zeit Trajans erblicken. Immerhin mag die gewöhnliche Annahme, daß Bauten dieser Art Feuertempel sind, das Richtige treffen. Nach den Beschreibungen alter Feuertempel bei arabischen Schrif tstellern erwartet man solche einfachen Kuppelbauten. Die Feuertempel der Parsi dagegen sind anders

eingerichtet.

Schon für die sasanidische Zeit bleibt das Problem der Feuertempel sehr dunkel. Für die ältere Zeit, die achaemenidische, ist es völlig unlösbar. Ich habe viel darauf bezügliches Material zusammen-

') Voyage en Perse, texte, to 2, pag. 340.

2) A. V. Williams Jackson, Persia Past and Present, New York 1906, pag. 254.

5) J. R. G. S. X, 1841, pag. 1-64. Notes on a journey, etc. to the ruins of Takht i Suléimän. 4) Z. d. Ges. f. Erdkunde zu Berlin, 1883, XVIII, Reisen in NW-Persien 188o-82, pag. 327.