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0257 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 257 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000244
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Modellierung der Gesichtsformen ist die Vornansicht des Auges im Gegensatz zur Profilstellung des sonstigen Kopfes zu bemerken. Ganz unmöglich ist ferner der Sitz der Reiter und ihr Größenverhältnis zu

dem der Pferde wiedergegeben; mit den nach unten ausgestreckten Fußspitzen berühren jene fast den

Erdboden. So zeigt in diesem ersten Relief die sasanidische Reliefkunst eine bewußte Abhängigkeit von der altorientalischen Tradition, ein Festhalten und Befangensein in den überlieferten Kompositions-

formen ; aber zu gleicher Zeit macht sich das Streben geltend, etwas Neues, Monumentales zu schaffen, das

die Werke der früheren Zeit übertrifft. Die göttliche Belehnung, die Investitur des Herrschers, sollte an derselben Felswand, aber in eindrucksvollerer Weise, verherrlicht werden, an der Darius, als dessen recht-

mäßigen Nachfolger sich Ardashir betrachtete, über dem Eingang zu seinem Grabe, gleichfalls vor

dem Gotte und ihm opfernd, dargestellt war. Die Belehnungsszene des ersten Sasanidenfürsten, die in dieser Form seitdem typisch geblieben ist, findet sich noch einmal in Naqsh i Radjab (Taf. XII);

aber hier sind der Gott und der Fürst zu FuB dargestellt, und die Szene ist durch eine Reihe anderer Personen, auch die Figur des Kronprinzen, der an der Belehnung teilnimmt, vermehrt worden. Soweit es die schlechte Erhaltung des Reliefs zu beobachten gestattet, ist in der stilistischen Behandlung kaum ein Unterschied vorhanden, wenn auch vielleicht dieses früher wie jenes hergestellt worden ist.

Aus der Zeit des zweiten Sasanidenfürsten Shàpürs I. (241-272) kennen wir eine größere Anzahl von Reliefs. Die Belehnungsszene ist wiederum in zwei Variationen vorhanden. Das Relief, auf dem die handelnden Persönlichkeiten zu Fuß wiedergegeben sind, befindet sich. zu Firüzäbàd (Flandin et Coste Pl. 44); es ähnelt auch darin dem eben erwähnten Relief von Naqsh i Radjab, daß die Szene in Gegenwart des königlichen Gefolges dargestellt ist. Das Reiterrelief befindet sich in Naqsh i Radjab (Taf. XIII), es ist leider arg zerstört, läßt aber doch einen künstlerischen Fortschritt erkennen. Schon dadurch, daß der König nicht den Ring faßt, sondern nur den Arm nach dem ihm entgegengestreckten Herrschaftssymbol ausstreckt, hat der Künstler mehr Handlung und Leben in den Vorwurf zu bringen gewußt und die strenge Befolgung des Gleichmäßigen und Symmetrischen durchbrochen. Der Sitz des Reiters (wir sprechen hier nur von dem einigermaßen gut erhaltenen Gott) und sein Größenverhältnis zum Pferde ist natürlicher ; an Stelle der in schweren Falten lang herabwallenden Gewandung ist die Wiedergabe eines dünnen, krause Falten bildenden Gewandstoffes gewählt, der die Formen nicht wie dort verhüllt und sie besser hervortreten läßt. Das reich gezäumte Pferd zeigt außerordentliche Lebendigkeit und scheint unter dem straff angezogenen Zügel zu schäumen. Die leidige Verzerrung des Oberkörpers beeinträchtigt freilich auch hier den harmonischen Eindruck der Reiterfigur, in der sonst ein überraschender Fortschritt zu erkennen ist.

Einen weiteren Fortschritt zeigt das Relief von Naqsh i Radjab, auf dem Shâpür I. zu Pferde an der Spitze seines Gefolges wiedergegeben ist (Taf. XI). Hier hat der Künstler mit Geschick den ganzen Oberkörper, auch den Kopf, en face wiedergegeben. Die Wendung der Stellung zwischen Ober- und Unterkörper ist naturwahr beobachtet ; um so wunderlicher berührt es, daß es dem Künstler nicht gelungen ist, den linken Arm einigermaßen richtig zu zeichnen; trotz der en face-Stellung verschwindet er hinter dem Körper und läßt nur den vortretenden Ansatz an der Schulter erkennen. Das Gefolge ist en face mit Profilstellung des Kopfes dargestellt, und man hat sich sichtlich bemüht, eine malerische Wirkung dadurch zu erreichen, daß, vielleicht auch durch den schrägabfallenden Raum gezwungen, die sich überschneidenden Figuren an Größe seitlich abnehmen und zusammenschrumpfen, während nach hinten zu einige erhöhte Figuren angebracht sind. Trotz dieser Inkonsequenzen ist ein malerischer Eindruck erreicht und die Illusion hervorgerufen worden, daß eine weit größere Menge von Kriegern, wie wirklich

dargestellt ist, das Gefolge bildet.

Es kann nicht wundernehmen, daß der politische Haupterfolg Shapürs, die in Antiochia erfolgte Gefangennahme des römischen Kaisers Valerian, den Vorwurf für eine Reihe von bildlichen Darstellungen

gegeben hat.