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0258 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 258 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000244
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Das bekannteste derartige Relief befindet sich an der Felswand von Naqsh i Rustam (Tafel VII ). Es ist von äußerster Lebendigkeit und zeigt im Vergleich mit dem danebenbefindlichen Investiturrelief Ardashirs (Tafel V), welchen Fortschritt die sasanidische Reliefkunst innerhalb von höchstens 5o Jahren gemacht hat. Der streng symmetrische Aufbau wird jetzt dadurch gestört, daß an die Stelle einer stehenden Figur eine Inschrift und eine später hinzugefügte Halbfigur getreten sind. So bildet die Reiterfigur des Königs die Mitte, und die Spitze der pyramidenförmig aufgebauten Komposition ist die Krone des Herrschers, die über den Rahmen des Reliefbildes hinausragt und dadurch rein äußerlich das Überirdische des Herrschaftssymbols zum Ausdruck bringt. Eine gewisse Befangenheit macht sich in den Proportionen der Reiterfigur bemerkbar, deren Oberkörper etwas zu breit und gedrungen gestaltet ist ; auch die Beine des Pferdes sind zu kurz geraten. Der in dem Moment des Knieens auf-gefaßte Valerian ist äußerst lebendig aufgefaßt, und hier unzweifelhaft das sichtbare Bestreben vorhanden, eine Porträtfigur zu gestalten; einzelne Teile wie die Hände und das Ohr sind dagegen in ihren Proportionen verfehlt und zu groß geraten; ebenso das linke, nach hinten ausgestreckte Bein. Bei der Figur des Cyriades macht sich wiederum ein \lißverhältnis in der Körperdrehung bei empor-gestreckten Armen bemerkbar, wenn auch die allgemeine Haltung dieser Figur besonders gut gelungen ist. Im Detail der Gewandung und des Schmuckes kann sich der Künstler nicht genug tun und schwelgt in den schematisch und übertrieben gebildeten Haarlocken des Königs, in den symmetrisch angeordneten Falten der Gewandstoffe, der Bänder und gleichsam vom Wind gebauschten Mäntel. Sowohl beim König wie beim Kaiser sind die Mäntel von unten her aufgeblasen, und sie wehen beidemal nach verschiedenen Windrichtungen im Rücken der Figuren.

Dieselbe Darstellung wiederholt sich in Dârâbdjird (Flandin et Coste Pl. 33) und dann zweimal in Shâpür, wo sie inmitten einer in Streifen angeordneten, figurenreichen Komposition gestellt ist (Taf. XLIII und XLV). Die Komposition ist hier nicht so lebendig, der Moment nicht so wirkungsvoll erfaßt, wie dort; wenn auch die Proportionen der Reiterfigur und der übrigen Personen bis auf die vorgeschobene linke Schulter richtiger wiedergegeben sind wie dort, und sich die ganze Darstellung zu einem abgeschlossenen Bilde rundet. Ein geflügelter Siegesgenius mit dem Kranze füllt den leeren Raum in der Mitte wirkungsvoll aus. Äußerst schematisch sind auf beiden Reliefs an der linken Seite die Reihen von hintereinander aufmarschierten Reitern in ihrer gleichen Stellung, Bewegung und Kostümierung gebildet ; während die rechte Seite jedesmal verschiedenartige, äußerst wirkungsvolle und mannigfaltige Darstellungen zeigt, hier (Taf. XLIII) das im Triumph vorgeführte Gefolge des römischen Kaisers und die erbeuteten Trophäen, dort (Tafel XLV) verschiedenartige Repräsentanten des persischen Kriegsheeres. Bei ersterem Relief wird man unwillkürlich an den Schmuck der römischen Triumphbogen, noch mehr an den der römischen Siegessäulen erinnert, und es scheint nicht ausgeschlossen zu sein, daß hier ein Zusammenhang, eine ernstliche Beeinflussung vorhanden ist. Die Malerei hat bei den römischen Triumphen eine große Rolle gespielt; eine Weiterentwickelung dieser Triumphmalerei ist das antike historische Relief. Wenn wir die rechte Seite von Tafel XLV betrachten, wo von Rahmen umgeben fünf verschiedene Reliefs mit Kriegerfiguren angebracht sind, so liegt es nahe, auch hier in die Skulptur übersetzte Gemälde zu sehen. Diese Vermutung wird durch die eigentümliche, sonst in den sasanidischen Reliefs nicht vorkommende Fußstellung der Figuren bestärkt. Sie treten nicht wie sonst mit der Sohle auf (vgl. Tafel XI), sondern stehen auf den Fußspitzen. Eine ganz gleiche Fußstellung ist bei den Figuren einiger unzweifelhaft von Persien beeinflußter Malereien von buddhistischen Grotten zu beobachten, die Grünwedel und v. Lecoq in Turfan gefunden haben. Auch hier sind die Figuren, unter ihnen Krieger in Rüstungen und Waffen, die den sasanidischen fast vollständig gleichen, mit nach unten gerichteten Fußspitzen wiedergegeben.

Das bei Salmàs im nordöstlichen Persien befindliche Denkmal, das zwei sasanidische Herrscher und vor ihnen je eine bittflehende stehende Figur zeigt, sei hier nur erwähnt; es soll vielleicht Ardashir und Shàpür und Repräsentanten der im Jahre 230 n. Chr. unterworfenen Armenier darstellen. (Flandin et Coste Pl. 205 u. Jackson a. a. O. S. 8r).