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0262 Iranische Felsreliefs : vol.1
Iranische Felsreliefs : vol.1 / Page 262 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000244
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früherer Kunstepochen des Ostens hervorgehoben, haben wir betont, daß man sie nur im Hinblick auf den Orient selbst und nicht mit Rücksicht auf den Westen und auf Rom verstehen könne.

Was uns in der gleichzeitigen westlichen Kunstübung der spätantiken und byzantinischen Kunst vielfach unverständlich ist und für einen Verfall und künstlerisches Unvermögen zu zeugen scheint, ist durch die immer stärker werdende Orientalisierung des Abendlandes hervorgerufen worden. Wenn wir die hier zutage tretende „Peripetie der geistigen Entwickelung, die Verneinung der Natur, den Sieg von Symbol und Inhalt über die Form, des Geistes über den Körper, der Gattung über das Individuum" erklären wollen, so sind auch wir der Ansicht, daß es eben der gewaltige Rückschlag der älteren Kultur des Ostens und der Triumph seiner Weltanschauung gewesen sind, die jenen scheinbaren künstlerischen Verfall im Westen hervorgerufen haben'). Im Hinblick auf die nicht persönlich empfundenen, sondern nur eine Idee, die Majestät, verkörpernden Darstellungen der sasanidischen Großkönige werden wir z.B. auch den spätrömischen und byzantinischen Kaiserkopf erst in seiner wahren Bedeutung verstehen und hier wie dort nur das abstrakte Symbol der Kaiserwürde erkennen. So mag die vorliegende Veröffentlichung, die eine bessere Kenntnis der sasanidischen Reliefkunst vermitteln soll, vielleicht auch dazu beitragen, unsere Kenntnis der gleichzeitigen westlichen Kunstübung zu fördern und zu vertiefen.

1) Reinhard Kekule von Stradonitz: Die Vorstellung von griechischer Kunst und'ihre Wandlung im 29. Jahrhundert. Rektoratsrede am 15. Oktober 2901.

' 2) Vgl. Julius von Schlosser: Zur Genesis der mittelalterlichen Kunstanschauung. Mitteil. des Instit. für österreich. Geschichtsforschung. Ergänzungsband VI.