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0051 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1
絹織物の美術史 : vol.1
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1 / 51 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000240
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I. Einleitung.

Eine Geschichte des Ornaments in der Seidenweberei muß von vornherein mit Er: gebnissen rechnen, für welche urkundliche Beläge oder vollkommen schlüssige Beweise nicht immer zu erbringen sind. Denn die Erkenntnisquellen fließen hier viel spärlicher, als auf anderen Gebieten des Kunstgewerbes.

Die Seidenweberei ist von allen gewerblichen Künsten der Vergangenheit die uraper= sönlichste. Fast niemals geben die Erzeugnisse selbst einen Aufschluß über ihre künst: lerischen Urheber und ihre Verfertiger; die Namen der Musterzeichner und Weber verbirgt das Dunkel der Vergessenheit. Das hängt mit der mechanischen Herstellungsweise, mit der Arbeitsteilung und vor allem mit der Art des Warenvertriebes und des Absatzes zu: lammen. Die Seidenweberei hatte, von den seltenen Ausnahmen besonderer fürstlicher Wünsche abgesehen, keine Einzelstücke zu einem vorher bestimmten Zweck zu liefern, wie die anderen Kunsthandwerker des Mittelalters, wie auch die den Webern scheinbar so nahestehenden Teppichwirker und Sticker sie schufen. Sie war vielmehr nach der Art ihrer technischen Vorrichtungen immer auf die Massenerzeugung angewiesen und der Zeichner und Weber kam in der Regel mit dem Verbraucher seiner Ware nicht in Be: rührung. Er arbeitete für den Handel und auf Lager. Zwischen ihm und dem Ver braucher stand der Kaufmann, der dem Weber das Rohmaterial lieferte und die fertige Ware abnahm. Wo aber die unmittelbare Fühlung zwischen dem Hersteller und dem eigentlichen Abnehmer fehlt, wo dem ersteren statt eines Bestellers mit besonderen Wünschen und Aufträgen eine unbekannte Menge von Verbrauchern gegenübersteht, da verliert das Erzeugnis leicht an persönlichem Gepräge. Die Kunstgeschichte des Mittelalters bietet für diese Erscheinung ein Beispiel in den romanischen Kupferschmelzgeräten von Limoges, deren Vertrieb sich im 13. Jahrhundert über die ganze christliche Welt erstreckte: sobald die Schmelzwirker von Limoges nicht mehr für die Kirchen ihrer Heimat, sondern für den Handel und unbekannte Käufer arbeiteten , tritt in ihren Werken die Persönlichkeit der Meister hinter den Gattungsmerkmalen völlig zurück.

Die Seide war frühzeitig, erst als Rohstoff und Gespinst, dann auch als fertiges Ge: webe ein Gegenstand des Welthandels. Sie kam von China nach Vorderasien und Europa, aus dem islamischen Morgenland in die christliche Welt. Und auch den umgekehrten Weg sind die Seidenstoffe gegangen: iranische und syrische Gewebe trug der Welthandel nach Ostasien und oströmische nach Persien. Im späten Mittelalter, als die herrlich erblühte Webekunst Italiens ihre byzantinischen und sarazenischen Lehrmeister weit überflügelt hatte, war das ganze Abendland Abnehmer der italienischen Werkstätten, die nun auch die Levante zu erobern suchten. Der einzige Paramentenschatz der Marienkirche in Danzig enthält allein mehr vollständige Gewänder aus italienischen Stoffen des Trecento, als alle Kirchen und Sammlungen Italiens zusammengenommen. In den durch Handel und Gewerbfleiß reichen Niederlanden sammelten sich zur prunkliebenden Zeit der burgundischen Herrschaft die kostbarsten Brokatgewebe Italiens in solchen Massen, daß bloß der Abglanz dieser Herrlich: keit auf den niederländischen Gemälden die irrige Meinung hervorrief, die flandrischen Städte selbst seien die Erzeuger der gotischen Prachtstoffe gewesen.

Falke, Seidenweberei.

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