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0055 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1
絹織物の美術史 : vol.1
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1 / 55 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000240
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II. Wirkerei und Weberei im Altertum.

Die Anfänge der Weberei, nach Goethe der „ältesten und herrlichsten Kunst, die den Menschen eigentlich erst vom Tier unterscheidet", liegen im Dunkel vorgeschichtlicher Zeiten verborgen. Die Kunstgeschichte der Weberei reicht aber nicht bis in jene Urzeit zurück , als aus der primitiven Vorstufe des Flechtens wirkliche Gewebe von gesponnenen Fäden entstanden. Die Stoffreste aus vorgeschichtlichen Fundstellen des Nordens, die wollenen und leinenen Mumienbinden altägyptischer Herkunft liegen noch außerhalb ihrer Grenzen; erst mit der Herstellung gemusterter Stoffe aus verschieden gefärbten Fäden steigt die Weberei in die Reihe der gewerblichen Künste empor.

Aus den orientalischen Kulturländern Vorderasiens und aus Griechenland sind die ältesten unzweideutigen Zeugnisse einer hochstehenden Textilkunst überliefert. Zwar sind ihreWerke selbst im Orient vollkommen verschwunden und auch die Gewebe des griechischen Altertums sind bis auf wenig spärliche Reste zu Grunde gegangen. Doch genügen die Dar: stellungen gemusterter Stoffe auf assyrischen, persischen und griechischen Bildwerken im Verein mit den zahlreichen , obschon selten ausführlichen Berichten antiker Schriftsteller, um eine ungefähre Vorstellung vom Stande der Textilkunst zu vermitteln. Es ist nicht nötig; hier die Entwicklung der antiken Textilmuster schrittweis zu verfolgen; es handelt sich nur darum festzustellen, bis zu welcher Stufe die Musterbildung der Weberei im engeren Sinne, das heißt der mechanischenWeberei, in dem Zeitalter gelangt war, als die Seide ihre chinesische Urheimat noch nicht verlassen hatte und ferner, mit welchen Mitteln die seidenlose Zeit Bildwebereien höherer Ordnung herzustellen vermochte.

A. Der Orient.

Die Hauptquelle für die Kunde der im ganzen Altertum berühmten Textilkunst Me, sopotamiens sind die steinernen Relietbilder, die einst die Wände in den Palästen assyrischer Könige des B. und 7. Jahrhunderts vor Chr. in Ninive bedeckten und jetzt im Britischen Museum und im Louvre aufgestellt sind. Die Absicht der assyrischen Bildhauerei ist auf die getreueste Erzählung der dargestellten Vorgänge, Feldzüge, Huldigungen, Jagden ge: richtet. Dieselbe peinliche Sorgfalt, mit der sie die gekrausten Locken und die scharfen Züge der Muskulatur, alle Einzelheiten der Möbel, Waffen und Geräte, den reichen Behang der Pferdegeschirre oder die Verschnürung der Schuhe herausarbeitet, hat sie auch auf die Wiedergabe der Gewänder verwendet. Diese Steinbilder, in denen die altorientalische Kunst Vorderasiens ihren vollkommensten Ausdruck gefunden hat, sind daher als zuverlässige Zeugen auch für die Textilkunde anzusehen. Wie steht es nun mit der Weberei?

Durchweg sind die Gewänder an den Rändern mit reichem Besatz von zum Teil künstlich verknüpften Fransen und nicht selten auch mit gemusterten Randborten versehen. Die letzteren zeigen in der Regel eine Reihe von Rosetten : nur vereinzelt wie bei dem Ornat des thronenden Königs Sanherib i) sind die verbreiterten Randborten mit vielfach wechselnden figürlichen Motiven verziert. Opfernde Männer paarweis geordnet, geflügelte Pferde und

') Layard, Monuments of Nineveh T. 5, vergrößerte Einzelheiten T. 43, 44.

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