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0058 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1 / Page 58 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000240
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die Buntweberei von Alexandria als einen Fortschritt gegenüber der babylonischen Bild wirkerei auf: „Colores diversos picturae intexere Babylon maxime celebravit, et nomen im: posuit. Plurimis vero liciis texere, quae polymita appellant, Alexandria instituit."

Ein wirklicher Beweis liegt in solchen, verschiedener Auslegung zugänglichen Schrift: stellen freilich nicht; aber die Annahme, daß im vorchristlichen Altertum textile Darstel: lungen höherer Ordnung, insbesondere bildliche Muster durch Wirkerei hergestellt wurden, während die Webstuhlarbeit über einfach lineare oder geometrische Muster nicht hinaus: kam, wird vollauf bestätigt durch die einschlägigen Denkmäler Griechenlands. Es ist zu= lässig, von der altgriechischen Textilkunst auf die vorderasiatische zurückzuschließen, denn die erstere ist in der archaischen Zeit, etwa im 7. und 6. Jahrhundert vor Chr. von der letz: teren ebenso abhängig, wie die Ornamentik der Vasenmalerei korinthischen Stils von As: syrien.

B. Griechenland.

Bei der Untersuchung der griechischen Textilkunst betritt man einigermaßen sicheren Boden, weil zu einer Menge von Abbildungen gemusterter Gewänder noch einige im Original erhaltene Stoffe aus griechischen Gräbern des 5. und 4. Jahrhunderts vor Chr. kommen, die über die technische Beschaffenheit der ersteren erwünschten Aufschluß geben.

Die Bilder der Vasenmalerei lassen die Wandlungen im Stil der griechischen Gewan: dung Schritt für Schritt verfolgen. In den schwarzfigurigen Vasen des 6. Jahrhunderts er: scheinen zuerst gemusterte Kleider in so großer Zahl , daß man von der Art der damals üblichen Stoffe eine deutliche Vorstellung erhält. Ein besonders ergiebiges Musterbeispiel ist das berühmte Hauptwerk altattischer Keramik, der Krater des Klitias und Ergotimos, genannt die Françoisvase in Florenz») Mit größter Sorgfalt sind die Stoffmuster den Ge, wändern eingezeichnet. Von der klassischen Tracht der 1 lellenen, die nur durch Form und Faltenwurf künstlerische Wirkung erreichte, ist hier noch keine Spur. Glatt und sackartig hängen die Gewänder herab, dafür über und über mit bunten Mustern versehen. Zwei verschiedene Stoffgattungen sind deutlich zu unterscheiden : Die häufigere Art, die auch auf vielen anderen Vasenbildern des 6. Jahrhunderts auftritt, zeigt regelmäßige Schachbrett: muster über die ganze Fläche. Die Quadrate kontrastieren nicht nur in der Farbe, sie sind auch mit einer in Schrägreihen abwechselnden Innenzeichnung versehen (Abb. 1 u. 2). Es ist anzunehmen , daß die Innenzeichnung, die in jedem Feld Rosetten aus kleinen Kreisen oder Sterne aus gekreuzten Strichen und Tupfen herstellt, bei dem kleinen Maßstab der Vasenbilder nur eine Abkürzung der wirklichen Stoffmuster geben konnte. Jedenfalls aber ist aus der Regelmäßigkeit und dem linearen Charakter der Musterung klar zu ersehen, daß diese bunt gewürfelten Wollstoffe auf dem Webstuhl geschaffen wurden. Sie entsprechen den mit Rosetten und Quadraten gemusterten Gewändern der assyrischen Steinbilder und zeigen die Abhängigkeit Griechenlands vom Orient, die sich am unmittelbarsten in den Tierbildern, dem Lotus und Palmettenornament der korinthischen Vasenmalerei im 7. Jahr: hundert äußerte, auch auf dem Gebiet der Textilkunst. Den assyrischen Einfluß bestätigt die zweite Gattung von Gewandstoffen der Françoisvase und verwandter Denkmäler (Abb. 3). Hier laufen quer über die Kleider breite Streifen, in denen Flügelpferde und Wagen in Seitenansicht hell auf dunklem Grund dargestellt sind, ein Motiv, das bereits in den assyrischen Borten zu finden ist. z) Schmale Einfassungen aus Flechtbändern, gleich: falls einem altassyrischen Ornament, aus Lotusblüten und Wellen trennen die breiten

') Am besten abgebildet bei Furtwängler und Reichhold, Griechische Vasenmalerei T. 1-2, 11-12; die Gewandmuster vergrößert T. 3, fig. 3-8. Verwandte Stoffe auf der Sophilosvase, Mitteilungen des k. arch. Instituts 1889 T. 1.

) Layard, Monuments of Nineveh T. 48, 50.

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