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0065 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1
絹織物の美術史 : vol.1
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1 / 65 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000240
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III. Die spätantiken Textilien aus Ägypten.

Die Textilfunde aus ägyptischen Gräbern oströmischer Zeit, von denen heut kaum übersehbare Mengen in vielen Museen aufgehäuft sind, liegen vom Standpunkt der Technik betrachtet außerhalb unserer Untersuchung, weil sie ihren künstlerischen Schmuck vor, nehmlich der Wirkerei , nicht der Weberei verdanken. Aus diesem Grund sind Beispiele davon in das Tafelwerk nicht aufgenommen worden. Sie haben aber nicht nur auf die Technik und die Tracht, sondern auch auf die Textilornamentik im römisch,griechischen Kulturbereich während der Zeit des Übergangs von der Antike zum Mittelalter so helles Licht geworfen, daß eine kurze Betrachtung dieser großen Denkmälergruppe auch hier am Platze ist. Mit ihrer Hilfe sind Aufschlüsse zu suchen darüber, wie lang der hellenistische Formenschatz sich am Leben erhalten hat, wann die Verdrängung durch die christlich= koptischen Elemente einsetzt, ob und wann die vielumstrittenen sassanidischen Einwir, kungen bemerkbar werden und ob in so früher Zeit schon, wie behauptet worden, wirklich Spuren chinesischen Einflusses nachzuweisen sind ; alles Fragen , die auch für die Frühzeit der Seidenweberei erhebliche Bedeutung haben.

Während der Römerherrschaft im Nilland trat an Stelle der alten Mumienbestattung eine einfachere Begräbnisform. Die Toten wurden mit den Gewändern, die sie im Leben getragen, in ein leinenes Leichentuch gehüllt und so der Erde übergeben. Die Leichenfelder lagen nicht in dem wertvollen, der Nilüberschwemmung ausgesetzten Ackerland, sondern in unfruchtbaren Wüstenstrichen nahe bei den Städten. Nur in diesem trockenen Sand; boden ist die Erhaltung der vergänglichen Textilien, oft in ungeschwächter Frische ihrer Farben , durch anderthalb Jahrtausende möglich gewesen.

Die Art, wie die Ausbeute der Grabfelder betrieben und ihr Inhalt in den Handel gebracht worden ist, hat die nähere Bestimmung der Stoffe sehr erschwert. Im Jahre 1882 war die erste Sammlung aus Sakkara in Oberägypten nach Wien gekommen ; sie wirkte, da vorher nur vereinzelte und wenig beachtete Textilien dieser Art in Europa vorhanden waren, als eine Enthüllung und regte bald zu weiteren Beutezügen an. Die Nachforschungen wurden aber nicht planmäßig vorgenommen, sondern sie lagen in Händen von Beduinen und Fellachen , die im Händlerauftrag verschiedene Gräberfelder plünderten , so daß zu, verlässige Angaben über die Herkunft und sonstige für die Bestimmung dienliche Fund, umstände nicht zu erhalten waren. Das meiste ist als eine ungeordnete Masse in die Museen gekommen; der Stil und Inhalt der Wirkereien allein kann zu einer historischen Gruppierung des Bestandes verhelfen. Man weiß nur, daß vieles aus dem Fayum gekommen ist, daß vor allem Achmim in Oberägypten, die heutige Stätte der schon im Altertum wegen ihrer Webereien bekannten Stadt Panopolis die Hauptmasse des Bestandes unserer Sammlungen geliefert hat. Nur an einer Stelle, in den Gräbern der von Hadrian im Jahre 122 gegründeten Stadt Antinoe, sind sorgfältige Ausgrabungen unter sachkundiger Leitung von Gayet durch, geführt worden.')

') Essenwein, Spätklassische Seidengewebe, in den Mitteilungen aus dem Germanischen Museum II, 1887-89, S. 91 und Hampe, Katalog der Gewebesammlung des Germanischen Museums 1896. — Abbildungen

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