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0079 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1 / Page 79 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000240
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vornehmer und kostbarer Besatzschmuck der Tuniken verwendet. In der höheren Bewer, tung der Seidenbesätze lag naturgemäß der Antrieb für die Wirkerei, sich dem neuen Brauch anzupassen und mit ihren Mitteln Ähnliches zu schaffen. Die Seidenstoffe waren ein Anlaß für den Übergang zur Buntwirkerei und für die im Koptenstil vorherrschende Kreisform der Bildfelder. Hier ist die unmittelbare Abhängigkeit ganz augenfällig, denn bei den meisten gewirkten Rundbesätzen (wie bei den Abb. 24 u. 25) sind die einrahmenden Kreisbänder nur mehr oder minder gut gelungene Nachbildungen jener Kreisbandmuster mit Blüten, füllung, die ein Hauptmerkmal der alexandrinischen Seidenstoffe des 6. und 7. Jahrhun. derts bilden. Das Kaiser Friedrich Museum und das South Kensington Museum besitzen die Teile eines breiten Tunikabesatzes koptischen Stils, der in Buntwirkerei ein dem Vet.. kündigungsstoff des Vatikans (vgl. T. 6) gleichartiges Gewebe wiedergibt. Andere Wirk, stücke verraten durch die Verdopplung des Musters, durch symmetrische Gegenüberstellung von Reitern oder Tieren den Einfluß der Seidenweberei; besonders häufig sind für Streifen. besätze Rapportmuster aus Ranken und Bändern in Rautenordnung verwendet. 1) Die gewebten Seidenvorbilder sind noch vielfach vorhanden (z. B. T. 1 b u. T. 5) und es ist be achtenswert, daß nur Gewebe ägyptischer Herkunft nachgewirkt wurden, persische Seiden, stoffe dagegen nicht.

C. Wirkereien aus Antinoe.

Eine Ausnahme davon machen allein die Textilfunde aus Antinoe. Die Mehrzahl ge% hört zwar zu den aus Achmim und anderen Nekropolen bekannten Gattungen hellenisti, schen und koptischen Stils. Außerdem aber sind in geringerer Zahl aus den Gräbern der Hadriansstadt Wirkereien und Seidenstoffe als Gewandbesätze zutage gekommen, die für eine örtliche Textilkunst von eigenartigem Gepräge Zeugnis ablegen. Die Gründung Ha, drians, des begeisterten Verehrers hellenischen Wesens, war vorwiegend von Griechen be siedelt, und es scheint, daß zur Blütezeit Antinoes die Kunstpflege dort auf hoher Stufe stand. Dem Textilmuseum in Lyon ist aus Antinoe ein ansehnliches Stück einer griechischen Wollwirkerei zugegangen, die nicht als Kleiderzierat, sondern als ein großes, bildmäßiges Einzelstück geschaffen war. Auf blauem Grund sind in naturalistischen Farben und in freier Anordnung gut gezeichnete Fische dargestellt, deren plastisch.realistische Wirkung durch

dunkle Schlagschatten gesteigert wird. Die Vers wandtschaft mit griechisch. römischen Mosaik, bildern weist dieses Meisterstück malerischer Wirkarbeit in die vorkonstantinische Zeit, etwa in das 3. Jahrhundert nach Chr. Man muß es als ein in Antinoe selbst, somit nach dem Gründungs. jahre 122 entstandenes Werk ansehen, weil die. selbe Farbigkeit, die hoch über der lebhaften, oft grellen Buntheit des Koptenstils steht, in den jüngeren Wirkereien der Hadriansstadt noch fort: lebt. Eigentümlich bleibt hier ein tiefblauer Grund, von dem sich die gewirkten Muster in klaren, vielfach abschattierten Farben — hellgrün, gelb, orange, rosa, zinnoberrot, hellblau — ab, heben. Im 6. Jahrhundert macht sich ein starker Einfluß der Seidenmuster von Antinoe bemerk, bar: bald werden die griechischen Streu. und

') Gerspach 81, 91, 97, 128.

Abb. 27. Aegyptische Buntwirkerei 6. Jahrh. Oesterr. Mus. in Wien.

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