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0087 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1
絹織物の美術史 : vol.1
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1 / 87 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000240
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nimmt der Verbrauch der Seide einen gewaltigen Aufschwung. Textiles auctae sunt artes, sagt Ammianus Marcellinus zur Zeit Kaiser Julians. In den Schriften der Kirchenväter, des Johannes Chrysostomus vor allen, mehren sich die Klagen über den maßlosen Aufwand der Reichen an kostbaren Seidengewändern ; auch der Historiker Ammianus Marcellinus (330-400), als Kriegsgenoß und Anhänger des Kaisers Julianus Apostata ein Freund ein: facher Sitten, häuft Spott und Tadel auf die Verehrer der neuen Tracht, welche die bunten Bilder ihrer Seidenkleider zur Schau tragen, auf die Üppigkeit ihrer Betten aus schillernder Seide. Früher den Vornehmen vorbehalten, ist der Gebrauch der Seide nun bis in die un, tersten Schichten gedrungen. ') Die keine Seidenkleider tragen, werden für Mönche gehalten, schreibt Johannes Chrysostomus und er fügt hinzu, daß man jetzt nur noch die Werke der Goldschmiede und der Weber bewundere. Am ausführlichsten hat Asterius, Bischof von Amasia in Kleinasien (-I- um 410) in seiner Predigt über den Reichen und den armen Lazarus die Seidengewebe seiner Zeit beschrieben: „Eine Art nichtiger und überkünstelter Webekunst haben sie (die eitlen Menschen) erfunden, die durch Verschlingung von Kette und Einschlag Wesen und Werk der Malerei nachahmt und aller Lebewesen Gestalten den Kleidern ein: zeichnet. Mit dieser Kunst bringen sie das farbenprangende, mit unzähligen Bildern ver= zierte Gewand für sich und ihre Weiber und Kinder zustande, und schließlich ist es doch nur Spielerei und nichts Ernstes von Schaffen. Weil unermeßlich ihr Reichtum, mißbrauchen sie ihre Lebenszeit, statt sie recht zu gebrauchen . .. Wenn sie nun also angetan sich sehen lassen, werden sie wie angemalte Wände von den Begegnenden beschaut, auch umschwärmen sie wohl die Kinder auf der Straße, lachen sich gegenseitig an, zeigen mit den Fingern nach den Bildern auf den Kleidern, laufen ihnen nach und lassen lange nicht ab von ihnen. Da gibt es Löwen und Panther und Bären und Stiere und Hunde, Wilder und Felsen und Jäger und die ganze Naturschilderei der Malerei. Wirklich, man könnte zu dem Glauben kommen,

I      die Malerei wäre nicht nur dazu da, dieser Männer Häuser und Wände zu schmücken, sondern
auch ihre Kleider und die Mäntel darüber. Wer jedoch von Euch reichen Männern und Frauen fromme Vorsicht üben wollte, der machte sich aus der heiligen Geschichte eine Aus: wahl und überwies sie dem Weber zur Darstellung. Er nahm ihn selbst da, unseren Ge,

i   salbten, im Kreis seiner Jünger und jedwede Wundertat, wie die Erzählung sie berichtet.

i!   Da sieht man das Hochzeitsmahl in Galilaea und die Wasserkrüge, und wie der Gebrech:

i   liche auf der Schulter sein Bett trägt, wie der Blinde mit dem Kot geheilt wird, wie die Frau

il   mit dem Blutfluß den Saum des Kleides Christi ergreift, wie die Sünderin hin zu den Füßen

Jesu sinkt, wie aus dem Grab Lazarus zum Leben wieder zurückkehrt. Und indem sie dieses tun, glauben sie fromm zu sein und in Gott gefällige Gewänder sich zu kleiden. Wollen sie meinen Rat hören, so sollen sie diese Kleider verkaufen und dafür ehren, was Gott nach seinem Bildnis lebend schuf."

Es ist offenbar, daß der fromme Bischof von Amasia Seidengewebe gemeint hat, denn an einer anderen Stelle derselben Homilie erwähnt er, daß die neu aufgekommenen Stoffe aus den „Fäden der persischen Würmer" gewebt würden. Persien hat zwar um 400 noch keine Seidenzucht besessen, wohl aber war es das Land, aus dem Griechen und Römer die chinesische Seide für ihre Webereien beziehen mußten.

In all diesen und ähnlichen Außerungen spiegelt sich das rasche Aufblühen der römi= schen Seidenweberei in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts deutlich wieder, die schon damals durch den reißend zunehmenden Verbrauch gefördert, zum bevorzugtesten Zweig des spätantiken Kunstgewerbes sich auswuchs, obwohl der Bezug des Rohmaterials aus dem fernen Osten noch mit häufigen Störungen zu rechnen hatte. Über die Hauptsitze des Ge,

') Ammianus Marcellinus: Sericum ad usus antehac nobilium, nunc etiam infimorum sine ulla discretione proficiens.

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