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0109 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1 / Page 109 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000240
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(Abb. 47, Silberschale mit Schapur II 309-380).') Schon auf achämenidischen Gemmen2) sind zuweilen die Pferdeschweife mit ähnlichen Bändern geschmückt; in der Kunst der Sas. saniden nehmen sie so überhand, daß die Fürsten wie in einer Wolke rauschender Seiden: schärpen einherreiten. Von der Krone, vom Rücken, vom Gürtel und von den Schuhen des Königs flattern sie herab, breit oder schmal, kurz oder lang, in dichtgewellten Falten, die offenbar einen leichten Seidenstoff andeuten sollen; auch die Rosse sind oft am Kopf, Schweif und Beinen bebändert.') Von der Königstracht sind die Schärpen als reines Orna. ment auf die Tiere übergegangen4) und in dieser Form haben byzantinische Seidenstoffe das persische Motiv weit ins Mittelalter hinein fortgeführt. Wenn noch ein Zweifel bestünde, daß die Tracht der Brustbilder in Sens persischen Ursprungs ist, so müßten die fliegenden Schärpen ihn vollends beseitigen.

In solcher Gestalt zieht sich ein Einschlag persischer Formen während des 6. Jahr: hunderts weiter durch die griechischen Seidenmuster von Antinoe; die Entenpaare auf dem Rankenstoff in Lyon (vgl. Abb. 38), auf dem Maskenstoff T. 2 b sind deutliche Beispiele, nicht allein wegen der Flatterbänder in ihren Schnäbeln, sondern auch wegen der natur: fremden Stilisierung des Gefieders. Das letztere wird besonders klar auf dem Entenstoff in Sens (Abb. 42), nach Zeichnung, Farben und Bindung einem der feinsten Erzeugnisse von Antinoe. Die breiten getupften Bänder, die hier Hals und Körper der Enten umziehen, sind ein typisches Kennzeichen persischen Stils (vgl. die Abb. 99, 100 und T. 22 a). Noch aber ist von einer Herrschaft des persischen Geschmacks in der griechischen Kunstweberei keine Rede. Die iranischen Elemente sind mit den griechischen und ägyptischen Formen zu einem selbständigen Ganzen verarbeitet; der nach antiker Überlieferung kleine Maß: stab der Muster wird nicht verändert. Ein weiter Abstand trennt diese zierlichen Werke einer verfeinerten Kultur und eines eklektischen Stils von den großen starren Jagdbildern und Tiermustern der nachweislich persischen Seidenstoffe, die daneben gradezu barbarisch anmuten. Und doch gehörte den letzteren die Zukunft.

Im 7. Jahrhundert vollzieht sich die Wandlung, wahrscheinlich noch vor dem Ein; bruch der Araber und dem darauffolgenden Abzug der griechischen Bevölkerung. Es sind nur wenige und schlecht erhaltene Seidenreste, die den rein persischen Stil vertreten, aber sie reden eine deutliche Sprache. In allen Einzelheiten getreu und in erheblich größeren Abmessungen werden nun persische Seidenmuster nachgewebt, ohne merkliche Verände. rung, außer vielleicht einer Veredlung der Zeichnung, wie sie die alte Tradition und die hoch. stehende Technik von Antinoe ermöglichten.

Die Hauptstücke sind zwei Stoffe mit Flügelpferden (Abb. 48 und 49) und einer mit Steinböcken 5). Auf dem Lyoner Pegasusstoff werden die Flügelrosse einzeln von Kreisen umrahmt, auf den beiden anderen Stücken schreiten die Tiere ohne ornamentale Einfassung hinter einander her, immer eine Reihe nach rechts, die andere nach links gewendet, wie das noch auf einem viel jüngeren und besser erhaltenen Pegasusstoff des Vatikans (vgl. Abb. 235) zu sehen ist. Der naheliegende Gedanke, daß es sich hier nicht mehr um antinoische Ge.

1) Weitere Beispiele bei Smirnow, Argenterie orientale T. 28 Nr. 56, König Bahram Gor 417-438; T. 29 Nr. 57, König Schapur II; T. 30 Nr. 58; T. 31 Nr. 59, König Peroses 459-486; T. 32 Nr. 60; ferner die Chosroesschale in Paris, abgeb. Dieulafoy V T. 22.

") Furtwängler, Antike Gemmen T. XI Nr. 1, 2.

') Smirnow T. 29 Nr. 57.

') Auf dem Jagdrelief Chosroes II in Takibostan, Sarre.Herzfeld Felsreliefs T. 38-39, fliehen bebän. derte Rehe vor dem Jäger; besonders oft werden Enten auf persischen Stoffen, vgl. unsere Tafel 22 a und T. 23a, an Hals und Füßen mit Schärpen versehen.

5) Der unvollständige Pegasusstoff Abb. 48 ist in Berlin, der andere mit Kreisfeldern, Abb. 49 in Lyon und im Guimetmuseum. Der Steinbockstoff, sehr zerfallen, ebenfalls in Lyon. Die Tiere stehen blau mit weiß und hellgrün auf hellrotem Grund.

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