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0110 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1 / Page 110 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000240
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webe, sondern um persische Einfuhrstoffe handelt, erweist sich als unhaltbar oder doch als höchst unwahrscheinlich, sobald man in Paris und Lyon die Originalstücke des Pe, gasus, und Steinbockgewebes mit den anderen Antinoe, seiden des griechisch,ägyptischen und griechisch,persischen Stils vergleicht. Die Arbeit aller Stücke ist so identisch, manche ornamentalen Einzelheiten wiederholen sich in allen Gruppen so genau, daß man einen gemeinsamen Betriebs: ort annehmen muß.

Der persische Stil dieser Tierbilder springt ins Auge und bedarf kaum eines Beweises.') Das Flügelroß war freilich schon im hohen Altertum gemeinsamer Besitz der mesopotamischen und griechischen Kunst geworden. Hier aber ist es mit allen Abzeichen sassanidischen Geschmacks überreich versehen. Schon die frontale Darstellung der Flügel ist orientalisch, ebenso die Betonung der Fußgelenke

durch Kreise. Das mit hellen Scheiben belegte Halsband geht bis zu den assyrischen Stein, reliefs vom Palast Sanheribs in Kujundschik zurück. Sassanidisch sind die Schärpen am Halsband und an allen vier Beinen des Rosses, der verknotete Schweif und der zwischen den Ohren aufragende Zierat aus Mondsichel und Rosette. Der Halbmond mit einem Stern in der Rundung ist ein bekanntes Symbol der sassanidischen Herrscher; er ist oft auf den Kronen (z. B. Chosroes' II) angebracht, als Randornament auf den Münzen der beiden Chosroes und Jesdegerds I1I2) und als Pferdeschmuck auf Silberschalen mit könig, lichen Jägern 3). Die mit Rundscheiben belegte Kreiseinfassung auf Abb. 49, deren Be, rührungsstellen Halbmonde in einem Kranz kleiner Scheiben bedecken, wird uns noch öfter als Kennzeichen persischer Seidengewebe und ihrer chinesischen Nachahmungen be, gegnen (vgl. T. 20, 22a, Abb. 100, T. 30).

Der Steinbockstoff (Abb. 50) gewinnt trotz seines fragmentarischen Zustands an Be, deutung als ein augenfälliges Beweisstück für die Stärke der altpersischen Überlieferung in der Kunst der Sassaniden. Abgesehen von der neupersischen Zutat der Schärpen hat der Musterzeichner, dessen Werk uns doch nur in griechischer Nachbildung vorliegt, an der achaemenidischen Stilisierung kaum etwas verändert. Der Steinbock war der vorderasia, tischen Kunst seit assyrischer Zeit ein beliebtes Motiv, besonders oft auf Pehlewigemmen wiederholt. Die beste Darstellung hat er in achaemenidischen Silbergeräten des 5. und 4. Jahrhunderts vor Chr., einem Rhyton in Petersburg (Smirnow T. 4) und Gefäßhenkeln im Berliner Antiquarium und im Oxusschatz des Britischen Museums (Abb. 51) gefunden'). Die Wiederholung der Querlinien auf den Hörnern, der Form des Bocksbartes, der Doppel, linien über den Augen ist ohne weiteres sichtbar; außerdem sind die hellen Felder auf dem Körper und den Gelenken des gewebten Bildes bei den Silbergriffen ebenso durch Teil, vergoldung hervorgehoben.

Die Zeitbestimmung der Antinoestoffe persischen Stils darf sich von der Wende des 6. Jahrhunderts nicht weit entfernen, weil sie mit den Geweben der griechisch,ägyptischen Richtung noch eng verwachsen sind. Möglich ist, daß die politischen Verhältnisse des Nil,

') Von persischen Originalstoffen, die für Antinoe Vorbild gewesen sind, ist nur ein unvollständiges Pegasusstück, ähnlich dem Antinoefragment Abb. 48 in Berlin, bisher bekannt geworden. Es wurde von A. Grünwedel in Turfan gefunden und gehört dem Museum für Völkerkunde in Berlin.

  1. Beispiele im k. Münzkabinet Berlin, abgeb. Dieulafoy, L'art ancien de la Perse V.

  2. Smirnow, T. 123 Nr. 309.

  3. Dalton, The treasure of the Oxus S. 79, T. 5.

Abb. 51. Achaemenidischer Silbergriff.
Britisches Museum.

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