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0122 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1 / Page 122 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000240
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keine Meinungsverschiedenheit darüber, daß der ganze Keryniaschatz, der Goldmünzen der Kaiser Theodosius II , Justinus, Justinian und Mauritius Tiberius (582-602) enthält, im 6. Jahrhundert entstanden ist.

Einer kurzen Erwähnung bedürfen noch die kleinen Epheuzweige mit herzförmigen

Blättern und Träubchen aus drei Beeren, die von den stilisierten Bäumen des Zacharias: clavus und des Orbiculus hervorsprießen und ähnlich auch in Antinoe und Alexandria (vgl. den Ibisstoff T. 2c, Abb. 45 und den Verkündigungsstoff T. 6, Abb. 68) vorkommen.

Das Motiv ist der weströmischen wie der oströmischen Kunst geläufig; schon die Epheu: zweige auf der römischen Elfenbeintafel des Fürsten Trivulzi mit den Frauen am Grabe aus der Zeit nach 400') zeigen in der unregelmäßigen Linienführung und spärlichen Belaubung eine gewisse Ähnlichkeit, die sich bei dem oströmischen Areobindusdiptychon vom Jahre 5062) zu entschiedener Stilverwandtschaft steigert.

Die Untersuchung der Vegetabilmuster der Panopolisgewebe führt somit zu ge: sicherten Ergebnissen: Alle Elemente dieses Rankenwerkes gehen auf antike, nicht auf per:

sische oder altorientalische Formen zurück; ferner wird die Tätigkeit der Zachariaswerkstatt durch das Justinusdiptychon von 540 und den Keryniaschatz einwandfrei für das 6. Jahrh. festgestellt.

Die figürlichen Darstellungen spielen in den Mustern des Zacharias und seiner Nach: folger nur eine untergeordnete Rolle. Die Reiter auf den Ärmelbesätzen (T. 3c und Abb. 62) sind alexandrinischen Stoffen entlehnt, aber im koptischen Sinn umgestaltet: die antike Kämpferstellung ist in die mehr feierliche Haltung der koptisch byzantinischen Reiterheiligen hinübergeführt.

Die Formenerstarrung, welche die koptische Umarbeitung antiker Motive herbeiführt,

wird am besten durch die tatenlose Haltung der Löwenkämpfer auf einem Seidenclavus (Abb. 63, Original in der Stoffsammlung Krefeld) veranschaulicht, der bereits dem 7. Jahrh. angehört.3) Hier kommen auch mit den Vogelpaaren über den stilisierten Bäumchen die ersten Spuren persischen Einflusses zum Vorschein, vielleicht durch Antinoestoffe vermittelt. Ihr Christentum hat, wie bekannt'), die Kopten von der Verwendung heidnischer Motive und nackter Frauengestalten nicht abgehalten; einen drastischen Belag aus Achmim gibt der Stoff mit Tänzerinnen (Abb. 64). Nebenher werden die beliebten Amazonenmuster von Alexandria in Achmim nachgewebt, zwar unter Verzicht auf deren Farbenpracht, sonst aber ohne erhebliche Stilveränderung; das Beispiel auf Tafel 10b steht der Zachariaswerkstatt sehr nahe, wie ein Vergleich des Palmettenmotivs in den Kreiszwickeln mit der Mittelfüllung des Zachariasstoffes Tafel 3b ergibt. Häufiger noch sind die Nachbildungen der uns von Antinoe her bekannten Streumuster in Rautenordnung (Abb. 65); die Motive bleiben dies selben, nur werden sie in Achmim stark vergrößert, immer nur zweifarbig und in gröberer Textur ausgeführt.$) Den in vielen Spielarten erhaltenen Rautenstoff Tafel 2b (Abb. 66) bringen die Herzen und Araceenblüten an den Wellenranken noch mit der Zachariaswerk: statt zusammen.6)

Während über das Fortbestehen des Seidengewerbes von Antinoe nach der Unter: jochung Ägyptens durch die Araber sichere Kunde nicht zu erlangen war, liegen aus Ach: mim unzweideutige Beweisstücke für die Tatsache vor, daß der nationale und religiöse Um:

  1. Molinier, Ivoires T. 6.

  2. Venturi I fig. 337.

') Der zugehörige Orbiculus bei Forrer, Seidentextilien T. III fig. 3.

  1. Strzygowski, Hellenistische u. koptische Kunst S. 42, 81.

  2. Beispiele Forrer, Seidentextilien T. X fig. 2, 4; Hampe, Gewebekatalog fig. 8, 10.

  3. Varianten bei Forrer, Seidentextilien aus Achmim T. VIII fig. 4 u. 5; Originale in der Berliner Stoffs sammlung Inv. 04. 269; 04. 276; 86, 672; andere in Sens.

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