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0126 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1
絹織物の美術史 : vol.1
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1 / 126 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000240
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nicht; im 6. Jahrhundert wurden ähnliche Muster, nur reicher und farbiger, von jener alexan, drinischen Werkstatt gewebt, die den Verkündigungsstoff (s. T. 6) geschaffen hat. Ein Fragment dieser Art besitzt die Berliner Stoffsammlung (Inv. 84. 220), ein anderes der Dom von Sens.

E. Die Seidenstoffe von Alexandria.

Urkundliche Nachrichten, welche die alexandrinische Herkunft der spätantiken Seiden: stoffe, die ich der Hauptstadt des hellenistischen Agyptens zuschreibe, unanfechtbar beweisen könnten, sind nicht vorhanden. Die Zuweisung kann lediglich auf Wahrscheinlichkeits; gründe sich stützen. Sie geht von der Voraussetzung aus, daß Alexandria auf diejenige Gattung der nachweislich in Ägypten gewebten Seidenstoffe vorislamischer Zeit, welche die weiteste Verbreitung in der christlichen Welt gefunden haben, die besten Ansprüche erheben darf. Die Bedeutung der unter den Ptolemäern mächtig emporgediehenen Seestadt als Brenn; punkt spätgriechischer Kultur, als Metropole hellenistischer Kunst und Wissenschaft , des Handels und der Gewerbe, ist bekannt genug. Es wäre widersinnig anzunehmen, daß in dieser reichen Weltstadt, dem Schauplatz höchster Luxusentfaltung und üppiger Lebens; freude, wo ein starker Strom des Levantehandels mündete und wieder nach dem Abendland sich verzweigte, daß hier die Seidenweberei, der bevorzugte Zweig des spätantiken Kunst; gewerbes, nicht zum mindesten dieselbe Pflege und Förderung gefunden hätte, die ihr weitab von den Bezugsquellen in Mittel und Oberägypten zuteil geworden ist. Schon am Anfang des 5. Jahrhunderts beherbergte Alexandria nach Aussage des Codex Theodosianus vom Jahre 438 neben Byzanz, Kyzikus und Karthago ein Gynaeceum, also eine für den ost, römischen Hof arbeitende Werkstatt für Seidenweberei und Färberei.

Seit den Tagen Herodots war das Nilland bekannt als die Heimat der geschicktesten

Weber, weil die Weberei hier als Gewerbe der Männer, nicht als Frauenarbeit betrieben wurde. Grade in der Zeit, als in Rom der Seidenverbrauch einsetzte, berichtet Plinius, daß in der eigentlichen Kunstweberei — plurimis liciis texere, quae polymita appellant — Alexan, drffa die Führung erlangt habe. Und im B. und 9. Jahrhundert, zweihundert Jahre nach der arabischen Besetzung, ist es noch immer Alexandria, das nächst Byzanz die Hauptmasse der Seidenstoffe für die im Liber pontificalis verzeichneten Ausstattungen der römischen Kirchen lieferte. Eine solche Ergiebigkeit während der ersten Anfänge islamischer Kunst; übung wäre unwahrscheinlich ohne die Vorstufe eines blühenden Seidengewerbes der Spät, antike, das in der eingesessenen Bevölkerung genügend festgewurzelt war, um den Abzug der Griechen zu überstehen.

Von den hier für Alexandria in Anspruch genommenen Stoffen ist ein Teil in Agypten ausgegraben worden, ohne daß die genauen Fundorte festgestellt worden wären. Aus dieser Quelle stammen nur Gewandbesätze, viereckige Abschnitte, die je ein Kreisfeld des Musters enthalten, vereinzelt auch abgepaßte Claven nebst den zugehörigen Rundstücken. Die Mehr: zahl der wichtigsten Gewebe hat der Reliquienkult im Abendland gerettet. In der Laterans, kapelle Sancta Sanctorum, im alten Luciusdom von Chur, in der Stiftskirche zu Säkkingen, in S. Ursula in Cöln und der Klosterkirche Ottobeuren, im Münsterschatz von Aachen, in S. Servatius zu Maastricht und im benachbarten Münsterbilsen, im Lütticher Dom und an, deren belgischen Kirchen sind die auf Tafel 6 bis 12 farbig abgebildeten Denkmäler von Alters her verwahrt worden.

Alle diese weit verstreuten Stücke werden einerseits durch die Stilverwandtschaft des Ornaments und der Figuren, andrerseits durch die gleichartige Färbung zu einer einheitlichen Gruppe zusammengeschlossen.

Die Farbenwirkung ist reich und lebhaft. Die Färber müssen sich unverwüstlicher Farbstoffe bedient haben, da die einzelnen Töne von der ursprünglichen Kraft und Frische

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