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0131 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1
絹織物の美術史 : vol.1
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1 / 131 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000240
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Stimmung deutlicher zu veranschaulichen. Ich wähle als Beweisstück eine ägyptische Lo: tusborte, deren Entstehungszeit von den Seidenstoffen nicht allzuweit entfernt ist. Die Abb.69') zeigt einen reliefierten Pfeilerabacus von dem kleinen Nebentempelchen, dem sog. Geburtshaus, beim Hathortempel zu Dendera in Oberägypten. Augustus hatte den Bau errichtet, die Reliefausschmückung reicht aber bis in die Zeit der Kaiser Trajan und Hadrian herab. In der Borte, die den Gott Bes umzieht, wechseln zwei Blumenformen ab: die nor, male Lotusblüte und der sog. Papyruswedel, den Goodyear2) ebenfalls als eine Abform des Lotus bezeichnet hat. Jede Blüte ist von breiten Blättern und zwei gestreckten Lotusknos,

pen begleitet. Blätter und Knospen sind wie auf den Seidenstoffborten den erheblich grö: ßeren Blüten untergeordnet. Die Lotusblätter sind hier halbkreisförmig gerundet; es ist aber bekannt, daß die ägyptische Kunst sie auch zugespitzt und etwas geschweift darzustellen pflegte, ähnlich den Blattformen des Verkündigungsstoffes.') Hier wie dort hält eine Mittel: linie das Muster zusammen.

Ich will nicht behaupten, daß die Musterzeichner des 6. Jahrhunderts noch bewußt ein

Lotusornament darstellen wollten; aber daß in ihren Kreisbortenmustern die Erinnerung an die ägyptische Lotusborte nachwirkte, das wird doch durch die Gleichartigkeit der An: ordnung, durch die Aufreihung wechselnder Blüten an einer Mittellinie, durch die Beigabe der Knospenpaare, die für keine andere Blüte typisch sind als nur allein für den Lotus, vollständig außer Frage gestellt.

Es kommt nun hinzu, daß die Blumenborte dieser Seidenstoffe überaus oft in den kop:

tischen Buntwirkereien aus Ägypten nachgebildet ist. Meistens erscheint sie etwas verein= facht (vgl. Abb. 24 u. 25), auf die Hauptmotive der Herzblüten und des Knospenpaares beschränkt, gelegentlich auch in der reicheren Form. Die vollständigste Wiedergabe zeigt ein breiter gewirkter Gewandbesatz, dessen Hauptstücke auf das Kaiser Friedrich Museum und das South Kensington Museum sich verteilen Die Ausführung ist eckig und die christ, lichen Bilder innerhalb der Kreise durch das geringe Kunstvermögen der Kopten arg ent: stellt; doch bleibt die Nachbildung eines Seidengewebes von der Art des Verkündigungs: stoffes unverkennbar.

Damit ist die ägyptische Herkunft der durch gleiche Färbung und Stilverwandtschaft

mit dem Verkündigungsstoff eng verbundenen Gewebegruppe bereits erwiesen. Es ist die am weitesten verbreitete, also doch einem ansehnlichen Betriebs: und Handelsplatz ent: stammende Gattung der ägyptischen Seidengewebe. Persische Elemente haben, wie noch auszuführen sein wird, in ihre Muster kaum Aufnahme gefunden ; die figürlichen Dar: stellungen geben nur antike und christliche Motive. Die beliebtesten Figuren, die Reiter, werden im 9. Jahrh. für Alexandria beglaubigt: Papst Gregor IV (827-844) stiftete für die Marcuskirche in Rom alexandrinische Vorhänge „vela alexandrina habentia hommes et ca: ballos"'). Alles drängt zu der Schlußfolgerung, daß die Werkstätten dieser hervorragenden Gewebe nur in dem textilberühmten Hauptsitz des ägyptischen Griechentums und Christen:

tums, in Alexandria, gesucht werden können.

Zur Zeitbestirnrnung, wenn nicht der ganzen Gruppe, so doch ihrer besten Werke, bietet wieder der Verkündigungsstoff die geeignetste Grundlage:). Die Untersuchung Dre:

') Nach Lepsius, Denkmäler aus Ägypten, Band IX, Abt. IV, Bl. 83 c.

2) The Grammar of the Lotus.

°) Riegl, Stilfragen S. 51.

') Duchesne, Liber pontificalis II S. 75.

5) In den bisherigen Veröffentlichungen über den Reliquienschatz aus dem Schrank Papst Leos III (795--816) in der Kapelle Sancta Sanctorum ist der Stoffabschnitt mit der Geburt Christi entweder unbe= achtet geblieben oder als ein besonderes Gewebe angesehen worden. Da er aber im Maßstab, Stil, Textur und Färbung mit dem Verkündigungsstoff vollkommen übereinstimmt, wurden auf unserer Tafel 6, die das

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