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0132 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1
絹織物の美術史 : vol.1
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1 / 132 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000240
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gers 1) hat nur zu dem Ergebnis geführt, daß der Verkündigungsstoff auf christlichem Boden und wahrscheinlich vor dem 10. Jahrh. entstanden sei. Schon die Betrachtung der gestielten Palmette in den Zwickelfeldern führt uns weiter. Ein architektonisches Vorbild dieses Blätterbündels ist in einem koptischen Sandsteinkapitell aus Theben, wiederum einem ägyp: tischen Denkmal, im Museum zu Kairo erhalten 2). Die Herkunft der Blätter vom antiken Akanthus, welche die bunte Innenzeichnung des Gewebes einigermaßen verwischt, wird dadurch klargelegt. Die Datierung ergibt sich aus einem Vergleich mit dem breiten Tunika: besatz des Zacharias auf Tafel 3 b. Hier ist dieselbe Akanthuspalmette etwas vereinfacht viermal wiederholt; und die Entstehung der Zachariasstoffe im 6. Jahrh. ist vorher nach: gewiesen worden. Die quergestreiften und gekrümmten Blätter unter der Palmette des Verkündigungsstoffes, die unorganisch aus den Blattwinkeln hervorsprießenden kleinen Epheublätter können die Gleichzeitigkeit nur bekräftigen.

Mit dieser Datierung stehen die Figuren der Verkündigung und Geburt Christi durch; aus im Einklang. Sie finden ihre nächsten Verwandten in den oströmischen Mosaiken des 6. Jahrh. zu Ravenna. Der Typus der Maria gleicht am ehesten den Frauen am Grabe in S. Apollinare nuovo, einem Mosaikbild aus der Zeit Theoderichs des Großen (t 526)"); der Verkündigungsengel Gabriel steht dem Erzengel Michael im Apsismosaik des Kaiser Friedrich Museums aus S. Michele in Affricisco a) und dem Erzengel zur rechten Hand Christi in dem stilverwandten Apsisbild von S. Vitale s) am nächsten. Hier ist die gleiche würdig ruhige Haltung, eine ganz verwandte Behandlung der aus langer Tunika und schön gefalteter Toga bestehenden Gewandung, die weiße Binde im dunklen Lockenhaar und der geschulterte Stab. Letzterer erscheint übrigens auch auf der Maximianskathedra als regelmäßiges Attribut der Engel, und im Verkündigungsreliefs) dieses der alexandrinischen Kunst der ersten Hälfte des 6. Jahrh. mindestens sehr nahestehenden Denkmals ist die Bildung der Hände des Engels mit dem Seidenstoff gradezu identisch. Auch der Geburt Christi, ausgezeichnet durch den edlen Faltenwurf des grauköpfigen Joseph, fehlt es nicht an Be, rührungspunkten mit den Ravennater Mosaiken. Die Felsenstufen des Bodens kehren in der Concha von S. Vitale wieder, und das viereckige Lattengestell der Krippe ähnelt dem Tisch im Abrahamsmosaik derselben Basilika 7).

Die ganze Denkmälerreihe von Ravenna fällt noch vor 550; das Apsismosaik in S. Vi: tale wurde unter Bischof Ecclesius (525-534) ausgeführt, die Concha aus S. Michele 545 vollendet. Damit ist auch die Datierung des Seidenstoffes auf die erste Hälfte des 6. Jahrh. gegeben.

Da die Entwicklung der spätantiken Musterzeichnerei dem allgemeinen Kunstverlauf entsprechend vom Altertum nach dem Mittelalter zu in stilistischer Hinsicht keine auf, steigende, sondern eine fallende war, so müssen die weniger vollendeten Gewebe der nächst: folgenden Zeit zugeschrieben werden.

Original um etwa ein Viertel verkleinert, beide Teile aneinandergerückt. Die Tatsache, daß sie zu einem und demselben Gewebe gehören, wird dadurch augenfällig. Es ist keineswegs ausgeschlossen, daß zum vollstän. digen Rapport noch eine dritte oder vierte Bilderreihe gehört hat. Im Liber pontificalis werden Stoffe mit mehreren biblischen Darstellungen erwähnt, wobei allerdings die Möglichkeit offenbleibt, daß es sich um Stickerei handelt.

') Bei H. Grisar, Die römische Kapelle Sancta Sanctorum und ihr Schatz, S. 149.

2) Abgeb. Strzygowski, Koptische Kunst T. IV.

Abgeb. Ricci, Ravenna S. 31; Diehl, Manuel d'art byzantin fig. 47.

') O. Wulff, Jahrbuch d. preuß. K. S. 1904.

') Diehl, Manuel fig. 101.

s) Venturi I, fig. 296.

7) Diehl, Manuel fig. 99. — Die ganze felsige Grottenbildung des gewebten Geburtsbildes erinnert noch an die berühmten, von Schreiber veröffentlichten altalexandrinischen Brunnenreliefs aus Palazzo Gris mani im Wiener Hofmuseum.

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