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0137 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1 / Page 137 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000240
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einer der Silberschalen des Keryniaschatzes aus dem 6. Jahrh., die nur christliche Bilder der Davidlegende enthalten, ist David nimbiert in ähnlicher Haltung wiedergegeben.') Dupont, Auberville2) hat den Simsonstoff mit vollständigen Kreisen abgebildet; das ist aber nur eine willkürliche Rekonstruktion. Bei allen erhaltenen Stücken sind die Kreise soweit aneinander; geschoben und beseitigt, daß eine Art Streifenmuster entsteht, wahrscheinlich deshalb, weil die Figur einzeln einen vollen Kreis zu wenig füllt, verdoppelt aber nicht Platz findet. Daß die Streifenordnung nicht eine Vorstufe der Kreisbilder,3) sondern eine jüngere Abwand, lung ist, ergibt sich ohne weiteres aus der abgekürzten Form der Blütenborte, die nur als eine Vereinfachung des Herzblütenornaments der älteren Stoffe verständlich wird.

Am Simsonstoff fallen als Merkmal der ganzen Gattung die kreisrund aufgerissenen Augen besonders auf. Die übergroße Bildung der Augen war von der sinkenden Kunst der Spätantike schon lange angewandt worden, um den Ausdruck inneren Lebens zu ver, stärken. Doch scheint die völlig unnatürliche Übertreibung, wie unsere Stoffe sie zeigen, dem syrisch ägyptischen Gebiet vorbehalten zu sein. Auf der Nordseite des Mittelmeers hat die römisch,griechische Kunst bei aller Vergrößerung doch am mandelförmigen Augen, schnitt festgehalten; von der Südseite dagegen sind mancherlei Denkmäler bekannt, die an die Verzerrung der Seidenbilder nahe herankommen: ein syrisches Elfenbeinrelief mit der Anbetung der Könige im Britischen Museum') und eine ägyptische Porphyrbüste im Mu, seum von Kairo aus dem 5. Jahrhundert) mögen als drastische Beispiele genügen.

Die Reitermuster sind in Alexandria unter Benutzung der Vorbilder aus der ersten Hälfte des 6. Jahrh. noch lang fortgeführt worden. Der Hauptunterschied der späteren Stücke von den frühen liegt, abgesehen von der Verschlechterung der Zeichnung, darin, daß nun jeder Kreis zwei Reiter in Spiegelbildverdopplung enthält. Neue Typen wurden aber nicht geschaffen. Der Lanzenreiter der frühen Gruppe (im S. Kens. Mus.), der seine Waffe auf den Löwen herabstößt, erscheint gegenständig verdoppelt auf dem Stoffe der Ursulakirche in Cöln (T. 9b). Es ist ein großes und gut erhaltenes Stück mit vielen Kreisen, dessen Muster die Farbentafel 9 etwas ungenau wiedergibt. Eine richtigere Vorstellung der Qualität gewährt ein in Ägypten gefundenes Stück von demselben Weber (Abb. 72, im South Kens. Mus.), das in der losen Ordnung der Kreise, den Zwickelrosetten aus radial gestellten Herzblüten und dem Ornament der Kreisbänder mit dem Cölner Gewebe vollkommen übereinstimmt. Die Bogenschützen gehen wie die Jagdhunde unter dem Löwen auf den Musterschatz der Verkündigungsgruppe zurück. Die Herzblumen sind ohne Verständnis für die ursprüng, liche Gestalt und Bedeutung der Einzelformen aneinandergereiht, die Knospenpaare völlig verkümmert. Vor dem 7. Jahrh. können diese abgeschwächten Wiederholungen der alten Muster kaum entstanden sein, und ich halte es für möglich, daß sie in die islamische Zeit

noch hineinreichen.

Der Reiterstoff in Maastricht (Tafel 10a = Abb. 73) ist wohl zwischen der frühen Gruppe mit Einzelreitern und den letztgenannten Spätlingen entstanden, also ungefähr um 600 an; zusetzen. Die rotgrundierten Kreisfelder liegen ohne Verbindung mit einander wie beim Cölner Reiterstoff auf weißem Grund. Die Zeichnung der Bogenschützen steht auf der Stufe des Abschnitts im South Kensington Museum (s. Abb. 72). Hier wie dort ist die weiße Tunika mit dunklen Einsätzen über den Knien besetzt und mit roten Herzen bestreut, ein Gewandmuster, das in byzantinischen Buchmalereien und Schmelzwerken) lange nach:

') Burlington Magazine 1907, X S. 356.

2) L'Ornement des tissus.

Dreger, Entwicklung S. 27.

') Dalton, Ivories T. 9.

') Borchardt, Kunstwerke des ägypt. Museums T. 18 u. Strzygowski, Koptische Kunst T. 2.

Beispiele die Monomachkrone des 11. Jahrh. in Pest, abgeb. Bock Reichskleinodien II, Kondakoff

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