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0144 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1 / Page 144 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000240
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stellt, mit Lanze, Schwert oder Pfeilen die Löwen, Eber und Tiger bekäme, fend. Der in den ägyptischen Seiden, stoffen vorherrschende Typus eines Jägers, der rückwärts gewendet vom Roß herab seinen Pfeil entsendet, ist in den persischen Denkmälern ') auf, fallend selten, obwohl er der antiken Vorstellung von den Parthern am meisten entspricht. Aus der langen Reihe der von Smirnow veröffent, lichten Silbergefäße bringt diesen Ty, pus nur eine Schale (Abb. 78), die trotz der Pehlewi,Inschrift zu den spä, testen Stücken der ganzen Gattung zählt. Die Sassanidenkunst kannte wie ihre Vorgängerin nur eine Auf, gabe: Die Verherrlichung der Macht 'und Hoheit des Königs der Könige. Diesem Gedanken dienen die Jagd, bilder, denen zugleich ein religiöser Sinn innewohnt, da der mit den Sass

saniden wieder auflebende zoroastrische Kultus das Töten reißender Tiere als eine verdienst, volle Handlung ansah.

Die griechische Kunst, der die Löwenjagd ein sagenhafter Vorgang war, hat die Dar, stellung des Reiters im Löwenkampf, um die es sich bei unseren Seidenstoffen handelt, erst zur Zeit Alexanders des Großen von Persien übernommen, als hellenische und orientalische Sitten im Weltreich des Eroberers sich mengten. Das von Krateros nach Delphi gestiftete Reiterdenkmal Alexanders auf der Löwenjagd ist verloren; doch lehrt das Jagdrelief des sidonischen Alexandersarkophags, auf dem Griechen und Perser vereint dem Löwen zu Leibe gehen, zur Genüge, daß das Motiv trotz seines rein griechischen Stils dem persischen Vorstellungskreis entlehnt war. Soweit hat es mit dem persischen Ursprung der reitenden Löwenjäger seine Richtigkeit. Bloß ist damit für die Herkunft der Seidenmuster noch gar nichts bewiesen. Denn das Motiv blieb weiterhin der hellenistisch,römischen Kunst erhal, ten. Ohne daß eine erneute Anregung von Persien nachzuweisen wäre, wächst seine Be, liebtheit außerordentlich während der Kaiserzeit, wahrscheinlich gefördert durch die Leis denschaft für die Tierkämpfe der Arena. Geschnittene Steine und Sarkophagskulpturen bringen Beispiele in Mengen und die Kaisermünzen sicherten ihm die weiteste Verbreitung. Von Nero und Trajan bis zu Konstantin und Jovian (-f- 364) sind Münzen erhalten, die den Kaiser als Löwenjäger darstellen, mit flatterndem Mantel auf steigendem Roß, Wurfspeer oder Lanze auf den Löwen unter dem Pferd herabstoßend. Jahrhunderte hindurch wird der Löwenjäger, auch als mythologische Figur) wie eine feststehende Formel wiederholt; jede Erinnerung an den persischen Ursprung ist längst erloschen.

Aus dem Reitermotiv an sich, da es der römisch.griechischen Kunst spätantiker Zeit ebenso geläufig geworden wie der persischen, läßt sich somit für die nähere Bestimmung der Seidenstoffe nichts entnehmen. Erst die Art, wie es dargestellt wird, der Stil wird ent.

  1. Eine achämenidische Gemme mit diesem Typus bei Furtwängler T. XII fig. 12.

  2. Auf einem spätgriechischen Mosaikpaviment aus.Halikarnaß im Britischen Museum sind Meleager und Atalante in der Haltung der alexandrinischen Reiterstoffe dargestellt.

Abb. 78. Persische Silberschale, frühes Mittelalter. Nach Smirnow.

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