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0146 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1
絹織物の美術史 : vol.1
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1 / 146 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000240
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dahin sitzend dargestellte Jupiter Maximus als Gigantenreiter auf springendem Roß mit allen vorgenannten Bewegungsmerkmalen gebildet.')

Von diesem in die alexandriner und achmimer Seidenstoffe übergegangenen antiken Typus weichen die Reiterbilder persischen Stils sehr erheblich ab, ganz abgesehen davon, daß

die Amazonen dem persischen Vorstellungskreis vollkommen unbekannt sind. Die Kunst der Sassaniden hat zwar — wie einst die achaemenidische von Jonien her — mancherlei An, regungen der römischen Plastik willig aufgenommen, namentlich für das Bauornament und

für die großen Werke der Felsenskulpturen. Maßgebend ist aber doch immer die nationale altorientalische Überlieferung geblieben. Dieser entspricht die in den Jagdbildern der Silber: schüsseln vorherrschende Darstellung der Pferde in gestrecktem Lauf, dem fliegenden Galopp mit fast wagrecht vom Körper abstehenden Beinen (vgl. Abb. 47, 78)2). Auf anderen sassanidischen Schüsseln (vgl. Abb. 108)3) ist das Roß des jagenden Königs still: stehend wiedergegeben, gleich dem Chosroesdenkmal in Takibostan. Der griechische Sitz des Reiters, das heißt die stark divergierende Beinhaltung, ist ganz unpersisch. Der iranische Reiter läßt beide Beine parallel und ziemlich grade vom Sattel herabhängen; auch wenn der Oberkörper des Schützen zurückgewendet ist (vgl. Abb. 47), hat das auf die Bein: haltung keinen Einfluß. Nur auf zwei Silberschalen °) wurde eine dem griechischen Typus entsprechende bewegtere Haltung des Reiters versucht; in beiden Fällen zeigt aber die un, geschickte Übertreibung der Bewegung, daß eine mißverstandene Nachbildung eines helle; nistischen Vorbildes vorliegt. Dazu kommt die Verschiedenheit der Tracht ; die persischen Reiter erscheinen niemals barhaupt, niemals mit nackten Schenkeln, und sie tragen auch nicht die Chlamys oder das Sagum.

Von allen persischen Kennzeichen der sassanidischen Reiterbilder, den helmartigen

Kopfbedeckungen, flatternden Schärpen und langen Beinkleidern, der steifen Beinhaltung, dem fliegenden Lauf der Pferde, der Vielheit des gejagten Wildes, ist nichts, mit alleiniger Ausnahme vielleicht der parthischen Rückwendung der Bogenschützen, in die Seidenstoffe von Alexandria und Achmim übergegangen. Auch die baumähnliche Mittelachse zwischen den Reitern persischer Stoffe (vgl. T. 26-28) ist in der ganzen Gruppe griechisch:ägyp; tischer Reitermuster niemals verwendet. Es stehen sich also in den Seidenstoffen des 6. Jahrh. wie in den plastischen Denkmälern griechisch römische und persische Reitertypen scharf getrennt einander gegenüber. Trotz des Hin: und Herströmens künstlerischer Anregungen haben die persischen Seidenweber ihren Reitermustern das nationale Gepräge gewahrt; und ebenso sind die Reiterstoffe von Alexandria rein antiken Stils und unabhängig von Persien dem griechisch , römischen Formenschatz entlehnt, wie die Opferszenen , Wagenlenker, Löwenkämpfer und sonstigen Muster gleicher Herkunft auch.

Bei dieser Sachlage fehlt es der Annahme, daß alle Reitermuster persischen Ursprungs

seien, an jeglicher Stütze; sie ist um so unhaltbarer, als die persischen Seidenstoffe keines; wegs älter sind als die alexandrinischen, sondern bestenfalls gleichzeitig. Das Schluß: ergebnis unserer Untersuchung ist vielmehr folgendes: Die Grundlagen des mittelalterlichen Seidenstils sind nicht im sassanidischen Persien geschaffen worden und von buddhistisch: chinesischen Einflüssen sind keinerlei Spuren nachzuweisen. Was die Musterzeichnerei des Mittelalters aus der spätantiken, das heißt vorislamischen Kunstweberei entlehnt und

') Mehrere Beispiele im Provinzialmuseum Trier.

  1. Weitere Beispiele die Silberschüsseln Smirnow T. 30, 31 und besonders das Hauptstück der sassa: nidischen Glyptik, die große Sardonixkamee mit der Gefangennahme Kaiser Valerians durch Schapur I im Jahr 260, abgeb. Babelon, Catalogue des camées de la Bibl. Nat. T. 42 Nr. 360; Sarre%Herzfeld, Iranische Felsreliefs S. 75.

  2. Smirnow T. 26, 34.

') Smirnow T. 25 und T. 123.

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