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0150 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1
絹織物の美術史 : vol.1
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1 / 150 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000240
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F. Koptische Nachahmungen der Alexandriner Stoffe.

Als Anhang an die Reiterstoffe von Alexandria ist eine Stoffgruppe vorzuführen, die den fundamentalen Unterschied zwischen griechischem und koptischem Stilgefühl und Kunst: vermögen aufs klarste veranschaulicht. Von diesen Stoffen sind bloß viereckige Abschnitte mit je einem Kreisfeld als Besätze leinener Tuniken aus ägyptischen Gräbern zum Vorschein gekommen; die Orte sind wie bei den meisten unterägyptischen Funden nicht festgestellt worden. Solche Stoffe besitzen die Kunstgewerbemuseen in Berlin, Düsseldorf (Abb. 80), Wien '), South Kensington, alle in stark verbrauchtem Zustand; nur in der ägyptischen Abi teilung des Britischen Museums ist ein ganz intaktes Stück vorhanden.

Auf den ersten Blick ist zu sehen, daß es sich um unbeholfene Nachahmungen der Reitermuster von Alexandria handelt. Die Köperbindung und die in der Regel noch sehr frischen und lebhaften Farben sind im wesentlichen dieselben; insbesondere ist die Blüten: reihe der Kreisbänder, in deren Elementen man ohne weiteres die Herzblüten und Knospen: paare wiedererkennt, durchweg auf weißem Grund wie in Alexandria ausgeführt und von den typischen Astragalschnüren eingefaßt. Die Kreise enthalten zwei gegenständige Reiter, barhaupt mit unmäßig weil aufgerissenen Augen, in einer von antiker Tracht schon weit entfernten bunten Gewandung. Sie stoßen ihre Lanze nach einer löwenartigen Bestie, der von unten ein Jagdhund entgegenspringt. Von den verschiedenen Reiterfiguren der alexandriner Stoffe ist also der Typus (vgl. T. 9 b) als Vorbild gewählt, der den koptischen Reiterheiligen am nächsten steht. Mit den Reitern war der Musterschatz dieser Gattung nicht erschöpft. Die Berliner Stoffsammlung besitzt auf einer Leinentunika zwei unvollständige Seidenbei sätze mit einem Stieropfer (Abb. 81), das auf eine dem Dioskurenstoff (vgl. T. 12, Abb. 77) verwandte Darstellung zurückgeht. Obwohl alle diese Stoffe in Einzelheiten etwas ab: wechseln, bleiben Stil und Arbeit doch so gleichartig, daß sie insgesamt einem Betriebsort zugeschrieben werden müssen. Ein auffälliges Merkmal sind die weißen Umrißlinien, die überall angebracht sind, wo blaue, rote, grüne Farbenflächen aneinanderstoßen. Daß die Stoffe Koptenwerk sind, kann keinem Zweifel unterliegen, denn sie stehen zu den alexan: driner Geweben in genau demselben Verhältnis, wie die koptischen Buntwirkereien zu den: jenigen des hellenistischen Stils. Nirgends sonst als in den Koptenwirkereien findet sich dieselbe barbarische Formenverzerrung, dieselbe Willkür in der Farbenverteilung. Wenn man die Gewebe mit den nicht seltenen gewirkten Nachbildungen der alexandrinischen Reiter: figuren vergleicht 2) so springt die stilistische Verwandtschaft sofort ins Auge. Für die Zeit: bestimmung sind die dem 6. und 7. Jahrh. angehörigen Vorbilder maßgebend, denn hier gilt die Regel, daß Original und Nachbildung im wesentlichen gleichzeitig sind. Der große künstlerische Abstand zwischen Original und Nachbildung widerspricht dem nicht; er wird durch die kulturelle Verschiedenheit der griechisch gebildeten und der koptischen Volks: schichten ausreichend erklärt.

G. Spätantike Seidenstoffe aus Byzanz und Syrien.

Dem glänzenden Ruf des Seidengewerbes der oströmischen Reichshauptstadt entspricht der Denkmälerbestand der Frühzeit nur wenig. Aus der Zeit vor Justinian sind keine er: weislich byzantinischen Stoffe erhalten und was uns das 6. Jahrhundert überliefert hat, reicht nicht entfernt an die Menge der ägyptischen Erzeugnisse heran. Es fehlen hier wie auch für Syrien vor allem die Gräberfunde, die so unendlich viel zur Kenntnis der Webekunst des

') Dreger T. 43.

9) z. B. Forrer, Die Gräber und Textilfunde aus Achmim:Panopolis T. 13 fig. 6, und Gerspach fig. 75 und 76; Revue de l'art ancien et moderne 1906, Band 19, S. 427 u. 428.

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