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0156 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1 / Page 156 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000240
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sonderem Eifer in Verbindung mit den staat, lichen Gynaeceen betrieben und verschiedene Erlasse suchten die Verwendung von Purpurs stoffen, namentlich für die männliche Tracht zu beschränken oder ganz dem Hofgebrauch vorzubehalten. Jahrhundertelang blieb die Purpurseide der eigentliche Ruhmestitel des by, zantinischen Textilgewerbes. Aus den Schrift, quellen ist trotz unzähliger Erwähnungen von Purpurstoffen keine volle Klarheit zu ge, winnen, welcherlei Farben durch die Conchy, lienfärbung erzielt wurden und was sonst noch alles als Purpur angesehen wurde. Doch scheint es, daß dunkelrot, violett und dunkelblau die wichtigsten Purpurfarben gewesen sind.

Die Reihe der reinen Tiermuster, die be, reits im 4. Jahrh. Ammianus Marcellinus und Asterius erwähnten und denen weiterhin das Mittelalter gehörte, eröffnet für Byzanz der Tigerstoff aus Münsterbilsen (Tafel 14 b), mit dem alexandriner Quadrigastoff (s. T. 11 a) zu, lammen im Landradaschrein gefunden. Er ist ebenfalls nur zweifarbig, gelb auf rot, und wird durch die Zeichnung der Kreisbänder dem großen byzantiner Quadrigastoff (s. T. 13,

Abb. 87) zeitlich und örtlich nahegerückt. Das Original (Abb. 88)') zeigt deutlicher als unsere auf freihändiger Aufnahme beruhende Tafel 14 b, daß die Borte die einfache und die entfaltete Herzblüte der älteren Alexandriagruppe mitsamt ihren Knospenpaaren nachahmt, wieder, um ohne die einfassenden Astragalschnüre. Die Wiedergabe so vieler und fein gezeichneter Zierformen ist dem Weber augenscheinlich zu schwierig gewesen, wie überhaupt die tech, nische Ausführung des Musters trotz der Beschränkung auf die Hauptformen hinter den alexandriner Vorbildern beträchtlich zurückbleibt. Die Umrisse sind hier wie beim großen Quadrigastoff rechtwinklig abgestuft , eine Unvollkommenheit , die zwar bei koptischen (vgl. T. 4 a) und persischen Geweben vorkommt, aber nicht bei den griechischen Arbeiten von Antinoe und Alexandria.

Die landläufige Annahme, daß die gegenständigen Tiermuster orientalischen Ursprungs seien, bestätigt der Tigerstoff nicht. Im Stil der Zeichnung liegt nichts Persisches und die erhobene Vorderpranke der Tiere kann gradezu als Beweis antiker Tradition gelten. Fast immer, wenn die griechisch,römische Kunst gegenständige Greifen, Leoparden und der, gleichen darstellt, wählt sie diese Stellung, auch wenn sie nicht durch eine Vase oder ein sonstiges Mittelstück motiviert ist.2)

Auf voller Höhe erscheint der persische Einfluß erst um die Wende des 6. Jahrhun, derts in dem stattlichsten aller spätantiken Reiterstoffe (Tafel 15, 16, 17), der 1898 im Schrein des heiligen Kunibert zu Cöln entdeckt wurde und seither im dortigen Diözesanmuseum

  1. Vgl. Katalog Errera S. 11.

  2. Das Motiv ist häufig auf der Brust antiker Panzerstatuen, Beispiele die Statuen des Alexander und Pyrrhus im Kapitolinischen Museum, des Germanikus im Lateran, Vitellius in Neapel, Caracalla im Louvre u. a. Verwandte Motive auf Aschenurnen, Sarkophagen usw. sind zusammengestellt von Leitschuh, Mit- teilungen des German. Mus. II 1887-9 S. 156.

Abb. 88. Tigerstoff in Brüssel. Byzanz 6. Jahrh.

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