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0159 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1
絹織物の美術史 : vol.1
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1 / 159 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000240
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aufliegt. In Kreisen von 99 cm Höhe sind auf dunkelblauem Grund unter einer Dattel: palme zwei jagende Reiter dargestellt, mit gespanntem Bogen nach rückwärts gewendet. Ihre Pfeile haben zwiefache Beute durchbohrt: mit einem Löwen zugleich einen im Sprung niedergerissenen Wildesel. Blühende Pflanzen, Adler, Jagdhunde, Hirsche und Hasen füllen den Hintergrund. Am Stamm der Palme sind die Blattnarben zu sehen; die weit ausladen: den unteren Äste tragen nebst den Fruchtbündeln Blüten und Blätter verschiedener Ge, stalt, auf den oberen Zweigen wiegen sich sechs Vögel. Als eine durch den Vorgang nicht erklärte Zutat fällt das Kreuz zwischen den Löwen ins Auge. Die Kreisbänder, stellenweis bis zu 9,5 cm breit, sind nach dem Muster der Claven aus der Verkündigungswerkstatt außen von einem Flechtband, innen von der Astragalschnur eingefaßt. Als Füllung dienen von vier Vierblattrosetten ausgehend die einfachen ägyptischen Herzblüten samt ihren Knosp pen. Zwischen den miteinander nicht verbundenen Kreisen werden runde Rosetten von verschlungenen Bandranken umgeben. Das Muster ist in Gelb und Rot (jetzt zu einer bräunlichen Farbe verschossen) mit blauer Innenzeichnung ausgeführt (s. T. 16); in weiten Abständen ist auch Grün streifenweis eingeschossen (s. T. 17).

Außer dem großen Stück in Cöln gibt es noch zwei nicht ganz vollständige Wieder: holungen des Musters, die in den Farben und mancherlei Einzelheiten der Zeichnung von einander abweichen, aber doch alle gleichen Ursprungs sind. Zwei ansehnliche Abschnitte bekleiden innen die Türen des berühmten Goldaltars in S. Ambrogio zu Mailand, den Meister Wolvinius vor 835 für Erzbischof Angilbert II geschaffen hat (Abb. 89).') Hier ist der Grund dunkelgrün, das Rot ist unverblichen, einzelne Blätter, Blüten und die Hasen am Palmstamm sind weiß. Die flatternde Chlamys zeigt noch antike Faltenzeichnung, die am Kunibertstoft nicht herausgekommen ist; die Tunika der Reiter ist auf der Brust und dem Knie mit Vierblattrosen besetzt. Die Zeichnung der Pferde ist etwas schwächer, der Maß: stab annähernd derselbe.

Die dritte Variante dient in zwei Stücken als Buchdeckelbekleidung einer Reimser Evangelienhandschrift des 9. Jahrh. im Prager Domschatz.2) Die Reiter sind noch besser gezeichnet als in Cöln, die Grundfarbe grün wie in Mailand. Der Stamm der Palme ist in ein mit farbigen Streifen und Scheiben gemustertes Rechteck umgewandelt.

Dieser Prachtstoff ist als ein gesichertes Erzeugnis sassanidischer Webekunst angesehen worden, vornehmlich deshalb, weil Ferd. Justi°) die Darstellung des Doppelschusses als ein Jagdabenteuer des sassanidischen Prinzen Bahrain Gor erklärt hat, der als Bahram V (418 bis 438) trotz seiner stark entwickelten Jagdleidenschaft zu den verdienstvollsten I Ierrschern Persiens gerechnet wird. Der arabische Geschichtschreiber Tabari (839-923) erzählt in der Tat, mit der einer Jägergeschichte wohl anstehenden Übertreibung, daß Bahram, der als Verbannter am Hof des arabischen Fürsten von I lira weilte, auf der Jagd einen Löwen an: traf, „der einen Wildesel mit dem Rachen im Nacken gepackt hatte, um ihn zu zerreißen. Da traf Bahram ihn in den Rücken; der Pfeil drang durch bis zum Bauch, dann durch den Rücken des Esels bis zum Nabel und weiter noch tief in die Erde hinein bis zu zwei Dritt: teilen seiner Länge; noch geraume Zeit zitterte er im Boden hin und her". Das merkwür: dige Ereignis ließ Bahram — oder nach einem späteren Erzähler der Fürst von Hira — als Wandgemälde verewigen. Dem glücklichen Schützen aber ward der Beinamen Gor, der Wildesel, beigelegt.

') Farbige Abbildungen beider Stücke gibt Venturi im IV. Band der Gallerie naz. ital. 1899; danach Venturi, Storia I fig. 322 u. 323.

) Abgeb. Topographie der Kunstdenkmale in Boehmen, Abt. Die Bibliothek des Domkapitels in Prag von A. Podlaha fig. 14 u. 15.

Zeitschrift für christl. Kunst 1898 XI S. 361.

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