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0160 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1
絹織物の美術史 : vol.1
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1 / 160 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000240
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Die Erzählung macht ganz den Eindruck, daß sie erfunden worden ist, um den für einen großen König immerhin ungewöhnlichen Zunamen Wildesel nachträglich zu erklären, offenbar in Anlehnung an eine bildliche Darstellung von der Art des Kunibertstoffes. Denn diese Darstellung ist altorientalisch, sie ist bereits auf einem chaldäisch:assyrischen Siegel: stein im Louvre zu sehen.

Für die kunstgeschichtliche Beurteilung des Gewebes ist es belanglos, ob auf den drei Seidenstoffen Bahram V gemeint war, oder nicht. Aus der Zeit dieses Königs, also aus der

ersten Hälfte des 5. Jahrh. stammt die Weberei keinesfalls; die Nachahmung der alexandrini:

schen Kreisbänder und die später zu erläuternde Verwandtschaft mit der chinesischen Nach: bildung eines sassanidischen Reiterstoffs in Tokio (vgl. T. 30, Abb. 110) schließen eine Ent,

stehung vor der zweiten Hälfte des 6. Jahrh. vollständig aus. Für unsere Zwecke ist nur die

Feststellung wichtig, daß das Kunibertmuster seinem Inhalt nach — nicht in den vorliegenden Ausführungen — persischen Ursprungs ist, daß eine persische Königsjagd vorgeführt wird.

Zwar fehlen die mythologischen Zutaten — Flügelrosse und Greifen —, die auf den beiden

wirklich persischen Jagdstoffen (vgl. T. 26-28, Abb. 105 u. 107) und auf der chinesischen Nachbildung in Tokio (vgl. Abb. 110) vorhanden sind. Sie fehlen aber auch durchweg

auf den realistisch aufgefaßten Königsjagden der sassanidischen Silberschalen. An Kenn;

zeichen einer ursprünglich persischen Erfindung ist genug anzuführen: Zunächst außer der Hauptgruppe des Löwen auf seiner Beute die Vielfältigkeit des Wildes, die in Persien (ver=

mutlich zur Veranschaulichung der dort üblichen Wildgehege der Könige) durch Pehlewi;

gemmen, durch Silberschalen') und insbesondere durch die zwei sassanidischen Reiterstoffe belegt wird, den Jagdbildern griechischer Herkunft aber fremd ist. Dann die Palme als

Mittelachse zwischen den beiden symmetrischen Hälften des Bildes. Man darf füglich be,

zweifeln, ob die Bäume auf den persischen Reiterstoffen und späterhin auf muslimischen Tiermustern wirklich immer religiöse Bedeutung als „heiliger Baum, Lebensbaum oder Welt:

baum" haben.2) Die Tatsache, daß sie auf den Königsjagden der Silberschalen und auf den Felsenreliefs mit den Treibjagden Chosroes II in Takibostan nicht vorkommen, sondern erst mit der gegenständigen Musterverdopplung in der Seidenweberei auftauchen, führt eher

zur Vermutung, daß sie hier eine rein ornamentale Zutat und Raumfüllung des symmetri: schen Stils vorstellen. Ob nun dekorativ oder symbolisch, auf jeden Fall entstammen sie

der persischen Seidenweberei, während sie den griechischen Reitermustern aus Alexandria und Achmim noch fehlen. Als iranisches Merkmal sind ferner unter Hinweis auf die Steinbock: und Pegasusstoffe von Antinoe (vgl. Abb. 48-50) die farbigen Rundflecke auf

den Hüften der Wildesel anzuführen. Entscheidend sind schließlich die um die Zwickel: rosette angeordneten Bandranken (s. T. 17), die in den verbindenden Querbändern die aller:

deutlichsten Kennzeichen assyrisch:achämenidischer Oberlieferung zur Schau tragen. Die

echt mesopotamische Linienführung aus verknüpften Bogenstücken ist auf dem chinesischen ReiterstoffinTokio, der anerkanntermaßen ein sassanidisches Muster nachbildet (vgl.Abb.110)

trotz der Übertragung in die chinesische Formensprache unverändert geblieben. Das ganze Ornament — mit Ausnahme der Mittelrosette — ist durchaus ungriechisch und erbringt den Beweis, daß dem Musterzeichner des Kunibertstoffes ein persisches Original zur Benützung

vorgelegen haben muß. Die Farbenwahl des Kunibertstoffes, gelbes Muster mit rot und grün auf dunkelblau, stimmt mit dem sassanidischen Jesdegerdstoff in Berlin (vgl. T. 26)

überein; doch ist darauf weniger Gewicht zu legen, da nach Ausweis der Varianten in Mai: land und Prag eine und dieselbe Werkstatt gleichzeitig verschiedene Farbenzusammenstel: lungen wählte.

') Smirnow fig. 59 u. 309.

2) Vgl. Karabacek, Susandschird S. 152.

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