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0162 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1 / Page 162 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000240
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Abb. 90. Oströmischer Seidenstoff im Vatikan. 6.-7. Jahrh.

sich der Güteraustausch mit dem Reich der Sassaniden und was von persischen Erzeugnis: sen nach Westen ging, empfins gen zunächst die syrischen Händler. In den Umschlags: plätzen dieser Provinz, wo seit Jahrhunderten griechisches und orientalisches Wesen sich meng% te, konnten persische Muster kaum als etwas ganz Fremdars tiges empfunden werden, jeden: falls weniger als in anderen Ges

bieten des rhomäischen Reiches. Der Wettbewerb und die Rück: sicht auf den Absatz der eigenen

Waren im Nachbarreich mochten zudem die Nachahmung sassanidischer Muster den syri. schen Webern von Antiochia oder Tyrus als nützlich nahelegen.

Dem Kunibertstoff verwandt ist der farbenreiche Seidenköper im christlichen Museum des Vatikans mit Löwenjägern in Kreisen (Tafel 18 = Abb. 90), der als Decke eines Kissens unter dem frühmittelalterlichen Zellenschmelzkreuz im Schatz der Lateranskapelle Sancta Sanctorum von H. Grisar im Jahr 1905 aufgefunden wurde. Es ist vor allem die sehr ähn. liche Gestaltung des Palmbaums, welche die beiden Gewebe zusammenbringt; auch sind hier wie dort die Jagdhunde und flatternden Adler oder Falken, die blühenden Sträucher, das Weinblatt in der Mittelachse unten und wie erwähnt das Kreuz im Grunde verteilt. Das sind zusammengenommen recht erhebliche Übereinstimmungen , die auf eine ziemlich gleichzeitige Entstehung, vielleicht auch auf einen gemeinsamen Betriebsort schließen lassen.

Die Farben des vatikanischen Stoffes sind lebhafter. Auf dunkelrotem Grund ist das Muster in gelb, grün, weiß, rot und blau ausgeführt. Grün mit roten, weiß und gelb ges fleckten Claven, Schulterstücken und Randborten sind die Armeltuniken der vier Tierkämpfer, deren Stirn eine rote, von einem Kreuz überragte Binde mit weißen Tupfen umzieht. Die blaugemähnten Löwen und die weißgefleckten Panther sind gelb, der Grund der Kreisbänder und die doppelte Perlreihe ihrer Einfassung weiß. Von einem persischen Vorbild') oder gar von sassanidischer Arbeit, wie Ph. Lauer meinte), kann hier keine Rede sein. Die Jäger, die zu Fuß mit vorgestrecktem Speer den wilden Tieren zu Leibe gehen, sind ein rein an. tiker Typus, der durch zahlreiche Denkmäler der römischen Plastik sich belegen läßt 3). Wenn überhaupt für ein der antiken Kunst so geläufiges und typisches Motiv ein Vorbild zu suchen nötig wäre, so würde als nächstliegend der alexandrinische Rundbesatz aus der Verkündigungswerkstatt im Kaiser Friedrich Museum 4) sich darbieten.

Das Palmettenornament in den Kreisbändern und deren Einfassung aus zwei dichten Perlreihen, die Rosetten auf den Verbindungskreisen und in den Zwickelfüllungen sind für

') Vgl. Diehl, Manuel S. 257.

2) Fondation Piot B. XV, Le Trésor du Sancta Sanctorum.

') Beispiele der Meleagersarkophag im Konservatorenpalast, abgeb. Riegl, Spätrömische Kunstindustrie fig. 14; die Gemme Konstantins II, abgeb. Furtwängler III fig. 198; aus einer unserem Gewebe näher stehen den Zeit die syrisch ägyptische Elfenbeinpyxis in Sens, abgeb. Chartraire, Inventaire de Sens S. 52; schließ lich von jüngerer byzantinischer Arbeit der Elfenbeinkasten in Troyes, abgeb. Schlumberger, Epopée byzant. I S. 744.

4) Jahrbuch 1903 S. 168.

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