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0179 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1
絹織物の美術史 : vol.1
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1 / 179 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000240
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islamische Entstehung spätestens in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts der Muster; inhalt verbürgt.

Byzantinische Nachbildung einer persischen Vorlage kann beim Jesdegerdstoff nicht in Frage kommen. Abgesehen von dem aus dem Westen entlehnten Clavenbesatz der Tu; nika sind keine Spuren unpersischen Stils zu entdecken. Die peinlich parallele Zeichnung der Löwenfüße und der Hinterfüße des Greifen widerspricht dem rhomäischen Geschmack ebensosehr wie die Frontalansicht der Steinbockhörner. Im Orient ist diese befangene Wie; dergabe der nach vorn und nach hinten gerichteten Hörner von den assyrischen Skulpturen aus Nimrud an bis in die persischen Tierteppiche der Sefidenzeit die Regel,') auf griechischer Seite wird sie, wie der Quadrigastoff Abb. 87 zeigt, vermieden. Die eigentümliche Ausstattung der Löwen und Steinböcke mit ausgezackten hellen Flecken, die vom Umriß in den Körper hineinreichen, wird uns allerdings auch bei byzantinischen Seidenstoffen des 10. Jahrh. be, gegnen, soweit diese auf persische Vorbilder zurückgehen. Der Ursprung dieses Motivs aber liegt wieder im alten Orient; es sind die gekrausten Fellpartien, die bei den androke: phalen Stieren vom Sargonpalast zu Khorsabad (im Britischen Museum) uud weiterhin bei den Stieren von Persepolis2) oben auf dem Rücken, auf den Hinterschenkeln, hinter der Schulter und auf der Brust plastisch in scharf umgrenzten Flächen erscheinen. In der sassa: nidischen Weberei, die sich zur Wiedergabe der gekrausten Stellen kontrastierender Farben bedienen muß, ist daraus ein konventioneller Zierat geworden, der zur farbigen Belebung auch auf andere Tiere, Löwen, Flügelpferde, Elephanten und Steinböcke übertragen wird (vgl. T. 26, 28, 31).

Schließlich ist zu betonen, daß im römisch hellenistischen Gebiet, das die Kreismuster rung der Reiterstoffe geschaffen hatte, für die Anordnung der Reiterbilder in Streifen ohne ornamentale Einfassung keine Analogien zu finden sind; anders dagegen in Persien. Hier stimmt das Streifenmuster des Jesdegerdstoffes mit den einfach gereihten Tierstoffen überein, die ihrerseits wieder in dem mit schreitenden Löwen und Stieren in Streifen gemusterten Thron: baldachin des Darius in Persepolis 3) ihr altpersisches Vorbild haben. Man sieht aus alle: dem, wie viele Fäden den Jesdegerdstoff inhaltlich und stilistisch mit der achämenidischen Überlieferung verbinden.

In dem zweiten Reiterstoff (Tafel 27 u. 28 = Abb. 107) ist der hellenistische Einfluß stärker ausgeprägt, ohne jedoch die Merkmale sassanidischer Arbeit zu verwischen. Aus den zwei Bruchstücken in der Berliner Stoffsammlung und im Germanischen Museum zu Nürnberg') ist das Muster ziemlich vollständig bis auf die fehlende Zwickelfüllung wieder; hergestellt. Mit einem Kreisdurchmesser von 87 cm reicht es fast an die Abmessungen des Kunibertstoffes heran und die Auflösung runder und schräger Linien in eine Folge von rechten Winkeln springt daher bei der annähernd naturgroßen Teilabbildung (T. 28) stark ins Auge.

Dieses Prachtgewebe ist ein wichtiges Zeugnis für den gegenseitigen Austausch und die Vermengung von Kunstformen zwischen den beiden östlichen Großmächten des spät: antiken Zeitalters. Wie der Kunibertstoff die griechische Umbildung eines persischen Musters veranschaulicht, so ist hier die Verwertung rhomäischer Motive in der sassanidischen Weberei zu sehen. Den augenfälligsten Beweis liefert die Gewandung der Reiter, die der byzantir nischen Hoftracht nachgebildet ist. Schon die der persischen Sitte widersprechende Bar: füßigkeit der Reiter verrät die Anlehnung an ein spätantikes Vorbild. Der Helm mit drei; teiligem Aufsatz kann nur als die Frontaldarstellung des griechischen Helms mit drei Käm:

  1. Vgl. Smirnow fig. 95.

  2. Dieulafoy, L'art ant. de la Perse III T. 18.

  3. Abgeb. Sarre=Herzfeld, Iran. Felsreliefs S. 143 fig. 65.

  4. Letzteres abgeb. Migeon, Les arts du Tissu S. 355.

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