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0185 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1 / Page 185 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000240
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allem die Flügelkrone Chosroes II, bei den unteren Reitern auch die faltige Perserhose, die aufrechte Stellung der Löwen, die Halsbänder und Flügel der Pferde und die axtförmigen Ansätze an deren Füßen. Das ist nicht eine „altchinesische Pferdeausrüstung" i), sondern die mißverstandene 'Wiedergabe der sassanidischen Flatterbänder, wie sie auf den Pegasus, stoffen in Paris, Lyon und Berlin (vgl. Abb. 48, 49) zu sehen sind. Daß die Ranken in den Zwickeln gleich dem Kunibertstoff(vgl. T. 17) die persische Linienführung festhalten, wurde bereits hervorgehoben (s. S. 72). Auch die scheibenbelegten Kreisbänder sind als typisch, persisches Ornament schon besprochen. Abweichend von den durch Mondsicheln verbun, denen Scheibenkreisen der im vorigen Abschnitt vorgeführten Sassanidenstoffe (vgl. T. 20 u. 22 a, Abb. 96 u. 99) sind hier die Scheitelpunkte durch vier Quadrate betont. Das ist keine chinesische Variante, sondern ebenfalls der persischen Vorlage entlehnt; auf einer sassanidischen Silberschale in Petersburg2) sind auf dem mit Löwen gemusterten Gewand des Königs zwischen den Scheiben auch die Quadrate eingraviert; außerdem besitzt die Berliner Stoffsammlung ein sassanidisches Seidenfragment mit Eberköpfen in derselben Kreiseinfassung.

Daß der Fahnenstoff aus Nara in China gewebt worden, bezeugen die Schriftzeichen „Berg" und „Glück" auf den Pferdehüften; das damals erst beginnende Seidengewerbe Japans scheint sich für schwierigere Muster noch mit der Färberei beholfen zu haben, die mit Wachsabdeckung, Schablonen oder Modeldruck betrieben wurde.

Das Banner von Nara ist nicht der einzige Vertreter seiner Stilrichtung in Ostasien. Mit den Funden Pelliots aus der westchinesischen Provinz Kansu ist ein verblichenes, aber in Textur und Stil identisches Gewebefragment in den Louvre gekommen, auf dem unter einem Baum adossierte Flügelgreifen in scheibenbelegtem Kreis erkennbar sind. Ferner bewahrt das berühmte Schatzhaus Shosoin in Nara, ein Vermächtnis des Mikado Shomu3) unter zahlreichen Geweben und anderen Kunstwerken des 7. und B. Jahrhunderts ebenfalls einen großen Reiterstoff, der wiederum Paare von Bogenschützen, Löwen und fliehende Hirsche eingewebt trägt. Die scheibenbelegten Kreisbänder umzieht außen noch eine anti, kisierende Wellenranke 4). Dieses Gegenstück des Fahnenstoffes ist auf die Jahre um 600 zu datieren. Denn eine gefärbte, also wohl in Japan selbst gefertigte Nachbildung des Shosoingewebes besitzt der Horiushitempel aus dem Nachlaß Shotokus, der, ein Zeitgenosse Chosroes II und Hauptförderer des Buddhismus, von 572-621 die Regentschaft in Japan führte'). Die Färbetechnik hat die reinen Umrisse des gewebten Originals verzerrt und arg vergröbert (Abb. 111), den Inhalt der Darstellung aber nicht verändert6).

Obwohl der Katalog des Shosoin und das Musterbuch Kodamas nur einen Teil der um die Mitte des B. Jahrh. in die Tempel von Nara geborgenen alten Textilien veröffent, lichten, enthalten sie doch noch viele Beweisstücke für die Entlehnung und mehr oder minder freie Umarbeitung persischer Motive. Aus dem Nachlaß Shomus im Shosoin stammt ein Ge, webe mit gegenständigen Hähnen in Kreisen (Abb.112) und aus einer Folge auf Stoff gemalter Stellschirmfüllungen vom Jahr 731 das Bild eines Steinbocks (Abb. 113), der in der frontalen

') Dreger, Entwicklung S. 35.

  1. Die Schale ist erst nach dem Erscheinen von Smirnows Sammelwerk gefunden und in den „Meister- werken muhammedanischer Kunst 1912" II T. 125 abgebildet.

  2. Vgl. darüber O. Kümmel in der Illustr. Gesch. des Kunstgewerbes II S. 759.

') Eine Lichtdruckaufnahme nach dem Original enthält der bis jetzt dreibändige Katalog des Kaiser- lichen Schatzhauses Shosoin, betitelt Toyei Shuko, Tokio 1910, Band II T. 94. Die Abbildung ist etwas trüb, läßt aber doch deutlich eine dem Narabanner gleichartige Köperbindung erkennen.

') Die Zeitangaben des Kodama, die sich auf die Gegenstände in Nara beziehen, können als zuver, lässig gelten, da sie ja mit dem sassanidischen Stil der Gewebe vollkommen übereinstimmen.

Abgeb. in Kodamas Musterspiegel I, die drei letzten Seiten; ferner Münsterberg, Japanische Kunst- geschichte I T. 14 fig. 4.

Fa 1 k e . Seidenwebcrci.

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