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0197 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1
絹織物の美術史 : vol.1
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1 / 197 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000240
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schaft beider Stücke beruht jedoch nur auf dem gemeinsamen Tiermotiv; im Ornament gehen sie weit auseinander und namentlich die Pflanzenformen sind am Elephantenstoff aus Ara, gonien so ausgesprochen persisch, wie sie am Aachener Gewebe byzantinisch sind. Diese scheinbar nebensächlichen und daher in der Regel unbeachteten Ornamente sind für die Heimatsbestimmung oft von größerer Bedeutung, als das augenfällige Hauptmotiv. Wenn die Byzantiner auch die Elephanten, Hippokampen, Flügelpferde persischen Stoffen ent, lehnten, so sind sie doch in den untergeordneten Füllornamenten wieder in ihre eigene Formensprache zurückgefallen. Das ist ein ganz natürlicher und auch von andern Gebieten her bekannter Vorgang. Bei dem vorliegenden Elephantenstoff würde die raumfüllende Pflanze über dem Rücken des Tieres allein schon genügen, jeden Gedanken an außerpersische Ent, stehung auszuschließen. Man braucht nur die herabhängenden Knospen mit der Ranken, endigung auf dem vatikanischen Entenstoff (s. T. 22 a, Abb. 99) und die Mittelpalmette mit der Zwickelfüllung ebendort oder mit der Palmette des sassanidischen Reiterstoffes T. 28 zu vergleichen. Die Zwickelfüllung wieder findet ihr ähnlichstes Gegenstück in dem großen Hahnenstoff aus der Zeit des Khosrau Parvis (s. T. 21, Abb. 98), dessen Kreise außen von Flechtbändern eingefaßt sind, die auf Tafel 31 als Kreisbandfüllung auftreten. Das Flechtband ist ferner in der Innenzeichnung der Ente Abb. 99 als ein den persischen Webern geläufiges Ornament nachzuweisen. Die bunten Flecken auf dem Tierkörper, die farbige Betonung der Muskulatur und Gelenke haben die Byzantiner zwar nachgemacht, zunächst aber sind das als altorientalische Überbleibsel Anzeichen persischer Arbeit. Daß der Ele, phant schon der sassanidischen Kunst völlig vertraut war, wird durch das Jagdrelief in Takibostan hinreichend belegt; ein Gewebefragment mit gegenständigen Elephanten in Reihen ohne ornamentale Einfassung, also in der bei sassanidischen Tierstoffen häufigen Anordnung, befindet sich in Siegburg (Abb. 130). Irgendwelche byzantinischen Formen sind nicht daran zu bemerken.

Steht somit die persische, zeitlich von der Sassanidenkunst nicht weit entfernte Her, kunft des Elephantenstoffes auf Tafel 31 fest, so braucht sie für das Sudarium des heiligen Victor in Sens (Abb. 129) nicht erst bewiesen zu werden. Denn beide gehören wegen ihrer Ornamentik und der völlig gleichartigen schweren Textur in eine Gattung. Auch die Farben, wahl ist ähnlich : Der Grund des Victorstoffes ist außerhalb und innerhalb des Ovalfeldes blaßrot (vielleicht verblichen), das Muster schwarzblau, gelb und weiß. Die Beine des Löwen, würgers sind schwarzblau, also als bekleidet anzusehen 2). Die von der Zwickelrosette aus, strahlenden Palmetten sind etwas anders gezeichnet, als auf dem Elephantenstoff, stehen aber doch diesem und dem Hahnenstoff (s. Abb. 98) näher, als irgendeiner byzantinischen Palmettenform. Der Victorstoff ist ein hervorragendes Prachtstück (160 cm hoch, 65 cm breit) von guter Erhaltung und großem Mustermaßstab; die Ovalfelder sind 42 cm hoch und 32 cm breit. Chartraire3) vermutet, daß der Stoff mitsamt den Gebeinen des Märtyrers der thebaischen Legion S. Victor als Geschenk des Erzbischofs Villicarius, früheren Abts von S. Maurice d'Agaune im Jahr 750 von dorther nach Sens gebracht worden; der Stil steht dieser Annahme nicht entgegen. Nur die Darstellung hat die Meinung aufkommen lassen, daß eine byzantinische Arbeit vorliegt. Dregera) rechnet sie zu den „rein christlichen" und auch Diehl) hält die Deutung auf Daniel für wahrscheinliche). Dagegen hatte bereits A. de

') Vollständig abgeb. Katalog Miguel y Badia T. 27.

2) Eine farbige Wiedergabe des Stoffes bei Gaussen, Portefeuille archéol. de la Champagne, Tissus T. 4.

') Inventaire de Sens S. 12.

4) Bei Grisar, a. a. O. S. 151 u. 155.

') Manuel S. 252.

") Ebenso Millet in der Histoire de l' Art I S. 256 und Migeon, Gazette des Beaux Arts 1908 II S.

486; Les arts du Tissu S. 23.

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