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0202 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1
絹織物の美術史 : vol.1
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1 / 202 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000240
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Seidenweberei weitergeführt. Die Schärpen erscheinen auf den Tierstoffen als Halsbänder, namentlich bei Vögeln, und in dieser Form sind sie, wie einst nach Antinoe, in die Seiden: weberei von Byzanz einerseits und in das westislamische Ornament Ägyptens andrerseits übertragen worden'). Durch die Vermittlung byzantinischer oder orientalischer Gewebe fanden bebänderte Vögel und Flügelrosse auch in die deutsche Buchmalerei des 10. und 11. Jahrh. Eingang. Das ergibt wieder für den in eine Wolfenbütteler Handschrift des 9. Jahrh. eingelegten Entenstoff Tafel 23 b (Abb. 136), den die versteifte Stilisierung und die schlichte Reihenordnung ohne ornamentale Zutaten nach Persien verweist, die unge: Fähre Datierung auf das 9. oder 10. Jahrhundert. Denn es ist klar, daß unter dem Eindruck ähnlicher gestreifter Tierstoffe die Zierblattmalerei (Abb. 137) in der zwischen 983 und 991 für Egbert von Trier in Echternach hergestellten Handschrift des Gothaer Museums ent: standen ist.

Das Bild der persischen Tiermuster des hohen Mittelalters wird noch wesentlich ver: vollständigt durch byzantinische Gewebe mit Hippokampen, Flügelrossen, Elephanten und Löwen (vgl. Abb. 234-237, 239-241), die im 9. und 10. Jahrh. gewebt sind. Ihre Da: tierung und die übrigens offenkundige Tatsache, daß ihre Tiermotive persischen Vorbildern entlehnt sind, wird im Abschnitt der byzantinischen Weberei näher zu erörtern sein. Sicher: lich haben die Byzantiner für solche teilweis zum Hofgebrauch bestimmten Prachtstoffe nicht dreihundert Jahre alte Muster aus der Zeit Chosroes II hervorgesucht, sondern sich an die geschätztesten persischen Erzeugnisse ihrer Zeit gehalten. Wir sind also berechtigt, von den byzantinischen Nachbildungen auf gleichzeitige persische Originalstoffe zurückzuschließen. Danach sind mindestens bis zum Jahre 1000 in Persien die alten Tierbilder, darunter die typisch sassanidischen Flügelpferde und Pfauenschweifhippokampen in scheibenbelegten Kreisen (vgl. Abb. 237) oder als Reihenmuster weitergewebt worden und zwar in einer Stilform, die von islamischen Einwirkungen noch nicht das geringste verspüren läßt.

Zur engeren Herkunftsbestimmung der vorgenannten persischen Stoffarten fehlt uns jegliche Handhabe. Nur die Vermutung darf man äußern, daß die Gewebe, die so zäh am Sassanidenstil und seinen Motiven festhalten, wahrscheinlich in den schon zur Chosroes: zeit blühenden Betriebsorten der Persis und Susianas — weitaus die berühmteste Seiden: weberstadt blieb Tuster — also im Südwesten des Landes nahe dem Zweistromland entstan: den sind. In dem nach der Eroberung zu selbständiger Bedeutung und zu einer neuen Heimat iranischer Kultur aufsteigenden Nordostgebiet ist die persische Seidenkunst, wie die folgende Gattung zeigen wird, andere Wege gegangen.

Die ostiranischen Stoffe.

Die Gewebegruppe, die ich nach den nordöstlichen Grenzgebieten des iranischen Volks: bereiches verlege, umfaßt eine große Anzahl von Stoffen, die durch ihren zwar barbarisch wirkenden, aber höchst ausgeprägten Stil fest zusammengeschlossen werden. Ihre Fundi orte sind so weit verstreut, daß sie zur Ursprungsbestimmung nichts beitragen können. Drei unvollständige Stücke, die zu Handschrifteinbänden dienten, hat Pelliot in Westchina (Provinz Kansu) für das Louvremuseum geborgen ; andere fanden sich im Landradaschrein von Münsterbilsen2), im Mangoldschrein zu Huy an der Maas und in Lüttich. Auch die Stücke der Berliner Stoffsammlung (Tafel 32 b), die denjenigen im South Kensington Museum und in der ehemaligen Sammlung Miguel y Badia gleichen), stammen aus belgischen Reliquien:

potamien im Kaiser Friedrich Museum, veröffentlicht von Sarre im Jahrbuch der preuß. K. S. 1908; abgeb. ferner Amida fig. 307.

') Ein lüstriertes Fayencebecken aus Fostat mit bebändertem Vogel im Kunstgewerbemuseum Berlin. 2) Davon ein Stück im Brüsseler Kunstgewerbemuseum, abgeb. Katalog Errera fig. 4.

°) Katalog Miguel y Badia T. 27 fig. 14.

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