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0205 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1
絹織物の美術史 : vol.1
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1 / 205 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000240
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sehreinen. Der Schatz von Sens besitzt sechs verschiedene Muster derselben Gattung. Die hervorragendsten Hauptstücke bewahren das Museum in Nancy (Abb. 138)'), das christ. liche Museum des Vatikans (Abb. 139)2) und der Domschatz von Sens (Abb. 140)3).

Alle Stoffe dieser Gattung zeigen Kreisfelder, die zu wagrechten Reihen aneinander rücken, während zwischen den Reihen für Tierbilder oder ornamentale Füllungen Raum

genug frei bleibt. Die Kreise sind in der Regel von einer radial geordneten Blattreihe um.

zogen, deren Akanthusformen auf ein antikisierendes Vorbild zurückdeuten. Ganz klar ist der Akanthustypus aber nur an einem Stück in Sens (abgeb. Chartraire S. 14) noch zu

erkennen. Seltener (beim Vatikanstoff und zwei Fragmenten im Louvre) sind die Kreis. bänder mit Scheiben belegt. Die Kreise umschließen immer ein Paar gegenständige Tiere und zwar zumeist Löwen von wenig furchterweckendem Äußeren, die auf zwei wagrecht auseinander gelegten Halbpalmetten stehen. Das Gewebe im Mangoldschrein von Huy (Abb. 141) und ein gleichartiges Fragment aus Kansu im Louvre bringen dagegen Lämmer, einige Bruchstücke in Sens Pferde, Pfauen und Adler (Abb. 142, 143, 144)4). Die mensch. liche Figur spielte im Formenschatz dieser ostiranischen Webereien offenbar nur eine sehr untergeordnete Rolle, denn neben den zahlreichen Tiermustern ist nur ein einziges Ober: bleibsel in Lüttich mit der Gestalt eines Mannes bekannt (Abb. 145), leider so unvoll. ständig, daß es keine Vorstellung von dem ursprünglichen Muster gewährt. Daß es unserer Gruppe angehört, ergibt sich sowohl aus dem Akanthusrand, als aus den typischen Farben und dem Betonen der rechtwinklig gebrochenen Linienführung, die der ganzen Gattung ihr ungemein starres, fast barbarisches Aussehen verschafft.

In die Grundfläche zwischen den Kreisen sind zuweilenPalmetten, Vogelpaare oder Sterne eingeordnet ; das häufigste Motiv aber sind langgeschwänzte Füchse und Jagdhunde, die an Seltsamkeit den Löwen und Pferden innerhalb der Kreise nichts nachgeben. Sie gleichen den Tieren auf den koptischen Reiterstoffen (vgl. Abb. 80), doch beruht die äußerliche Verwandtschaft mehr auf einer ähnlichen Stufe des künstlerischen Vermögens und Empfin. dens, als auf Nachahmung.

Ober die Herkunft der Gattung kann nur die Stiluntersuchung Aufschluß bringen. Grisar und Dreger;) suchen die Heimat des Vatikanstoffes in Ostasien, weil die unnatür• liche Gestalt der Löwen mit den Löwen der buddhistischen Kunst, wie sie von Indien nach Ostasien gewandert sind, sichtlich übereinstimmt. Diese Beobachtung ist richtig. Trotzdem ist ostasiatische Arbeit schon deshalb ausgeschlossen, weil grade die unnatürlich starre Haltung der Tiere dem Wesen der chinesischen Kunst vollständig zuwider ist. Immer ist deren Bestreben darauf gerichtet, auch den von Vorderasien hereingebrachten hieratischen Tieren freie Bewegtheit und natürliches Leben zu verleihen. Die Bronzespiegel der Tang: zeit und manche anderen Kunstwerke im Shosoin und im Horiushitempel veranschaulichen diese naturalistische Tendenz des fernen Ostens zur Genüge. Zudem ist, wenn man die

') Farbige Aufnahme bei Prisse d'Avennes, L'art arabe T. 147.

  1. Aus der Lateranskapelle Sancta Sanctorum. Das ganze Stück von 75 zu 60 cm mit 12 stark ins Oval gezogenen und ungleich breit ausgefallenen Kreisen ist bei Grisar a. a. O. S. 129 abgebildet; eine größere Teilaufnahme in der Fondation Piot XV 1907, T. 16.•

  2. Das Sudarium der Heiligen Columba und Lupus, dessen Muster hier Abb. 140 wiedergibt, Char, traire Inv. nr. 13, ist ein vollständiges Webestück von 240 cm Höhe und 120 cm Breite, oben und unten durch ein eingewebtes Streifenornament, an den zwei Langseiten durch die Webekanten abgeschlossen. S. die Gesamtabb. Revue de l'art chrét. Band 61, S. 374. Die etwas verblaßten Farben ähneln Tafel 32b, sonst ist es tadellos erhalten. Aus leichterem Gewebe, im übrigen durchaus. gleichen Stils, ist in Sens ferner das Re, liquientuch der Unschuldigen Kindlein, abgeb. Chartraire S. 14 nr. 12 und Revue de l'art chrét. B. 61 S. 377.

') Der Vollständigkeit halber erwähne ich noch einen bei Blanchet, Notices sur quelques tissus T. 20 abgebildeten Stoff mit Entenpaaren im Pariser Kunstgewerbemuseum.

') Die Kapelle Sancta Sanctorum S. 130 u. S. 153.

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