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0209 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1 / Page 209 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000240
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Kunstbereichs entstanden sein muß. Und da die Löwen in ihrer Haltung, der Zeichnung der Mähne und den bald rüsselförmigen, bald fröhlich aufgestülpten Schnauzen dem buddhistischen Löwem typus sehr nahe kommen, so ist die Heimat im Nordosten, sei es in Khorassan, wo die Städte Nischapur und Merw wegen ihrer Seidenweberei berühmt waren'), oder noch weiter im Oxusgebiet oder mehr östlich in der Richtung auf Kabul zu suchen, wo es an vielfältigen indobuddhistischen Beziehungen und Einflüßen nicht gefehlt hat. Vielleicht ist die Akanthusblattreihe um die Kreise aus hellenistischen Nachklängen oder Rückständen zu erklären, die von Baktrien und aus dem Gandharagebiet um Kabul her nicht undenkbar wären. Außerhalb unserer ostiranischen Gattung ist dieses Akanthusornament nur indem persischen Rosettenstoff auf Tafel 25 zu finden, in der westsassanidischen Kunst jedoch gar nicht. Es geht auch nicht an, byzantinischen Einfluß dafür anzunehmen, solange etwas ähnliches im Bereich der rhomäischen

Textilornamentik nicht bekannt ist.   Abb. 148. Persische Silberflasche,

Schwerlich sind alle Stücke der Gruppe aus einem und frühes Mittelalter. Nach Smirnow. demselben Betriebsort hervorgegangen. Der Stoff in Nancy

überragt mit einem Kreisdurchmesser von über 70 cm nicht nur im Maßstab alle anderen Beispiele ganz erheblich, er ist auch durch eine so feine und genaue Durchbildung der Ornamente, namentlich der Kreiseinfassung ausgezeichnet, wie sie sonst in dieser Gattung nicht wieder vorkommt. Auch der Stoff im Vatikan nimmt eine Sonderstellung ein. Die meisten Stücke einschließlich des Nancystoffes sind von matter, kränklicher Farbig. keit; der durchweg hellbräunliche Grund von der Farbe verwelkter Blätter beherrscht die Wirkung, und die übrigen Farben gehen über die auf Tafel 32 b sichtbaren grünen, blauen und sandfarbenen Töne kaum hinaus. Demgegenüber ist der Löwenstoff aus der Lateranskapelle von leuchtender Farbenpracht: auf lebhaft violettem Grund liegen die grünen Kreisfelder, deren Einfassung weiß mit grünen und gelben Scheiben oder grün mit weißen Scheiben in Reihen wechselt. Die Löwen sind oben und unten violett mit weiß, in der Mitte hellrot. In der Zeichnung deutet mancherlei nach Westpersien. Die Scheibem kreise und Glockenpalmetten sind zwar allgemein iranisch ; auffällig ist jedoch, daß der Weber die Löwenmähne gleich dem sassanidischen Reiterstoff T. 28 in Zickzacklinien, nicht durch die abstehenden Locken der Ostgruppe wiedergibt und daß auch die Zeichnung der Löwem füße dem Weststil entspricht. Wahrscheinlich ist also der Löwenstoff des Vatikans die westpersische Nachahmung eines ostiranischen Vorbilds. Es mag wunderlich scheinen, daß die Weberei des höher kultivierten Westgebiets barbarisch provinzielle Muster entlehnte; aber die durch die weite Verbreitung der ostiranischen Stoffe in Ostasien und Europa bezeugte Beliebtheit gibt eine ausreichende Erklärung.

Es liegt nahe, nachdem die persischen Gewebe frühislamischer Zeit in eine westliche und östliche Gruppe zerlegt sind, diese landschaftliche Scheidung rückschließend auch für die sassanidischen Erzeugnisse vorzunehmen. Danach würden die vornehmeren Muster mit spätantikem Einschlag, wie der Hippokampenstoff und die Reiterstoffe (s. T. 20, 26, 27) dem an den oströmischen Kulturbereich grenzenden Südwesten zufallen, die Heimat der hart stilisierten Vogelmuster T. 22 a und T. 24 c dagegen östlich, etwa in Khorassan zu suchen sein.

Die ältesten Stücke der ostiranischen Gattung, namentlich der als Weberleistung am

1) Heyd, Levantehandel I S. 45.

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