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0218 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1
絹織物の美術史 : vol.1
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1 / 218 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000240
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des Passauer Stoffes wohl verwendbar ist. Der mesopotamischen Weberei ist ferner der Maastrichter Stoff auf Tafel 37a zuzuweisen, da die von Achtpässen umrahmten ados, sierten Greifenpaare in den Ornamenten der Mossulbronzen des 13. Jahrh. ihre nächsten Analogien finden.') Zudem steht die Verbindung arabisierter Palmettenformen mit der alten persischen Anordnung der Zwickelfüllungen im Einklang mit dem Wesen irake, nischer Kunst.

Die Kunstweberei des Seldschukenreichs von Rum hat in dem zu einer Kasel ver, schnittenen Goldbrokat des Lyoner Textilmuseums (Abb. 162) wenigstens ein inschriftlich beglaubigtes Denkmal hinterlassen. In Gold auf rotem Grund sind in rosettenbesetzten Kreisen steigende, mit dem Hinterteil verwachsene Löwen dargestellt, von deren Rachen und eingezogenen Schweifen raumfüllende Arabesken ausgehen. Die Inschrift des Randes nennt den Sultan Kaikobad, Sohn des Kaikhosrau, kann sich also sowohl auf den berühm, testen Herrscher von Konia, Kaikobad I (1219-1237), als auch auf dessen weniger nam, haften Enkel Kaikobad II (1246-1257) beziehen.2) Da der Name Arslan (Löwe) bei den Fürsten dieses Seldschukenhauses öfter wiederkehrt, hat das Löwenmuster in diesem Fall gleich den Doppeladlern vermutlich heraldische Bedeutung. An der Herstellung des Ge, webes im Lande selbst ist kaum zu zweifeln, da die Inschrift mit dem Namen des Landes; herrn auf einen für den Hofbedarf arbeitenden Betrieb, eine sogenannte Tirazwerkstatt deutet. Auch erfreuten sich die Seidenstoffe von Rum — womit freilich in der Regel by, zantiner Gewebe gemeint sind — in der arabischen Litteratur großen Ansehens und ein zu, verlässiger Augenzeuge, Marco Polo, berichtet zu Ende des 13. Jahrhunderts, daß die griechisch; armenische Bevölkerung im Seldschukenreich die besten und schönsten Teppiche der Welt und vielerlei reiche Seidenstoffe von den schönsten Farben anfertigte.3) Dem Kaikobadstoff ist ein Seidengewebe anzureihen, das als Futter der Giselakasel, des späteren ungarischen Krönungsmantels gedient haben soll.') Die Zwickelarabesken und die Rosettenreihe in den Kreisbändern stimmen mit dem Kaikobadstoff überein. In den Kreisen stehen je vier Löwen mit einem gemeinsamen Kopf, ein Motiv, das vereinigt mit den irakenisch,seldschukischen Doppeladlern das Muster einer verloren gegangenen Kasel aus dem Jahr 1218 bildete, die Rohault de Fleury 5) nach einer alten Zeichnung veröffentlicht hat.

Den Abschluß der irakenisch,kleinasiatischen Gruppe bildet der schön und klar ge, zeichnete Goldbrokat mit Doppeladlern in Schildfeldern aus dem Apollinarisschrein in Sieg, burg (Tafel 38 = Abb. 163). Wenn J. Lessing diesen und den ortokidischen Adlerstoff (Abb. 157) nach Palermo versetzt hat, so liegt dem die Gedankenverbindung von Doppel: adlern, Reichswappen und Hohenstaufen zugrunde. Es ist eine offenkundige Tatsache, daß mesopotamische Stoffe der vorliegenden Gattung, die im Abendland unter ihren Ursprungs, namen Baldachin oder Baudequin und Mossulin gehandelt wurden, nicht nur die Seiden, weberei von Italien und Regensburg im 13. Jahrhundert, sondern auch die europäische Heraldik infolge des vielfältigen Verkehrs der christlichen Ritterschaft mit den Sarazenen in den Kreuzfahrerstaaten aufs stärkste befruchtet haben. Aber die sizilianischen Hohen; staufen, Heinrich VI und Friedrich II, haben den Doppeladler noch nicht geführt; erst im 14. Jahrh. ist er ein Wappenbild deutscher Kaiser geworden. Man braucht keinen Nach, druck darauf zu legen, daß auf dem Siegburger Stoff die der irakenischen Kunst eigentüm, lichen Greifenköpfe — mit spitzen Ohren und hängenden Backen — sehr deutlich dargestellt

') Migeon, L'Exposition des Arts musulmans T. 13, Mossulbecken von 1238-1240.

  1. Ch. de Linas, Anciens vêtements sacerdotaux; eine Aufnahme der Kasel bei Cox, L'art de décorer les tissus I T. 9.

  2. Francisque Michel I S. 317.

') Bock, Keichskleinodien S. 92. Dreger, Entwicklung T. 95c. '') La Messe, VIII T. 605 Text VII S. 170.

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