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0221 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1
絹織物の美術史 : vol.1
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1 / 221 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000240
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Einzelstaaten zerfallen, doch unter der Verwaltung eines Volkes und unter den Herrschern eines Stammes stand, war den Ausstrahlungen der chinesischen Kunst nach Westen der Weg geebnet, wie nie zuvor. Die Denkmäler sind zu spärlich, um das erste Auftreten, den Weg und die Ausbreitung des chinesischen Einflusses schrittweis zu verfolgen. Sicher ist, daß in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts ein Umschwung im islamischen Seidenstil sich vollzieht oder vollzogen hat, ganz ähnlich dem, den die Gotik gleichzeitig in Italien herbeiführte. Die Gebundenheit der Musterordnung, das heißt die klare und starke Flächenteilung durch Kreisfelder, die doch trotz aller Nebenströmungen und Varianten im hohen Mittelalter vorherrschend blieb, wird gelockert und allmählich aufgelöst. Damit ist um die Wende des 13. Jahrhunderts die Herrschaft des frühen Seidenstils gebrochen, den die spätantike Kunst von Alexandria im 6. Jahrhundert geschaffen hatte.

C. Westmuslimische Seidenstoffe.

Die Ornamentik der westislamischen Kunst unterscheidet sich von der ostmuslimi, schen in der Hauptsache dadurch, daß sie das Ranken: und Bandwerk der Arabeske und die geometrischen Polygonalmuster aus eckig gebrochenen und durchsteckten Bändern zu ihren bevorzugten und wichtigsten Ausdrucksmitteln ausgebildet hat. Demgegenüber spielen im Osten wie wir gesehen haben die Tierbilder persischer Abkunft auch noch zu islamischer Zeit die Hauptrolle im Flachornament; als dann die Arabeske etwa im 11. Jahrh. über Mesopotamien ins iranische Gebiet vordrang, blieb sie doch den figürlichen Elementen wenigstens während des hohen Mittelalters untergeordnet. Die Ursachen der verschiedenen Entwicklung sind bekannt genug und brauchen hier nur flüchtig angedeutet zu werden: Sie liegen in den Vorstufen, von denen die Kunst des Islam im Osten und Westen ausge, gangen ist. Während in Persien das schon zur Sassanidenzeit spärliche und wenig ge, pflegte Pflanzenornament weiterhin auf niedriger Stufe stehen blieb, erwuchs die westisla, mische Ornamentik in Syrien, Ägypten, Nordafrika und Spanien auf dem alten Kulturboden der hellenistisch,römischen Kunst, die im spätantiken Rankenwerk, in den Bandgeflechten und geometrischen Bildungen der Pavimente, Mosaiken, Wirkereien und der byzantinischen und koptischen Baudekoration alle wesentlichen Elemente für die westmuslimischen Zier: formen darbot.')

Da die Araber zur Ausführung ihrer künstlerischen Aufgaben neben byzantinischer Hilfe die vorhandenen Kräfte der unterworfenen Länder, Syrer, Mesopotamier, Kopten heran, zogen, ging die Umbildung im islamischen Sinn nur langsam vor sich. Die wichtigsten Etappen auf dem Weg von der antiken Ranke zur Arabeske sind die Palastruine aus Mschatta in Syrien und die Stuckornamente der Moschee des Achmed ibn Tulun in Kairo. Das üppige Rankenwerk der Schauseite von Mschatta, einer omaijadischen Schöpfung aus der 1. Hälfte des B. Jahrhunderts,2) ist in seinen Einzelheiten trotz eingestreuter persicher Motive noch antikisierend; und in der untektonischen Art, wie die Ranken in dichtem, gleichmäßigen Relief lückenlos die gegebenen Flächen überspinnen und ausfüllen, verrät sich der Fort= schritt in der Richtung islamischen Empfindens.

Der Bauschmuck der Tulunmoschee aus den Jahren 876 bis 878, in flachem Stuckrelief geschnitten, bezeichnet bereits den Beginn der Arabeske, die Wandlung der Pflanzenformen in mehr lineare, naturfremde Bildungen.3) Auch die polygonalen Bandflechtungen kommen

') Vgl. Riegl, Altorientalische Teppiche, Kap. IV.

  1. Herzfeld, Die Genesis der islamischen Kunst und das Mschattaproblem; Zeitschrift „Der Is lam" 1910 I.

  2. Vgl. Riegl, Stilfragen S. 302.

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