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0225 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1 / Page 225 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000240
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byzantinische, alexandrinische, spanische und neapolitanische Herkunft der Seidenstoffe den Tatsachen entsprachen.')

An einigen Stellen des Liber pontificalis werden auch die Muster alexandrinischer Seidenstoffe aus der ersten Hälfte des 9. Jahrh. beschrieben. Unter Gregor IV (827-844) finden wir: Vela alexandrina, ex quibus unum habens rotas et rosas in medio; et aliud ar, bores et rotas, pendentia ante valvas ecclesiae S. Marci.2) Ferner ein velum alexandrinum haben, tern fasanos und aus der Zeit Leo IV (847-855) cortinam alexandrinam mire pulcritu, dinis unam habentem istoriam pavonum portantium desuper homines, et aliam istoriam aquilarum rotarumque et avium cum arboribus3). Die Beschreibung der von Gregor IV für die Marcuskirche in Rom gestifteten Vorhänge „vela alexandrina 3 ante portas majores pendentia, habentia homines et caballos" könnte man auf einen Stoff ähnlich dem Fragment aus der Ursulakirche in Cöln (Tafel 9a) beziehen, das in den Kreisen gegenständige Pferde und in den Zwickeln eine männliche Figur enthält. Für die Herkunft aus Alexandria spricht das alte Merkmal , die Herzblütenborte mit Knospenpaaren auf weißem Grund (vgl. T 6-8); die barbarische Zeichnung der Pferde und Zwickelfigur, ungefähr auf der Stufe der Lombardenskulpturen Norditaliens und der ostiranischen Stoffgruppe stehend, läßt auf das B. oder 9. Jahrhundert schließen.

Soweit ist das Auskli ngen spätantiker Motive ohne islamischen Einschlag zu verfolgen. Aber ungefähr gleichzeitig, jedenfalls früher als in Persien, regt sich auch schon der neue Geist des arabischen Orients. Als ein Werk jenes Übergangsstils, den in der monumentalen Kunst die Palastruine von Mschatta offenbart, erscheint mir der fein gezeichnete und zart gewebte Seidendamast Tafel 39 a (Abb.169)4). Die Darstellung ist noch antiken Ursprungs, denn der halbnackte Flügelknabe auf dem Pegasus, mit dem Bogen in der erhobenen Linken, ist doch nur als Eros zu deuten. Die von dem nackten Fuß herabhängenden Schärpen gehen zwar, wie das Gehänge am Halsband des Flügelrosses, letzten Endes auf die sassanidischen Flatterbänder zurück. Das kann aber nicht mehr für persische Herkunft ins Feld geführt werden, denn Antinoe hat den sassanidischen Bänderzierat spätestens schon im 6. Jahrh. entlehnt und verarbeitet. Am Erosstoff sind zudem die auffliegenden Schärpenendungen 5) ent, schieden antikisierend, gleich der Chlamys des alexandriner Reiterstoffes und der achmimer Amazone auf Tafel 10 a b, gezeichnet. Auch die innerhalb der hellen Scheiben umlaufende Ranke wahrt in der welligen Führung noch etwas vom antiken Rhytmus, das rein lineare Rankenwerk in den Zwickeln dagegen ist bereits vollständig der islamischen Tendenz lückenloser und gleichmäßiger.Flächenfüllung unterworfen. Dieses Streben kommt noch stärker in dem zierlichen Rankenspiel des Vogelstoffes in Speier Tafel 39 b zum Ausdruck, der nicht allein durch die gleiche Damasttechnik, sondern ebensosehr formal mit dem Eros, stoff verwandt ist. Das raumfüllende Ausspinnen der Ranken, die doch noch der eigent, lichen Arabeskenform entbehren, bringt diese beiden Stoffe zum mindesten zeitlich mit dem Palast von Mschatta aus der ersten Hälfte des B. Jahrh. zusammen. Ihre Heimat ist wohl im Nilland zu suchen, da der Eroskopf ausgesprochen ägyptischen Typus zeigt; auch sind die

') Stoffe aus Syrien, wie man angenommen hat, s. Dreger Entwicklung S. 42, sind im Papstbuch nicht erwähnt. Das oft gebrauchte Adjektiv siricus ist nur die im Papstbuch übliche Dialektform für sericus, seiden, wie die ebenso häufigen Worte olosiricus und olosyricus, ganzseiden, beweisen. Ob unter Tyreus ein Ges webe aus Tyrus oder vielmehr wie in anderen Quellen eine vom byzantinischen Blathin abweichende Purs purfarbe zu verstehen ist, bleibt unentschieden; nach dem Zusammenhang im Liber pontif. ist letzteres viel wahrscheinlicher.

  1. Duchesne II S. 75.

  2. Duchesne II S. 109.

') Das Gewebe stammt aus einer Cölner Kirche und ist unter die Stoffsammlungen von Berlin, Krefeld und Brüssel, s. Katalog Errera S. 13, aufgeteilt. Das Original ist hellrot, nicht braun.

') In der Beschreibung von Tafel 39a irrtümlich als Köcher bezeichnet.

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