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0229 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1 / Page 229 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000240
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später als typisches Merkmal arabischer Seidenstoffe aus Spanien begegnen werden. Als fa, timidisch erweisen den Mantel von Chinon außerdem die regelmäßigen und dichten Flecken, reihen der Leoparden. Während Persien dafür kein Beispiel bietet, sind auf den in Ägypten geschliffenen Kristallgefäßen der Fatimidenzeit (um das Jahr 1000) nicht nur die Panther der bezeichneten Azizkanne, sondern auch andere Tiere, Adler, Rehe, Lämmer mit den reihenweis angebrachten Flecken versehen.') Und ein Leopardenpaar verwandter Zeichnung kehrt noch in der ersten Hälfte des 12. Jahrh. auf einem westsarazenischen Kunstwerk, dem Mosaikbild im Zimmer Rogers II (-f- 1154) zu Palermo wieder.2) Das Motiv paarweis an, geketteter Tiere ist uralt und vermutlich mesopotamischen Ursprungs. In einer dem Stoff von Chinon ähnlichen Form ist es bereits auf einer mykenischen Gemmes) zu sehen.

Eine gut datierbare Arbeit aus der ersten Hälfte des 11. Jahrh. ist der Brüsseler Stoff auf Tafel 40 (Abb. 172) mit gegenständigen Vögeln, deren Flügel einen arabischen Wunsch für den Besitzer „Dauernde Kraft, Geduld und Macht" tragen.') Der Vorliebe der Araber für Streifenwirkung dient außer der Reihenordnung des Musters die ohne Rücksicht auf die Zeichnung wechselnde Farbe des blauen, violetten, gelben und roten Einschlags. Die Her, stellungszeit ergibt sich aus einem Zierblatt im Codex aureus des Escorial (Abb. 173), einer in Echternach bei Trier vor dem Jahr 1046 geschaffenen Handschrift. Der deutsche Buch, maler hat zwar seine gewebte Vorlage ziemlich frei benützt, aber doch in der Zeichnung der Vögel und vor allem in dem ungewöhnlichen Motiv der gestielten Scheiben die wesent, lichen Merkmale eines dem Brüsseler Stoff sehr ähnlichen Gewebes festgehalten. Für die ägyptische Herkunft ist eine in Fostat ausgegrabene Fayencevase der Fatimidenzeit in der Sammlung Kelekian (Abb. 174) wegen der stilverwandten Vögel als Belag anzuführen.

Von den im Jahr 1827 dem Schrein des heiligen Cuth, bert zu Durham in sehr verwittertem und verblichenem Zu,

stand entnommenen Seidenstoffen zeigt das besterhaltene Stück

in achtfach ausgebogenen Rundfeldern Reiter mit dem Jagd: falken auf der Faust (Abb. 175) und unter einem querlaufen,

den Ornamentstreifen Hasen von ähnlicher Zeichnung, wie

auf dem erwähnten Tirazgewebe des Fatimiden El Hakim. Reiter auf der Falkenjagd sind auf mesopotamischen Kunst,

werken , Mossulbronzen und Schmelzgläsern häufig darge,

stellt; auch werden Milites equitantes cum avibus super manus als Muster eines Bagdadstoffes im Inventar der Londoner

Paulskirche (s. S. 108) erwähnt. Da wir außerdem die Acht:

paßfelder auf einem zweifellos mesopotamischen Stoff (s. Abb. 157; vgl. auch T. 37a) gefunden haben, möchte man den

Cuthbertstoff zunächst dem Irak zuweisen, wenn nicht die sehr unirakenischen, an die Koptenseiden von Achmim erinnernden Blätter außerhalb der Reiterfelder die ägyptische Nachahmung

eines mesopotamischen Musters wahrscheinlicher machten. Daß die Arabesken in den Querstreifen und Umrahmungen den Stuckornamenten der Tulunmoschee gleichen, fällt weniger ins Gewicht, da die Ausgrabungen Herzfelds im Schutt von Samarra am Tigris ganz ähnliche Stuckzieraten auch für das Irak nachgewiesen haben.

') Auf den Kannen im S. Kens. Museum und im Schatz von S. Marco; Pasini T. 51 fig. 115; T. 52 fig. 118; Migeon, Manuel fig. 320, 322, 324.

2) Kutschmann, Meisterwerke sarazenisch-normannischer Kunst in Sizilien, T. 19 u. 20; auch Dreger, Entwicklung T. 67a.

;) Furtwänger, Antike Gemmen III S. 51 fig. 32.

') Vgl. Katalog Errera S. 16.

Abb. 174. Fayencevase aus Fostat
11. Jahrh. Sammlung Kelekian.

Falke, Seidenweberei.

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