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0235 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1 / Page 235 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000240
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geringeren Seidengattungen wie Siglaton, Dschordjani, Isfahani, Atabi in Betrieb gewesen sein. Seit dem 12. Jahrh. stellten sich Malaga, Murcia, Sevilla als Weberstädte Almeria zur Seite') und auch nachdem die arabische Herrschaft auf das Königreich Granada eingeschränkt war, hielt sich das Seidengewerbe Spaniens auf ansehnlicher Höhe bis über die Zeit der Renaissance hinaus.

Nach Pariset2) sind die ausübenden Kräfte in der Gewinnung und Verarbeitung der Seide die arabischen Stämme aus Syrien gewesen, die nach der Eroberung den andalusischen Süden des Landes besiedelten, während die kulturlosen Kriegsvölker der nordafrikanischen Berbern und Mauren die minder ergiebigen Grenzgebiete im Norden besetzten. Wenn auch ausreichende Klarheit über die landschaftliche Verteilung der im muslimischen Spanien ver, einigten und vielfach durcheinander geschobenen Stämme und Rassen nicht zu gewinnen ist, bleibt doch die Annahme zutreffend, daß die unstäten Berbern zur Kultur und Kunst wenig oder nichts beigetragen haben. Viel bedeutender war die Mitarbeit der alteinheimi. schen Masse des spanischen Volkes , namentlich der zum Islam übergetretenen Renegaten, die während der Glanzzeit der cordovanischen Kunst unter Abderrahman III (912-961) mit den Eroberern zu einem Mischvolk verschmolzen. Unter der westgotischen Herrschaft war die Bildung des spanischen Volks tief herabgesunken, so daß die in die muslimische Gemeinschaft aufgenommene Masse nicht als Vertreter einer älteren und überlegenen Kuh tur den Arabern gegenüber stand, wie die Iranier des Ostens. Sie ist vielmehr in eine von vornherein orientalische Kunst und Bildung erst hineingewachsen und allmählich zur Mit: wirkung aufgestiegen.

Der rein orientalische Ursprung der cordovanischen Kunst enthüllt sich in ihren älter sten ornamentalen Denkmälern mit großer Deutlichkeit. Zeitlich und örtlich fest bestimmt ist eine Gruppe von ungefähr zwanzig reich geschnitzten Elfenbeinkasten und Büchsen, in deren arabischen Inschriften als Besteller oder Empfänger die Kalifen Abderrahman III, Hakem II (961-976) oder ihre Verwandten und Würdenträger genannt werden. Zwei Kasten in Pampluna und Braga sind dem Wezir Hischams II, Abd el Melik (1002-1008), dem Sohn des allmächtigen Reichsverwesers Almansor gewidmet, auf einem anderen vom Jahr 966 ist Medina ez Zahra, die wunderreiche Residenz Abderrahmans III nahe bei Cor, dova erwähnt. Die Jahreszahlen taufen von 965 bis 1026.3) Den meisterhaft geschnittenen Reliefschmuck dieser Elfenbeingeräte durchziehen künstlich verschlungene Flechtbänder, Kreise oder achtfach ausgebogene Rundfelder bildend. Sie enthalten Krieger und Jäger, zu Pferd mit dem Falken oder Jagdleoparden, musizierende und trinkende Figuren, dann Tiere gegenständig oder adossiert zu Seiten eines Baumes, Adler mit ausgebreiteten Flügeln. Ara: beskenblätter von der plastischen, akanthusartigen Durchbildung, die der spanisch;islami; schen Kunst eigentümlich ist, füllen den Grund, Pfauen und Adler, Löwen, Gazellen, Hasen und anderes Getier die Zwickelfelder. Der enge Zusammenhang des ganzen Formenschatzes, seiner verschlungenen Kreise und der symmetrischen Verdopplung der Tiere mit der Sei: denornamentik fällt auf den ersten Blick ins Auge. Die symmetrischen Tierbilder eines Elfenbeinkastens im South Kensington Museum aus der ersten Hälfte des 11. Jahrh. (Abb. 179, 180, 181) scheinen unmittelbar aus der Weberei übernommen und sie geben eine zuverlässige Vorstellung von den Stoffmustern aus der cordovanischen Blütezeit.

Obwohl die Akanthusarabesken und manche Einzelheiten der Stilisierung diesen Arbeiten ein spezifisch spanisch arabisches Gepräge verleihen, ist unter den figürlichen Mo: tiven und Tierbildern kaum eines, das nicht aus dem orientalischen Vorstellungskreis her:

') Franc. Michel, Recherches I S. 285; Pariset, Hist. de la Soie II S. 219.

  1. Hist. de la Soie II S. 225.

  2. Migeon, Manuel fig. 108-119.

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