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0244 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1
絹織物の美術史 : vol.1
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1 / 244 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000240
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Die Meinung Charles de Linas,') daß schon die Byzantiner während ihrer dreihundert; jährigen Verwaltung die Seidenzucht in Sizilien eingeführt hätten, klingt einleuchtend genug, zumal das Bestehen einer Purpurweberei in Neapel um das Jahr 800 durch den Liber pon tificalis bezeugt wird.2) Irgendwelche Tatsachen oder Urkunden zur Stütze der Ansicht de Linas sind jedoch nicht vorhanden. Aus den Jahren 835 und 846, also bald nach dem ersten Eindringen der Muhammedaner, sind einige arabische Briefe überliefert, in denen über die Errichtung vonWollwebereien in Palermo, Messina, Girgenti und Piazza ausführlich berichtet wird;3) von Seide ist aber damals noch nicht die Rede. Erst in dem Bericht eines sizili: anischen Emirs vom Jahr 975 wird von den auf einem Kauffahrerschiff erbeuteten Stoffen ge; sagt, daß sie besser seien, als die in Sizilien gewebten, weil der Goldfaden feiner gesponnen und glänzender ist, als derjenige, den man in Sizilien herstellt. Das ließe sich bereits auf Seidenweberei deuten, obwohl andrerseits der arabische Emir von Palermo in der zweiten Hälfte des 11. Jahrh. dem Herzog Robert Guiscard, als ihm dessen Vordringen bedrohlich schien, spanische Gewebe als Geschenk übersandte.°)

Die erste greifbare Tatsache bringt der Krönungsmantel des deutschen Kaiserornats in Wien, der nach der arabischen Umschrift in der Hauptstadt Siziliens im Jahr der Hedschra 528 (1133) für den König Roger II gemacht, das heißt gestickt worden ist 5). Die als Symbol der königlichen Macht gedachte Darstellung eines Löwen, der ein Kamel niederschlägt, symmetrisch zu den Seiten eines Palmbaums wiederholt, ist rein islamischen Stils und be, zeugt mit der Umschrift, daß die königliche Textilwerkstatt in Palermo von Arabern be, trieben wurde. Der Mantel ist das großartigste Denkmal sarazenischer Kunststickerei des Mittelalters, beweist aber noch nichts für die Seidenweberei in Sizilien. Die Stickerei ist auf einfarbigem Seidenstoff ausgeführt, der in vertieften Linien die typische Musterung der byzantinischen Atlasstoffe trägt, also höchst wahrscheinlich aus Byzanz bezogen worden ist. Eine vielleicht mit dem Harem verbundene Kunstwerkstatt, in der für den Hofbedarf kostbare Goldstickereien und dergleichen gemacht wurden, ist auch ohne We, bereibetrieb sehr wohl denkbar O. Der Krönungsmantel steht daher nicht im Widerspruch mit der Nachricht, daß die Seidenweberei erst 1147 in Sizilien eingeführt worden sei. Otto von Freising berichtet mit ganz klaren Worten, daß die Normannen bei ihrem Feldzug in Griechenland Korinth, Theben, Athen geplündert und mit reicher Beute auch die Arbeiter, welche die seidenen Stoffe webten, zur Schmach des byzantinischen Kaisers und zum Ruhm ihres eigenen Fürsten als Gefangene hinweggeführt hätten. Roger siedelte sie in Palermo an und ließ sie ihre Webekunst den Seinigen lehren. Und von da an begann jene Kunst, die früher allein bei den Griechen unter den Christen üblich war, auch den Römern be, kannt zu werden 7). Gegen diese unzweideutige Aussage eines wohl unterrichteten Zeit:

') Anciens vêtements sacerdotaux S. 46.

  1. Duchesne II S. 30. Leo III (795-816) schenkte „vela modica de fundato 47, ornata in circuitu de blatin bizanteo et investita de blatin neapolitano." Da der neapolitaner Purpurstoff als Futter der 47 Vol., hänge diente, ist es allerdings sehr fraglich, ob ein Seidengewebe gemeint ist.

  2. Auszüge bei Gay, Glossaire S. 582 nach dem Codice diplom. arab. Sicil.

  3. Franc. Michel I S. 77.

  4. Bock, Reichskleinodien T. 6.

  5. Diese Hofwerkstatt wird von Francisque Michel an in allen Werken, die sich mit der Geschichte

der Seidenweberei befaßten, regelmäßig als „Hôtel de Thiraz" bezeichnet, sodaß man schließlich den Ein. druck gewinnen muß, dieser halb französische, halb arabische Name, der so erwünscht die Vermählung des normannischen und sarazenischen Elements verkörpert, sei tatsächlich in dieser Form überliefert. Das ist jedoch nicht der Fall. Hugo Falcandus nennt die Werkstätten „Palatio adhaerentes officinas" und ein bezeichnetes Gewebe sagt „Regium Ergasterium."

  1. Otto Frisingensis, De Gestis Friderici, I cap. 33. Inde (Siculi) ad interiora Graeciae progressi, Corinthum, Thebas, Athenas expugnant; ac maxima ibidem praeda direpta, opifices etiam qui sericos pannos

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