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0252 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1 / Page 252 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000240
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geschrieben,') womit ihre sonstigen noch rein romanischen Ornamente übereinstimmen. Nur die ersten Jahrzehnte nach 1200 wären noch denkbar.

Auch für den zartgefärbten Doppeladlerstoff Tafel 44 c (Abb. 202), de seta viridi et violacea , wie es im Palermitaner Inventar heißt, ist eine Entscheidung zwischen Spanien und Sizilien nicht zu treffen. Die Inschrift auf den Flügeln ist zum Teil dieselbe wie auf den Siegburger Adlern; sonst wären für Palermo noch die senkrecht übereinander angeordneten Stämms chen mit den zugespitzten Kronen anzuführen.

Als sicher westsarazenisch und höchst wahrscheinlich spanisch ist hier eine Gruppe feingewebter und goldbro: schierter Stoffe mit Tiermustern sehr kleinen Maßstabs eine zuschalten, von der ein Fragment des S. Kens. Museums auf Tafel 8313 zu sehen ist. Die islamische Arbeit wird erwiesen durch eine Variante, deren verdoppelte Rautenbänder eine arabische Inschrift mit dem Wort Arrahman enthalten (Abb. 203). Vergleicht man die adossierten Löwenpaare in

den Rauten mit denjenigen in den kleinen Rundfeldern des spanischen Damasts Tafel 44a (Abb. 191), so wird die Zusammengehörigkeit ohne weiteres klar. Das Hauptstück der Gattung ist das wohlerhaltene Leosudarium in Sens (Abb. 204) mit wechselnd roten und goldenen Löwenpaaren auf weißem Grund und den typisch spanischen Palmetten in den Vierpässen der Zwickel.

Das schönste und farbenprächtigste Erzeugnis der sizilianischen Webekunst des 12. Jahrh. gehört dem Dom S. Sernin zu Toulouse als Chape du Roi Robert2) (Abb. 205). Auf blauschwarzem Grund sind gegenständige Pfauen mit aufgerichtetem Schweif darge: stellt über einer Schrifttafel, die in kufischem Ductus die Worte „Vollkommener Segen" enthält. Dünne Bäumchen mit spitzovalen Kronen gliedern das Muster in der Senkrechten. Unter den Pfauen füllen kleine Hunde und Tiere mit steif aufgerichteten Ohren den Grund. Das Muster erscheint in Reihen rot mit gelb oder grün mit hellviolett abwechselnd.3) Das Motiv der gegenständigen Pfauen mit rahmenbildenden Schweifen ist zuerst in Spanien auf dem Elfenbeinkasten des South Kensington Museums (vgl. Abb. 179, in der Mitte, durch das Schloßblech halb verdeckt, ferner auf dem Deckel) nachzuweisen. Mehrfach sind Pfauen; paare auch in den Mosaiken der Zisa und des Rogerzimmers im Schloß zu Palermo darges gestellt. Dem Toulouser Stoff am ähnlichsten aber sind die Pfauen einer Deckenmalerei in der Pfalzkapelle daselbst (Abb. 206), obwohl der Raum eine mehr in die Breite gestreckte Darstellung verlangte. Außerdem sind Pfauen vollkommen gleichen Stils auf einer sicher palermitanischen Seidenwirkerei im Dresdener Kunstgewerbemuseum dargestellt.°) Es darf nicht übersehen werden, daß die dunklen Querstriche auf den Pfauenschenkeln nicht nur dem Toulouser Stoff und der Deckenmalerei gemeinsam sind, sondern auch bei den Kamelen des Palermitaner Kaisermantels von 1133 wiederkehren.)

Solche Nebensachen der Zeichnung sind nicht ohne Beweiskraft; deshalb ist erwähl

') Gélis-Didot u. Laffillée, La peinture décorative en France I. 14.

  1. Gemeint ist der König von Neapel Robert von Anjou, 1309-1343.

  2. Das Muster ist farbig in halber Größe bei Prisse d'Avennes L'art arabe T. 148 abgebildet. Kleine Abschnitte besitzen das South Kens. Mus., der Bargello und das Clunymuseum, s. Migeon Manuel fig. 353. ') Abgeb. Kumsch in der Zeitschrift f. bild. Kunst 1903, Farbentafel.

5) Bock, Reichskleinodien T. 6; Dreger Entwicklung T. 18.

Abb. 201. Romanische Deckenmalerei, Frankreich um 1200.

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