National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF Graphics   Japanese English
0263 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.1 / Page 263 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000240
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

knüpft, sodaß sie dreieckige Zwickel mit Pflanzenfüllung einschließen. Die Kreise ent• halten neben einem steif ge. zeichneten Baum vier steigende Greifen mit breiten Vogel. schwänzen. In Sens dagegen stehen die Kreise noch senk: recht übereinander und die vier. eckigen Zwickel füllen je vier Vögel, zwischen denen ein Stamm senkrecht hindurch geht (Abb. 212). In die Kreise sind zu Seiten der Ranken. achse unten zwei Greifen, dar• über aber Vögel mit den derben Löwentatzen des Hexenstoffes eingewebt. Überhaupt stehen die vogelschwänzigen Greifen und die löwenfüßigen Vögel dieser beiden Gewebe den Mischwesen des Hexenstoffes nicht nur in der etwas groben, holprigen Zeichnung, sondern auch in derErfindungnahe,wäh: rend andrerseits die Zwickel• vögel des Potentiansudariums denjenigen des Palermitaner Stoffes mit der Bezeichnung Operatum in regio Ergasterio (vgl. Abb. 193) ähnlich sind.

Das eine wie das andere deutet auf Sizilien und die Nachahmung einer kufischen In. schrift in den Kreisbändern der beiden Purpurstoffe bringt eine weitere Bestätigung. Die pseudoarabische Schrift, die im 14. Jahrhundert 'von der italienischen Seidenweberei als landläufiges Ziermittel verwendet wird, erscheint hier zum erstenmal. Byzanz hat davon niemals Gebrauch gemacht; wenigstens sind auf keinem sicher griechischen Gewebe die lit. terae tartaricae, wie es in italienischen Inventaren heißt, zu finden.. In Palermo hingegen, wo den griechischen Webern arabische Inschriften gewebt oder gestickt auf den Arbeiten ihrer sarazenischen Berufsgenossen beständig vor Augen kamen, ist die Neigung zur Nach. ahmung und ornamentalen Umbildung leicht erklärlich.

Mit dieser Gruppe sizilianischer Gewebe sind wir aus dem westmuslimischen Kunst. bereich heraus und in den byzantinischen Einflußkreis hinübergetreten. Im weiteren Vera lauf, vom späteren 13. Jahrh. ab ist es nicht mehr möglich, die Gewebe Siziliens von den italienischen oder byzantinischen Arbeiten auszusondern. Wir wissen nicht einmal sicher, ob das Seidengewerbe der Insel den Sturz der Hohenstaufen überdauert hat oder wie lange es noch dem Wettbewerb der rasch aufblühenden Weberstädte Oberitaliens standhalten konnte. Es ist bemerkenswert, daß das Schatzverzeichnis der päpstlichen Verwaltung aus dem Jahre 1295 zwar Massen von Seidenstoffen aus Byzanz (panni de Romania) und Cy. pern, aus dem Orient (panni tartarici), aus Spanien, Lucca, Venedig, vereinzelte auch aus

Abb. 212. Zwickelmuster des Potentiansstoffes in Sens. Phot. J. Doucet.

127