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0015 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2 / Page 15 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000240
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Abb. 214. Byzantinisches Stoffmuster gemalt auf der Heiratsurkunde Ottos II von 972.

stoff der Cölner Ursulakirche (Tafel 37 b = Abb. 213), der dem Sarkophag einer daselbst beigesetzten?ochter Pipins des Kurzen entnommen ist. Dem. gemäß wäre das Gewebe der zweiten Hälfte des B. Jahr. hunderts zuzuweisen. Die schlichte Farbenwahl, purpur• violett auf ungefärbtem Grund, war in Byzanz hoch. geschätzt und wurde auch der vornehmsten Imperialstoffe aus den kaiserlichen Gy nae. ceen, zu denen die beiden be zeichneten Löwenstoffe des 10. Jahrhunderts Tafel 62-66 gehören, für würdig erachtet. Das Motiv des Greifen auf dem Rücken eines Stieres ist aus der Antike herübergenommen und blieb der griechischenWe. berei noch lange geläufig. In schwungvollerer Zeichnung finden wir es wieder auf der

Prachtausfertigung der Heiratsurkunde Kaiser Ottos II und der Theophano vom Jahre 972 im Wolfenbütteler Archiv, deren Grundmalerei einen ähnlichen Purpurstoff nachahmt (Abb. 214)1). Den künstlerischen Tiefstand im B. Jahrhundert verrät am Ursulastoff die un. beholfene Darstellung des Stieres, und noch viel mehr die Anspruchslosigkeit und Dürftig. keit des Ornaments in den Kreisbändern. Sie enthalten hell ausgesparte Herzen nebst je zwei kleineren Flecken, also einen ganz verkümmerten Überrest der spätantiken Herzblüten• borte mit Knospenpaaren. Stilverwandt, aber noch roher und eckiger ist ein Greifenstoff der Martinskirche in Lüttich (Abb. 215). Reicher und feiner im Ornament, aber immer noch minderwertig in der Tierdarstellung ist der schon in das 10. Jahrhundert hineinreichende Trierer Stoff mit blauen Pferden auf dunkelgrünem Grund (Tafel 49 b = Abb. 216). Per. sische Anklänge, die der byzantinischen Weberei schon früher nicht fehlten, kommen in den Bäumen und in den Halsbändern der gegenständigen Panter eines grün und gelb auf violettem Grund gewebten Stoffes in Augsburg (Abb. 217) zum Vorschein. Doch läßt die Farbenwahl und das übliche Schema der Flächenteilung keinen Zweifel an der byzantinischen Arbeit aufkommen. Die tangierenden Kreise mit Scheibenverbindung und einer Rosette in den Zwickeln sind allen diesen Stoffen gemeinsam. Die runden Rosetten können auch für die Folgezeit als Merkmal byzantinischer Herkunft angesehen werden, im Gegensatz zu den islamischen Kreismustern, bei denen das Bestreben vorherrscht, die Zwickelfelder bis in die spitzen Winkel hinein ornamental auszufüllen. Augenscheinlich war das Kreisschema für die griechischen Tierstoffe dieses Zeitalters die Regel; doch sind auch Beispiele abwei.

1) Die ganze Urkunde ist abgebildet bei Schlumberger Epopée byzant. II S. 202. — Auch der älteste erhaltene Wirkteppich aus S. Gereon in Cöln, dessen Abschnitte auf die Stoffsammlungen von Lyon, Berlin und Nürnberg verteilt sind, geht auf einen frühmittelalterlichen byzantinischen Stoff mit diesem Muster zurück.

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