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0051 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2 / Page 51 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000240
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bis dahin im Gebrauch stehenden byzantiner Seidenstoffe. Und hier stoßen wir immer und immer wieder auf dieselben Tierbilder in Kreisen. Die Abteilung der noch unverarbeiteten Panni de Romania') zählt, abgesehen von den schon erwähnten Stücken mit den pferde: köpfigen Greifen (vgl. Abb. 246) und von einem „pannus rubeus de Romania ad ayes et bestias et arbores ad aurum" nur violette oder rote Stoffe auf, die in Kreisen mit Greifen oder Löwen (einzeln oder paarweis) gemustert sind.") Bei den fertigen Meßgewändern oder Altardecken ist die Beschreibung etwas ausführlicher, aber die Motive sind mit wenig Ausnahmen die: selben, Greifen, Löwen, Adler.') Nur einmal wird ein ornamentales Muster erwähnt: „Xamitum violaceum ad lilia aurea de opere Romanie". Ein Pegasusstoff ist auch noch vorhanden: „Duos pannos magnos, junctos simul, cum rotis in quibus sunt equi cum alis viridibus." Hier fehlt jedoch die Heimatsangabe und zudem handelt es sich wohl um ein altes Stück.

Die blühende und im Mittelalter weit berühmte Textilkunst Cyperns ist dem byzan: tinischen Stilbereich zuzurechnen, obwohl die Insel seit 1192 unter den Lusignans einen selbständigen lateinischen Ritterstaat bildete, bis sie 1489 der Republik Venedig anheimfïel. Nach dem Fall der fränkischen Kreuzfahrerstaaten Syriens drängte sich im 13. Jahrhundert der christliche Levantehandel unter den Schutz der Lusignans und erhob den Hafen von Famagusta zu einem Umschlagsplatz ersten Ranges. Der lebhafte Handelsverkehr mit Italien schaffte den cyprischen Arbeiten großen Absatz im Abendland und im römischen Inventar von 1295 sind sie in Mengen verzeichnet. Ober die Gewebemuster der Panni cyprenses ist nur wenig zu erfahren; wir lesen von einem Dorsale aus roter Cypernseide mit goldenem Fischgrätenmuster, d. h. Zickzackstreifen, von weißen Kaseln mit goldenen Ranken oder mit Vogelpaaren in Kreisen.') Viel ausführlicher ist das Verzeichnis bei den Nadelarbeiten, die überhaupt den größeren Teil der cyprischen Textilerzeugnisse aus: machen. Es gibt zum Schmuck des Altares Borten mit Heiligenbildern aus Gold,) aber auch aus farbiger Seidenstickerei,") gestickte Dorsalien mit der Mutter Gottes und Heiligenfiguren (Nr. 821 u. Nr. 1545), ein Frontale mit acht Bildern aus der Geschichte Christi') und ein Dorsale totum ad aurum cum multis imaginibus integris in tabernaculis (Nr. 827). Den Hauptbestand bildet ein ganzer Satz von Meßgewändern, sechs rote Chormäntel, drei weiße und eine rote Kasel, alle mit demselben Muster in Gold bestickt.R) Das Haupt: merkmal des opus ciprense ist demnach die Goldstickerei, und zwar aus Hautgoldfäden auf Seidengrund, im Gegensatz zu dem damals gleich berühmten und geschätzten opus

') Die Bezeichnung Romania für Byzanz war seit der Aufrichtung des lateinischen Kaiserreichs der Kreuzritter 1204 allgemein geworden.

  1. Molinier, Inventaire S. 109: Unum pannum rubeum de Romania cum rotis in quibus est unus leo; cum rotis in quarum qualibet sunt duo leones ad aurum; cum rotis in quarum qualibet sunt duo grifones usw.

  2. Inventar nr. 816: Dorsale pro altari de panno de Romania operatum ad leones et aquilas ad aurum; nr. 944: Unam planetam (Kasel) de xamito rubeo laboratum ad catenas cum grifonibus et aquilis ad aurum filatum de opere Romanie; nr. 1194: xamitum jallum ad rotas in quibus sunt leones et grifones ad aurum filatum de opere Romanie.

') Inv. nr. 822: Unum dorsale de panno rubeo de opere ciprensi ad spinam piscis ad aurum; nr. 908 u. 919 u. 1537: planeta alba de opere cyprensi ad catenas et ayes; nr. 910: planeta alba de opere cyprensi ad vites de auro; nr. 1538: planeta alba ad vites et folia aurea de opere ciprensi.

') Inv. 832: Unum frixium de opere cyprensi cum imaginibus de auro in arcubus.

") Inv. 899: Aurifrixium de opere ciprensi ad imagines et ayes serici diversorum colorum.

') Inv. nr. 828, ähnlich dem heut in Anagni befindlichen Antependium von cyprischer Arbeit, abgeb. Farcy, La Broderie II T. 30.

8) Inv. nr. 890: Unum pluviale de examito rubeo brodatum ad aurum de opere ciprensi cum rotis in quibus sunt grifones et aquile cum duobus capitibus et due ayes respicientes quemdam florem. Diese Beschreibung wiederholt sich bei den Nummern 891-895, 906, 915, 916.

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