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0086 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2 / Page 86 (Grayscale High Resolution Image)

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doi: 10.20676/00000240
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formen enstanden ist. Eine ganz ähnliche Versteifung von Pflanzenformen zeigen die dem Seidenmuster Tafel 92 a ziemlich verwandten blaugewebten Streifenmuster der italienischen Leintücher, die mit nicht ganz ausreichender Begründung Perugia zugeschrieben werden. Sie sind auf Bildern von Simone Martini (erste Hälfte 14. Jahrhundert) an bis in die Renais, sancezeit dargestellt worden und haben in handwerklicher Vergröberung viele Motive aus den frühitalienischen Seidenmustern, die Falkenreiter gleich T. 81 b, die Basilisken, Kastelle und Lilien, auch Tiere aus den luccanischen Diaspern über das Mittelalter hinaus weiter: geführt.')

Eine kurze Erwähnung genügt für die auf Tafel 95 zusammengestellten vier Muster

„ad arbores et ayes". Während die Pfauen und Papageien T. 95 d und 95c noch dem roma, nischen Stil des 13. Jahrhunderts angehören, weist die naturalistischere Auffassung der Perl: hühner und Bäumchen das Muster T. 95 b ins 14. Jahrhundert. In diese Zeit fällt auch der Stoff T. 95a, nach den schwächlichen unausgesprochenen Formen der Vögel und des Ornaments ein verkümmerter Nachläufer der romanischen Überlieferung.

Die Tafel 96 vereinigt drei Muster ohne typische Bedeutung. Sie liegen abseits der

Hauptströmungen des Seidenstils und gewähren daher nur unsicheren Anhalt zur Be, stimmung. Das Randmuster des Stoffes im Mangoldschrein von Huy T. 96a erinnert an die gewirkten Borten von Palermo, und da sowohl die Farbenwahl, rot auf schwarz, blau, wie manche Einzelheiten des Ornaments auf byzantinische Tradition zurückdeuten, ist wohl an eine spätsizilianische Arbeit des 13. Jahrhunderts zu denken. Das gilt auch für das Fragment T. 96b, umso mehr, als hier die Vögel und Farben mit dem sizilianer Gewebe Tafel 45 c übereinstimmen. Die Entstehung des dürftig gezeichneten Stückes T. 96c um 1350 wird dadurch gesichert, daß ähnliche Muster auf Bildern Orcagnas (-1- 1368) vorkommen; 2) ob man daraus auch auf toskanische Herkunft schließen darf, bleibt fraglich.

Mit dem 13. Jahrhundert ging die Blütezeit des romanischen Seidenstils in Italien zu

Ende. Das schließt nicht aus, daß neben den genau um 1300 einsetzenden Schöpfungen der Frühgotik die gebundenen Muster in beschränktem Maß noch einige Jahrzehnte weiterge, führt wurden; es ist wohl denkbar, daß sie im Norden und Osten gewohntermaßen noch Abnehmer fanden, während in Italien selbst schon die neue Stilrichtung herrschte. In den

Kircheninventaren des 14. Jahrhunderts werden Tierstoffe mit großen Kreisen, also offen; bar romanischen Stils, noch oft beschrieben, vornehmlich als venezianische Arbeit. Aber grade solche Gewänder nennt das Schatzverzeichnis der Peterskirche von 1361 zumeist alt und schadhaft.3)

Auf einem toskanischen Altar der Berliner Gemäldegalerie, der um 1375 angesetzt wird (Inv. Nr. 1039) ist zu Füßen der Heiligen noch ein typisch romanischer Stoff mit Tier, paaren in Kreisen abgemalt; allein das ist ein ganz vereinzeltes Vorkommen und auf Ge, wändern sind bei den italienischen Malern des 14. Jahrhunderts solche alten Muster nicht mehr zu sehen. Schließlich ist zu bedenken, daß im Paramentenschatz der Danziger Marien;

  1. Vgl. Katalog Errera nr. 65b u. 116a; ferner J. Errera, Tessuti Perugini, im Emporium 1906, B. XXIII, Nr. 136.

  2. Sidney Vacher, Fifteenth century Italian ornament, chiefly taken from brocades in pictures T. 3.

  3. Müntz e Frothingham, Tesoro di S. Pietro S. 28: Pluviale de opere veneto ad rotas magnas cum duobus leonibus de auro in campo rubeo, antiquum et confractum; S. 27: pluviale de cataxamito albo cum grifonibus de auro in campo rubeo in rotis. magnis, antiquo et reparato de alio panno; pluviale de opere veneto antiquum, cum rotis et grifonibus aureis in campo rubeo; S. 44: pannus antiquus de serico violaceo ad rotas cum leonibus in ipsis rotis et lilia inter ipsas rotas (vgl. T. 99, Abb. 308); S. 28: pluviale de opere veneto ad rotas cum leonibus aureis cum capitibus de serico intico, cum aurifrisio antiquo usw. Andere venezianer Kreismuster beschreibt das Inventar der Kirche S. Georges du Puy en Velay vom Jahre 1351, s. Gay, Glossaire S. 586.

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