National Institute of Informatics - Digital Silk Road Project
Digital Archive of Toyo Bunko Rare Books

> > > >
Color New!IIIF Color HighRes Gray HighRes PDF   Japanese English
0016 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2 / Page 16 (Color Image)

New!Citation Information

doi: 10.20676/00000240
Citation Format: Chicago | APA | Harvard | IEEE

OCR Text

 

chender Musterbildung vorhanden. Der weiße Seidendamast der Cölner Kunibertkirche (Tafel 50), in der Zeichnung der springenden Panter dem Augsburger Panterstoff (s. Abb. 217) sehr nahestehend, umrahmt die Tierbilder mit länglichen Vierpässen. In loserer Anordnung zeigt die Vierpaßfelder ferner der Maastrichter Stoff mit blauen Buckelochsen (Tafel 51 b = Abb. 218), den das Grundmuster aus gestielten Herzblättern für Byzanz fest: legt. Denn dieses dem Orient fremde Ornament kommt als Gewandmuster auf byzanti, nischen Goldschmelzwerken und Buchmalereien sehr häufig vor.') Es bildet auch das Grundmuster auf dem bedeutendsten Denkmal byzantinischer Seidenwirkerei, dem Grab, tuch des Bischofs Gunther von Bamberg (-f- 1065) im Domschatz daselbst (s. Tafel 57).

Es ist nicht anzunehmen, daß die aufsteigende Entwicklung der Weberei im 10. Jahr: hundert die den frühmittelalterlichen Tiermustern eigentümliche Unbeholfenheit und Starr, heit sofort und in allen Betrieben beseitigte. So mangelhaft noch die Tierzeichnung auf dem Damast aus S. Kunibert (T. 50) ist, so weist doch der Stil des Blattwerkes dieses Gewebe schon in das 10. Jahrhundert, und der blaugelbe Stoff auf Tafel 51 a in Würzburg könnte nach den Ranken in den Kreisbändern noch jünger sein, obwohl die Tauben noch so steif, eckig und primitiv herausgekommen sind wie nur möglich. Um die Wende des 10. Jahrhunderts ist das Maastrichter Überbleibsel eines byzantinischen Löwenstoffes mit Kreisschema auf Tafel 23 c anzusetzen, weil sowohl die Blätter der Zwickelrosette — die übrigens jede Möglichkeit persischer Arbeit ausschließen — als auch die Zeichnung der Löwen, soweit sie bei dem fragmentarischen Zustand noch zu erkennen ist, mit zwei Marmorplatten aus dem Jahre 1008 im Dom von Torcello genau übereinstimmen2). Beträchtlich älter ist das noch unvoll, ständigere Fragment eines Tierstoffes auf Tafel 52 b, ebenfalls der Servatiuskirche zu Maas, tricht gehörig. Das seltsame Motiv eines von gegenständigen Löwen, darüber von Vögeln flankierten Baumes mit Trauben, dessen untere Äste in Tierköpfe auslaufen, ist auf der vom Patriarchen Sicvald von Aquileja (762-776) gestifteten Marmorplatte am Taufbrunnen in Cividale dargestellt, also auf einem longobardischen Werk des byzantinischen Einflußbe, reiches3). Trotz einiger Änderungen, die die barbarische Hand der longobardischen Bild, hauer hineingebracht hat, bleibt der Zusammenhang doch augenfällig.

Wie auf islamischer Seite ist auch in Byzanz während des Mittelalters zu Gunsten der Tiermuster ein Rückgang der figürlichen Darstellungen eingetreten. Die Überbleibsel sind sehr spärlich. Die byzantinische Nachbildung und Umdeutung des persischen Löwenwür, gerstoffes von Sens ist bereits im Zusammenhang mit der Vorlage besprochen (vgl. I S. 96 und Abb. 133). Das spätantike Motiv des Quadrigalenkers hat der schmale Stoffrest auf Tafel 11 b mit dem Bild eines nimbierten Basileus, der das Perlendiadem der Rhomäer trägt, ins frühe Mittelalter herübergenommen°). Das hervorragendste Denkmal ist der Kaiserstoff aus Mozac in Lyon (Abb. 219), von dem auch der Bargello ein kleines Stück besitzt. Auf schwarzblauem Grund sind in einem Kreis von ungefähr 60 cm Durchmesser gegenständig verdoppelt neben einem Baum Reiter auf der Löwenjagd in blaßgelb (oder richtiger in Rohseidenfarbe) und rot mit wenig hellblau dargestellt, die durch die Tracht als byzantinische Kaiser gekennzeichnet werdens). Denn die lange bis zu den Füßen herabreichende Ärmel,

') Z. B. in dem für Kaiser Nikephoros Botaniates 1078-1081 geschriebenen ChrysostomusCodex in Paris.

  1. Vgl. Cattaneo, L'architettura in Italia fig. 163 für die Blätter, fig. 165 für die Löwen; auch Venturi I I fig. 132.

  2. Cattaneo fig. 36; Venturi II fig. 105. — Sehr ähnlich ist der Baum mit Tierköpfen auch auf dem Sarkophag der Teodota in Pavia aus dem B. Jahrh. gestaltet; Cattaneo fig. 69.

  3. Der Stoff stammt aus einem Reliquiar in Verdun und ist aus der ehemaligen Sammlung Liénard in das S. Kens. Mus. übergegangen.

3) Im Liber pontificalis erwähnt die Vita Papst Gregors IV (1- 844) ein Velum oloverum habens hiss toriam imperatoris, d. h. nach dem Sprachgebrauch des Papstbuches ein Muster mit Kaiserfiguren.

4