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0019 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2 / Page 19 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000240
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Abb. 220. Byzantinischer Kaiser, Seidenwirkerei vor 1065.

Domschatz Bamberg.

tunika stimmt in dem reichen Besatz von Brustclaven oben, Gammadien unten, dem Orbiculus über dem Knie und dem Gürtel mit Behangstücken ebenso wie das prun. kende Pferdegeschirr genau überein mit dem gewirkten Kaiserbild in Bamberg (Abb. 220)'). Auch die Fanones am Pferdeschweif sind dort vorhanden. In Mozac diente der Kaiserstoff als Umhül% lung von Reliquien, die Pipin der Kurze dorthin geschenkt hatte. Das führt auf die Mitte des B. Jahrhunderts und diese Da% tierung wird durch den Stil durchaus ge• stützt. Das Motiv der Löwenjagd, die Zeichnung der Löwen und Jagdhunde (zu vergleichen mit den Pantern und Hun: den auf dem oströmischen Jagdstoff im Vatikan s. Tafel 18 = Abb. 90) und die Blüten in den Kreisbändern wahren noch den Zusammenhang mit der spätantiken Weberei Ostroms, während in der Haltung der Reiter das Mittelalter zum Worte kommt. Man kann den Unterschied zwi. schen der spätantiken Auffassung und dem byzantinischen Stil des Mittelalters in der Weberei nicht deutlicher veran% schaulichen, als durch den Vergleich der Kaiserbilder von Mozac mit einem der

alexandrinischen Löwenjagdstoffe, etwa den Amazonen von Säkkingen auf Tafel 8 (Abb. 70). Dort im 6. Jahrhundert bei maßvoller Größe des Musters sprühendes Leben, ein Abglanz

antiken Schwunges, keine Bewegung bei Mensch und Tier, die nicht der Verdeutlichung

der Handlung diente. In Byzanz 200 Jahre später ist die Handlung nichts, der feierliche Aufzug des Herrschers in würdevoller Haltung und im Prunk des Hofornats alles. Starrer

stilisiert, aber nicht viel jünger ist der gelb, grün und rot auf dunkelblau gewebte Stoffrest

der Stiftskirche in Gandersheim (Abb. 221). Er zeigt in etwas kleinerem Maßstab als Mozac bei aller Unvollständigkeit noch mächtig ausdrucksvoll einen reitenden Basileus,

das Kreuzdiadem auf dem Haupt und den Lanzenschaft schräg vor der Brust, gleich dem Kaiser auf der Rückseite des schönen byzantinischen Elfenbeinkastens im Dom von Troyes2). Die strenge lineare Zeichnung des Kopfes gleicht am ehesten den Münzbildern Leo des Isauriers und Konstantins V (741-775)3).

Sonst sind keine byzantinischen Figurenstoffe mehr bekannt und nur mittelbar erfährt man, daß solche wohl auch späterhin noch gemacht wurden. Im Zeremonienbuch des

  1. Auf dem Grabtuch in Bamberg ist zwar grade die Kaiserfigur zum großen Teil zerstört, doch ist die Ergänzung von Cahier und Martin richtig und durch die vorhandenen Reste bestätigt. Eine Original= Aufnahme der kostbaren Decke im heutigen Zustand enthält das von Bassermann=Jordan vorbereitete Tafel- werk „Der Bamberger Domschatz".

  2. Diehl, Manuel fig. 306; ein kleines Bruchstück desselben Gewebes besitzt das herzogl. Museum in Braunschweig.

  3. Venturi II fig. 500.

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