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0023 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2 / Page 23 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000240
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Abb. 224. Byzantinische Kaiserin, Ende 11. Jahrh. Aus der Chrysostomus, Handschrift in Paris.

stützen; wo diese versagen, führt in der Regel der besondere Farbengeschmack des byzantinischen Mittelalters auf die richtige Fährte. Im Gegensatz zur lebhaften Buntheit der spätantiken Stoffe alexan, drinischer Richtung und der Mehrzahl der musli, mischen Gewebe bevorzugten die Rhomäer im Mittelalter als Grundfarbe die tiefen Purpurtöne violett und dunkelblau mit einfarbig schwarzen, grünen, gelben Mustern; die düstere Zusammen, stellung von schwarz mit violett oder blau oder bräunlichem Purpurrot war besonders beliebt. Die Datierung der Ornamentstoffe ist schwieriger, weil die anspruchslosen und zweckmäßigen Verbin, dungen der Rauten und Rosettenmotive vom Ge, schmackswechsel wenig berührt wurden und sich ohne merkliche Veränderungen Jahrhunderte lang im Gebrauch erhalten konnten.

Das aus dem alten Kreisschema abgeleitete Rankenmuster des Aachener Stoffes Tafel 52 a (Abb.

Abb.223. Kaiser Nicephoros 225) wird durch die als gehenkelter Fruchtkorb ge,

Botaniates (1078-1081) aus staltete Blüte zwar nicht für Byzanz im engeren Sinn,

der Chrysostomus : Hand, aber doch für Ostrom beansprucht, da ähnliche der schrift in Paris.

orientalischen Ornamentik unbekannte Fruchtkörbe

im Rankenwerk spätantiker Wirkereien vorkommen'). Nach seiner starken Farbigkeit könnte der Stoff noch in Alexandria im 7. Jahrhundert entstanden sein. Der Spätantike steht auch das verwandte Gewebe Tafel 53b noch nahe, dessen Kreise eine entstellte und kaum mehr ver, standene Nachbildung der sassanidischen Glockenpalmette (vgl. T. 23a u. Abb. 139) ent, halten. Tiefer ins Mittelalter hinein führt das in vielen Museen (Berlin, Paris, Lyon, London, Pest u. a. O.) verbreitete schöne Gewebe Tafel 53a (Abb. 226), das jene polygonale Flächen, teilung aus Kreuz; und Sternfeldern aufweist, von der später die persische Fliesenkeramik des 13. Jahrhunderts so reichen Gebrauch gemacht hat. Doch bezeugt nicht bloß die Farbenwahl — gelb und grün auf dunkelblau — die griechische Arbeit, sondern auch das kreuzförmige Blattgebilde, da dieses genau so auf einem evident byzantinischen Purpurstoff des Berliner Kunstgewerbemuseums wiederkehrt. Der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts ist der rotgelbe Rautenstoff aus dem Madelbertaschrein in Lüttich (Tafel 54 b = Abb. 227) zuzuweisen. Die Pflanzen in den Feldern und die Mandelformen erinnern an die Ornamentik der Koptenseiden von Achmim (vgl. T. 3 u. 5) und die kreuzförmigen Monogramme sind an byzantinischen Arbeiten des 6. und 7. Jahrhunderts, zum Beispiel in den Silberstempeln des Keryniaschatzes mehrfach nachzuweisen 2). Das Monogramm zeigt links H, rechts K, oben über einem P das V der Genitivendung, unten A und in der Mitte O. Im Kreuz selbst stecken L und I. Es enthält somit alle Buchstaben des Namens HPAKLIOV und muß, da es als Weberzeichen in so auffälliger und dekorativer Form nicht aufgefaßt werden kann, auf den Kaiser He, raklios (610-641) bezogen werden, da der Stil auf diese Zeit hinweist'). Als besonders

') Vgl. Gerspach, Tapisseries coptes fig. 94.

2) Dalton, A byzantine Silver treasure from Kerynia, Archeologia 1906. Dazu weitere Beispiele ab- geb. bei M. Rosenberg, Der Goldschmiede Merkzeichen 1911, S. 1140.

;) Auf ein byzantinisches Muster (vgl. J. Braun, Liturg. Gewandung fig. 141) geht der russische Brokat mit Kreuzen und Monogrammen Christi Tafel 54a zurück, wie überhaupt die russische Kunst im Dienst der orthodoxen Kirche einen erstarrten Byzantinismus in die Neuzeit hinübergeführt hat. Andere Stoffe

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