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0032 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2 / Page 32 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000240
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lich; Scheibenkreise zeigt einerseits das Pegasusmuster im Utacodex aus dem Beginn des 11. Jahrhunderts, andrerseits ein von Wilmowsky in unklarer Skizze veröffentlichter Seiden: stoff mit Hippokampen vom Grabgewand des Trierer Erzbischofs Arnold I (1169-1183).') Es ist schwer, zwischen den beiden Möglichkeiten zu entscheiden. Für das lange Nachleben solcher Muster spricht eine Stelle im Inventar der Londoner Paulskirche von 1295: „Item baudekynus rubeus cum magnis rotellis et griffonibus et elephantis infra rotellis". Aus der; selben Werkstatt wie der Stoff mit den drei Tieren stammt ein Fragment aus dem Amster, damer Reichsmuseum mit geflügelten Löwen (Abb. 238),2) dem zu entnehmen ist, daß Kreismuster und Reihenmuster, Einzeltiere und Tierpaare nicht verschiedenen Entwick: lungsstufen angehören, sondern gleichzeitig in einer und derselben Werkstatt gemacht wurden. Schließlich ist hier noch das Darmstädter Bruchstück mit Pferdeköpfen auf Tafel 14 a einzureihen.

Zu den Zeugnissen der persischen Stilrichtung des 10. Jahrhunderts sind auch die beiden Löwenstoffe aus den kaiserlichen Werkstätten von Konstantinopel zu rechnen (Tafel 62 bis 66), obwohl die Löwen ihre orientalische Abkunft nicht ganz so deutlich zur Schau tragen, wie die vorgenannten Fabelwesen. Vergegenwärtigt man sich jedoch den plastischen Baldachin über dem Thron des Darius in Persepolis mit seinen schreitenden Löwen in Reihen übereinander,3) so offenbart sich auch in den beiden wahrscheinlich zu ähnlichen Zwecken gewebten Imperialstoffen das altorien: talische Gepräge. Es ist kaum nötig, noch auf persische Einzelheiten, wie den steif still, sierten Bart rund um die nach vorn gewendeten Löwenköpfe (vgl. den Jesdegerdstoff Tafel 26, Abb. 105) hinzuweisen. Das Siegburger Pallium aus dem Annoschrein (Tafel 62-64=Abb. 239) von 230 cm Länge mit sechs mächtigen Löwen von je 75 cm Länge zählt zu den bedeutendsten Denkmälern der Seidenweberei des Mittelalters. Die Fär: bung ist nach byzantinischer Art von vornehmer Mäßigung. Die Löwen stehen in dem schlichten Graugelb der ungefärbten Seide auf violettem Purpurgrund und nur sparsam ist für die merkwürdig naturalistisch gezeichneten Granatapfelzweige und für die Augen gelb und blau eingeschossen. Zwischen jedem Löwenpaar ist die Bezeichnung der Staatswerkstatt eingewebt:

EIII PQMANOY KAI XPI2:TOOQPOY

TSiN OIAOXPLTON LEXHOTQN.

„Unter Romanos und Christophoros, den christliebenden Herrschern". Sie datiert das Gewebe auf ein Jahrzehnt, da die gemeinsame Regierung Romanos I Lekapenos und seines Sohnes Christophoros nur die Jahre 921 bis 931 umfaßte.

Der auf Tafel 65 nach den Resten in Düsseldorf, Krefeld und Berlin rekonstruierte und auf Tafel 66 in den Farben wiederhergestellte Löwenstoff ist eine Ruine. In den Ab: messungen dem Siegburger Stück gleichend, zeigt er einen strengeren Stil, obwohl er wenig, stens ein halbes Jahrhundert jünger ist. Nach der unvollständigen, aber mit ziemlicher Sicherheit ergänzten Inschrift:

EIIIKQN2 T AN(TIN)OY KAI BA2'IAEl(lY

TS?N OIAOXPIXTQN 4EIIIOTQN

ist er während der Regierung Basilius II, des gewaltigsten Autokrators aus dem makedo- nischen Hause und Bulgarenüberwinders zwischen 976 und 1025 gewebt worden.') Stoffe

  1. Wilmowsky, Die Grabstätten der Erzbischöfe im Dom zu Trier, T. 6.

  2. Farbig in „Meisterwerke muhammed. Kunst 1912" T. 177.

  3. Sarre-Herzfeld, Iranische Felsreliefs fig. 65.

  4. Ober Imperialstoffe solcher Gattung wird in Schriftquellen mehrfach berichtet. Vom Bischof Guald- ricus von Auxerre (918-933) erzählt die Historia episcoporum Autissiod., daß er für ein in seiner Kirche

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