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0054 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2 / Page 54 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000240
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Der Herkunft nach kennt das römische Verzeichnis zwei Gattungen von Darmgold: fäden: aurum filatum de opere Romanie und aurum filatum de opere ciprensi. Ueber den Unterschied geben die erhaltenen Gewebe und cyprischen Stickereien Aufschluß: Der byzantinische Darmgoldfaden war sehr fein, stark vergoldet und um einen gelben Seiden: kern gewickelt, der cyprische dagegen bestand aus einem dicken Leinenfaden mit breiterer Darmhülle. Die Herstellung dieses Gespinstes blieb keineswegs auf Byzanz und Cypern beschränkt; im Orient haben Mesopotamien und Ägypten und späterhin wohl die meisten Gegenden, die ein regsames Seidengewerbe besaßen, solche Goldfäden geliefert. Italien blieb nicht zurück; schon im 13. Jahrhundert wurden in Lucca Gold; und Silberfäden der cyprischen Gattung gesponnen, dann in Genua, Venedig, Mailand und Florenz.') Spanien verwebte im späten Mittelalter einen dem byzantinischen aurum filatum ähnlichen Darm: goldfaden mit gelbem Seidenkern. Nur Ostasien scheint den Darmgoldfaden bloß in sehr beschränktem Maße aufgenommen zu haben; es gibt zwar einige spätmittelalterliche chine, sische Brokate mit aurum filatum (s. T. 110), in der Regel verwebte China jedoch ungedrehte, platte Lederriemchen mit einseitiger Vergoldung, an deren Stelle späterhin schmale Streifchen von vergoldetem Papier getreten sind.

Im späten Mittelalter ist zuerst Italien, ohne das aurum filatum ganz aufzugeben, zu dem gediegenen Metallfaden zurückgekehrt; schon um 1400 kommen vereinzelte italienische Brokate mit blank vergoldetem, um eine Seidenseele gesponnenem Silberlahn auf (s. T. 196) und im 15. Jahrhundert blieb das Darmgold den leichteren Seidengeweben und Stickereien vorbehalten, während für die schweren Samtbrokate der Spätgotik immer vergoldeter Silber: lahn gewählt wurde.

E. Die italienischen Seidenstoffe des 13. Jahrhunderts.

Das 13. Jahrhundert sah die Seidenweberei Oberitaliens bereits in voller Tätigkeit. Es trafen mancherlei äußere Umstände zusammen, die das Aufblühen des italienischen Ge; werbes begünstigten. Die stärksten Seidenländer, mit denen Italien den Wettbewerb auf dem Weltmarkt bestehen mußte, wurden im Laufe des 13. Jahrhunderts von schweren po, litischen Katastrophen heimgesucht, die ihre Kräfte auf lange Zeit lähmten. Persien mit seinem ergiebigen Seidenbau und das Irak hatten die Raubzüge Dschingiskhans und die nachfolgenden Verheerungen der Mongolen zu überstehen ; Byzanz, durch die von 1204 bis 1261 währende Frankenherrschaft geschwächt und in Kleinstaaten zerrissen, war der wirtschaftlichen Ausbeutung durch Venedig und Genua preisgegeben. Auch das König: reich Sizilien sank von der stolzen Höhe des Wohlstands, der Bildung und des Gewerb: fleißes, auf die Kaiser Friedrich II sein Erbland emporgehoben hatte, während der Kämpfe zwischen den letzten Hohenstaufen und Karl von Anjou rasch herab, und die Insel hat später unter aragonischer Verwaltung die frühere Bedeutung nicht wiedererlangt. Die Hafenstädte Venedig, Genua, Pisa waren dagegen die Herren des Mittelmeeres geworden und in ihren Händen lag der Levantehandel, der dem italienischen Seidengewerbe den Roh= stoff zutrug und ihrer Ausfuhrware einen weiten Abnehmerkreis sicherte. Vor allem kam der kulturelle Aufschwung Italiens der Seidenweberei zugute. Die Blüte des Städtewesens schuf allerwärts, wo der Handel Reichtümer häufte, nicht nur in Italien selbst, sondern auch in Deutschland, Frankreich, England einen für Luxuserzeugnisse begehrlichen und aufnahmefähigen Mittelstand.

Sichere Nachrichten über die Anfänge der mittelalterlichen Seidenweberei Italiens sind dürftig. Heyd2) erzählt, leider ohne Angabe der Quelle, daß während des Bildersturms,

') Heyd, Levantehandel II S. 680.

2) Geschichte des Levantehandels II S. 684.

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