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0093 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2
絹織物の美術史 : vol.2
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2 / 93 ページ(カラー画像)

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doi: 10.20676/00000240
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stück Petri, ist verloren, ebenso der Rand mit kleinen Heiligenfiguren (Abb. 303)'). Im 16. Jahrhundert hat man das Gewebe zu einem Antependium beschnitten ; nach den früheren Abmessungen war es ein Altaraufsatz, und zwar, da Peter und Paul die Patrone der regensburger Domkirche sind, für deren Hauptaltar bestimmt. Bei dem spätromani: schen Stil des Bildes kann als Besteller von den regensburger Bischöfen nur Heinrich II (1277-1296) in Frage kommen, derselbe, von dem ein gleichzeitiger Chronist berichtet, daß er den damals eben in Gebrauch genommenen Neubau des Domes freigebig mit vielen Paramenten und Altargeräten ausgestattet hat.

Die Webetechnik ist von den gleichzeitigen italienischen Stoffen, ebenso wie von den griechischen und islamischen, ganz wesentlich verschieden. Der musterbildende Einschlag besteht aus vergoldeten (bei anderen Stücken der Gattung auch versilberten) Darmhaut, fäden auf Leinenkern und aus sehr zarter ungedrehter Seide in den Farben weiß, violett, gelb, grün und rot. Der Goldfaden wird für Grund und Bilder überaus reichlich angewandt, wie es etwa auf der die ursprüngliche Wirkung wiederherstellenden Tafel 97 zu sehen ist. Doch scheint er von geringer Güte, da der Goldglanz fast durchweg verschwunden oder geschwärzt ist. Die senkrechte Bindung der Schußfäden besorgt ein feiner, mit freiem Auge kaum bemerkbarer Seidenfaden. Darunter liegt als das besondere Merkmal der regens; burger Stoffe eine dichte Kettenwand aus starken Leinenfäden, die selbst nicht binden, sondern nur den Körper oder das Gerüst des Gewebes bilden. Der Zweck dieser Zutat ist klar: Die regensburger Weber, fern von den Rohstoffquellen, hatten augenscheinlich An: laß so sparsam wie möglich mit dem Seideneinschlag umzugehen. Für sich allein zu zart und spärlich, gewinnt er Halt und Unterlage durch die füllende Leinenkette, die er, immer je zwei Fäden zusammenfassend, in dünner Farbschicht überdeckt. Ist der Stoff gut er: halten, so wird die Leinenkette, da sie nicht bindet, weder vorn noch hinten sichtbar, nur verleihen ihre schnurartig dicken Leinenfäden dem Gewebe häufig ein ripsartiges Aussehen und dort , wo die Grenze einer Farbfläche senkrecht an einem Kettfaden entlangläuft, bilden sich Furchen, die an die Schlitze von Wirkereien erinnern. In der Regel ist von den regensburger Stoffen die allzu dünne Oberschicht des farbigen Seideneins schlags zum größeren Teil abgerieben, sodaß die grauen Leinenschnürchen der Füllkette lose und ungebunden zutage treten. Die photographische Aufnahme Tafel 104a läßt die beschriebene Textur deutlich erkennen; die silbernen, grün konturierten Löwen innern halb der Kreise standen ursprünglich auf weißem Seidengrund, der bis auf geringe Spuren verloren ging; daher sind zwischen den Löwen die bloßliegenden Kettenschnür; chen sichtbar.

Auf Grund dieser eigentümlichen Textur ist es nicht schwer, unter den stilverwandten romanischen Stoffen die dem Altaraufsatz des Bischofs Heinrich gleichartigen, also regenss burgischen Gewebe herauszufinden. Das Bild der Geburt Christi auf der Wartburg (Tas fel 97=Abb. 304) schließt sich dem Altaraufsatz am nächsten an; die gleiche spätromas nische Stilstufe spricht für gleichzeitige Entstehung um 1280; ein wesentlich höheres Alter wird schon durch die zur Frühgotik neigende Figur des Hirten ausgeschlossen. Die breit: beinige Stellung der Heiligen des Altarbildes wiederholt sich in dem Nicolausstoff des Rostocker Kreuzklosters (Abb. 305). Der Heilige, der ebenfalls ein Buch in der verhüllten Linken trägt, steht unter einem Rundbogen, den beiderseits Streifen mit dem auf Tafel 104a wiederkehrenden Rautenmuster einfassen. In senkrechten Reihen wechseln mit dem Sanc: tus Nicholaus Bilder der Muttergottes. Von ihrem Thronsitz sind als Stützen zwei Basis

') Die photographische Aufnahme gibt, wie die Abb. bei Farcy, La Broderie I S. 32 zeigt, kein deut. liches Bild; ich habe daher die in der Zeitschrift für christl. Kunst I T. 18 von Jakob veröffentlichte Ums rißzeichnung vorgezogen. Das Gewebe gehört jetzt dem Regensburger Dom, für den es einst geschaffen worden, wird aber gegenwärtig im Bischöflichen Palast daselbst aufbewahrt.

Falke, Seidenweberei.

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