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0118 Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2
Kunstgeschichte der Seidenweberei : vol.2 / Page 118 (Color Image)

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doi: 10.20676/00000240
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fach gerundeten Scheiben und der Ranken mit baumschwammför, migen Blättern (gleich Abb. 327) jede Möglichkeit islamischer Ent, stehung ausschließt. Ein ähnliches Muster ist auf einem um 1300 an, gesetzten chinesischen Bild dar:

gestellt.   Unser Drachenstoff,
der sehr gut erhalten ist, obgleich er als Kasel gedient hat, ist jeden, falls jünger, wie auch das gleich: artige Fragment Tafel 110a; immerhin spricht aber die in China sehr seltene Verwendung von sarazenischem Darmgolds faden noch für das Mittelalter.

Die Meßgewänder der Alten Kapelle in Regensburg bestehen aus Brokaten mit verschiedenen Mustern, aber von ganz einheit, licher Textur und gleicher Her, kunft. Die Fläche ist überall in abwechselnd schmale und breite,

Abb. 338. Dalmatik aus chinesischem Brokat. 14. Jahrh.   mit der Kette laufende Streifen ge,

Alte Kapelle in Regensburg.   teilt. Der Schuß besteht aus vers

goldeten oder versilberten Leders streifchen und aus schwarzer Seide; den farbigen Grund—hellblau, hellrot, blaßgrün—bilden Kettfäden in Atlasbindung. Rein chinesisch, ohne islamische Elemente außer der Schrift, ist die Dalmatik Abbildung 335, deren Hauptmuster auf Tafel 111 a (Abb. 336) dargestellt ist. In den blauen Streifen sehen wir quadratisch abgeteilt die von chinesischen Zellenschmelzarbeiten genugsam bekannten geometrischen Grundmuster aus sich schneidenden Kreisen, Rauten mit Hakenkreuzen; darüber gelegt Rosetten und Mondsicheln, letztere mit den Baumschwamm; ranken gefüllt, wechselnd mit einer Lotuspalmette, die als Vorform des spätgotischen Gras natapfels sehr bemerkenswert ist. Die roten Breitstreifen enthalten in Rechtecken eins der landläufigsten chinesischen Tierbilder, zwei Löwen in heftiger Bewegung einander zuge, wendet mit einer bandumflatterten Kugel oder Scheibe spielend. Ob die letztere ein Ju, wel (Tschu) oder eine Münze (Tschien) bedeutet, ist hier belanglos; so oder so ist sie eins der Pa Pao, der „acht kostbaren Dinge", die zum eisernen Bestand chinesischer Symbolik zählen.2) In den Schmalstreifen sind Hasen und Böcke vor Hunden oder Panthern fliehend dargestellt, dann Enten und Fische paarweis miteinander spielend. Die Ärmel dieser Dal, matik sind aus einem anderen Stoff angesetzt, der an Stelle der Löwenpaare die zwei kaiserlichen Tiere, Drache und Fonghoang aufweist. Von diesem Muster ist außerdem noch eine ganze Kasel in der Alten Kapelle vorhanden. Die geometrischen Grundmuster, die lebendig aufgefaßten Wendungen der Fische, Enten und Löwen, die flackernden Zots teln und breiten Schwanzquasten der letzteren , Alles das könnte gar nicht chinesischer wiedergegeben werden. Die Tatsache, daß dieses Muster nur von einem in der chinesischen Formensprache geschulten Zeichner oder Weber geschaffen sein kann, ist bloß durch die

  1. Tajima V, 16; Kunst und Kunsthandwerk VIII 1905, S. 627.

  2. Vgl. Bushell, Chinese art II S. 54.

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